Es war zwar kein schwarzes Loch, aber doch eine deutliche Delle, die das Raumfahrtunternehmen OHB in der Corona-Pandemie in seinen Bilanzen verzeichnete. Auch in den Montagehallen für Satelliten und Raketen fehlten vorübergehend Bauteile und Personal, Aufträge verzögerten sich. Mittlerweile jedoch greifen die Bremer Satellitenbauer wieder nach den Sternen: Die Umsatzmilliarde ist erreicht, der Kurs geht in Richtung Wachstum. Für seine Werke – auch für das Stammwerk in Bremen – sucht OHB zusätzliches Personal.
Raumfahrtkonzern OHB steigert Umsatz und Gewinn
"Wir sind mit den Zahlen zufrieden", sagte ein entspannter Firmenchef Marco Fuchs bei der Vorlage der Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Zwar überschattete der Krieg in der Ukraine auch den eigentlich grenzenlosen Weltraum, aber in den Bilanzen des Unternehmens schlug sich das vorläufige Aus für die Kooperation mit Russland nicht nieder. Nach der "Coronadelle" 2020/21 stieg der Umsatz wieder auf knapp über eine Milliarde Euro. Als Gewinn blieben davon 63 Millionen Euro (vor Steuern) im Unternehmen hängen, ein Sprung um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Den größten Beitrag leistete wie üblich der Bau von Satelliten, den OHB im Geschäftsbereich Space Systems zusammengefasst hat. Höhepunkte waren hier der Start des Erdbeobachtungssatelliten Enmap im April und des ersten Meteosat-Satelliten der dritten Generation (MTG) im Dezember. Aber auch mit kleinen Satelliten-Plattformen, die OHB in Schweden, Italien und Luxemburg baut, war das Unternehmen nach eigener Einschätzung erfolgreich.
Der Geschäftsbereich Aerospace, der den Bau von Kleinraketen und Raketenteilen umfasst, schreibt nach den Verlusten im Jahr 2020 wieder schwarze Zahlen. Hier wartet man auch bei OHB weiter auf den Erstflug der europäischen Trägerrakete Ariane 6, für die das Tochterunternehmen MT Aerospace die Tanks baut. Zuletzt hatte der Raketenbauer Ariane einen Starttermin Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Bei OHB geht man jedoch mittlerweile davon aus, dass die Rakete erst im kommenden Jahr einsatzbereit sein wird.
Sojus-Raketen entfallen als Transportvehikel
"Europa verfügt derzeit nur sehr eingeschränkt über einen eigenen Zugang zum All", bedauerte Fuchs. Durch das Ende der Kooperation mit Russland entfallen die Sojus-Raketen als Transportvehikel – was unter anderem dazu führt, dass zehn von OHB gebaute Navigationssatelliten des Galileo-Systems auf dem Firmengelände eingelagert statt ins All geschossen werden. Die italienischen Trägerraketen Vega und Vega-C legten zuletzt Fehlstarts hin; die Ariane 6 ist weiterhin nicht verfügbar. Und vom Vorgängermodell Ariane 5 stehen nur noch zwei Exemplare auf der Rampe. Der letzte Start ist für Juni geplant – mit dem von OHB gebauten Kommunikationssatelliten "Heinrich Hertz" an Bord.
Doch trotz der Engpässe an der Startrampe ist OHB für die kommenden Jahre optimistisch. Aus dem Milliardenumsatz des vergangenen Jahres sollen bis 2026 gut 1,6 Milliarden Euro werden. Für das Werk in Bremen setzt man auf Aufträge aus dem "Iris"-Programm der EU, einem Netzwerk von abhör- und störungssicheren Kommunikationssatelliten. "Wir hoffen, dass wir bei der Vergabe mit einem guten Beitrag dabei sind", sagte Fuchs. "Davon wird der Standort Bremen profitieren."
OHB sieht positive Perspektiven für Standort Bremen
Auch mit dem Bau von Radar- und Aufklärungssatelliten für die Bundeswehr ist OHB gut im Geschäft. Aus dem 100-Milliarden-Euro-Programm der Bundesregierung dürfte jedoch nicht allzu viel für neues Weltraumgerät abfallen. "Das war auch nicht zu erwarten", sagte OHB-Strategie- und Entwicklungschef Lutz Bertling. "In diesem Bereich ist der Nachholbedarf nicht so groß." Im Rennen ist OHB hier bei der Auftragsvergabe für einen militärischen Kommunikationssatelliten der nächsten Generation – ein Milliardenprojekt.
Insgesamt sieht man bei OHB die Perspektiven für den Standort Bremen so positiv, dass man das Personal aufstocken möchte. Zurzeit arbeiten von den gut 3000 OHB-Beschäftigten mehr als 1200 in Bremen. "Wir gehen in den kommenden ein bis zwei Jahren von einem Zuwachs um zehn Prozent aus, also 100 bis 150 zusätzliche Stellen", kündigte Personalchef Klaus Hofmann an.