Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Handelskammer Bremen Für ein besseres Klima im Schütting

Mehr als 700.000 Euro investiert die Handelskammer in ihre Gebäude, um diese fit für die Zukunft zu machen. Damit wollen die Wirtschaftsvertreter unterm Strich nicht nur Geld sparen, sondern auch Vorbild sein.
13.06.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Für ein besseres Klima im Schütting
Von Maren Beneke

Die Handelskammer Bremen nimmt viel Geld in die Hand, um ihre Emissionen deutlich zu senken. Gut 740.000 Euro will die Wirtschaftsvertretung in ihre Gebäude in Bremen und Bremerhaven, zu denen das Haus Schütting am Marktplatz gehört, investieren. Einen entsprechenden Beschluss hat das Plenum der Kammer gefasst. "Wir stellen Geld zur Verfügung für Projekte in der Erwartung, dass sie sich auf verschiedene Art rechnen", sagt Präses Eduard Dubbers-Albrecht.

Dafür sollen Fenster isoliert, Lampen auf LED-Beleuchtung umgestellt, die Lüftungstechnik saniert, der Fuhrpark weiter auf E-Autos umgestellt werden. Aus den Steckdosen kommt bereits Ökostrom, geheizt wird mit Ökogas. Das ist ein Teil der Maßnahmen, die bereits umgesetzt sind oder noch anstehen. Das Ziel: Bis Ende 2026 sollen die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2019 – also dem letzten Jahr, in dem vor der Pandemie normal in den Gebäuden gearbeitet wurde – um 72 Prozent sinken. Für die Kammer wird sich das auf lange Sicht aber auch an anderer Stelle auszahlen: Sie spart, wenn alle Beschlüsse umgesetzt sind, im Vergleich nach eigenen Angaben 72.500 Euro im Jahr. Dem gegenüber stehen laufende Kosten von 28.000 Euro.

Lesen Sie auch

Vor vier Jahren lagen die Gesamtemissionen der Handelskammer demnach bei knapp 900 Tonnen CO2. "Das ist hoch im Vergleich mit anderen Dienstleistungsunternehmen in unserer Größenordnung", sagt Sylvia Meyer-Baumgartner, die für das Klimaprojekt bei der Handelskammer verantwortlich ist. Das ließe sich in Teilen durch die teils denkmalgeschützten Immobilien und durch die Veranstaltungen und Prüfungen, die in der Kammer durchgeführt werden, erklären. Für die Kammer arbeiten in beiden Städten gut 100 Mitarbeiter.

Die Treibhausgasbilanz der Kammer wurde den Angaben zufolge auf Basis des sogenannten Greenhouse Gas Protocols, einem internationalen Standard zur CO2-Bilanzierung, erstellt. In Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur Energiekonsens und dem Ingenieurbüro Tara wurden im Anschluss für die Standorte Schütting, Prüfungszentrum Martinistraße, Hinter dem Schütting und das Kammergebäude in Bremerhaven entsprechende Energiegutachten erstellt, zu denen neben direkten Emissionen durch den Verbrauch der Heizungsanlagen oder Dienstwagen mit Verbrennermotor auch indirekte Emissionen wie Dienstreisen oder der Berufsverkehr der Mitarbeiter zählen.

"Schneller Effekt"

"Durch die Umstellung auf Ökostrom und LED-Leuchten haben wir direkt einen schnellen Effekt gesehen", sagt Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger. Zusammen mit weiteren Projekten wie etwa dem Austausch von Thermostatventilen oder dem Nutzen von Carsharing bei Dienstfahrten wird der Verbrauch nach eigenen Angaben um 545 Tonnen CO2 sinken. Die restlichen knapp 100 Tonnen sollen eingespart werden, indem etwa die Fenster im Gebäude Hinter dem Schütting erneuert werden oder das Catering auf mehr regionale Lebensmittel umgestellt wird.

"Wir haben uns die hinterlegten Projekte einzeln angeschaut und dann entschieden, welche am meisten bringen und wo die Kosten vertretbar sind", sagt Fonger. In der Politik laufe es oft umgekehrt: Dort werde Geld bereitgestellt und dann nach dem Gießkannenprinzip ausgegeben. Als Beispiel nennt er das Klimaschutzpaket der rot-grün-roten Regierung, das im März durch die Bürgerschaft verabschiedet wurde. "Es geht nicht darum, dass am Ende 2,5 Milliarden Euro ausgegeben sind nur um des Ausgebens willen", sagt Fonger. "Mit dem Geld sollen sinnvolle Dinge getan werden."

Lesen Sie auch

Nicht jedes Unternehmen kann so viel investieren wie die Handelskammer. Das wissen die Wirtschaftsvertreter. "Aber auch mit überschaubarem Budget lassen sich Maßnahmen umsetzen", sagt Fonger. "Jede Firma sollte schauen, was sie sich leisten kann und was ihr am meisten bringt – das können alle tun." Und auch bei der Kammer müsse schließlich auf die Kosten geschaut werden, ergänzt Dubbers-Albrecht. Das Geld stehe bereit, weil in den vergangenen Jahren vernünftig gehaushaltet worden sei. Eine Beitragserhöhung für die Kammermitglieder komme für solche Projekte jedenfalls nicht infrage. "Daran denken wir überhaupt nicht", so der Präses weiter.

Kommen Solarpanels?

Über eine weitere Großinvestition soll in diesem Jahr noch eine Entscheidung fallen: Derzeit wird geprüft, ob es möglich ist, eine Fotovoltaik-Anlage auf die Dächer von Schüttung und dem Gebäude Hinter dem Schütting zu bauen. Meyer-Baumgartner ist überzeugt, dass sich eine solche Anlage am Ende rechnen würde, weil die Verbrauchsspitzen der Kammer tagsüber lägen, wenn die Sonne scheine. Statik und Denkmalschutz müssten aber natürlich berücksichtigt werden. "Wenn wir uns am Ende dafür entscheiden, dann wird direkt umgesetzt", sagt Fonger.

"Die Wirtschaft beschäftigt sich mit Klimaschutz, weil wir es müssen", ergänzt Präses Dubbers-Albrecht. Die Unternehmen sähen darin auch viele Chancen etwa für Innovationen oder Kostensenkungen. Ein weiterer Punkt sei die Verantwortung, die die Wirtschaft jüngeren Generationen gegenüber habe. Dubbers-Albrecht fordert in diesem Zusammenhang von der Politik mehr Planungssicherheit und bessere Rahmenbedingungen. "Wir müssen wissen, wie wir investieren können."

Zur Sache

Unterstützung für Unternehmen

Die Handelskammer bietet unterschiedliche Leistungen im Bereich Klimaschutz für ihre Mitgliedsunternehmen an. Zum einen gibt es Unterstützung durch Berater wie Mirko Kruse. "Als die Energiepreise immer weiter gestiegen sind, sind wir viel auf die Unternehmen zugegangen", sagt er, "heute wenden sie sich viele an uns zum Beispiel wegen EU-Regularien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Firmen." Zudem unterstützt die Kammer Firmen, die sich nach dem Eco Management Audit Scheme (EMAS), eine Umweltmanagementsystem für Unternehmen, zertifizieren und registrieren lassen wollen. Auch Weiterbildungsangebote wie den Zertifikatslehrgang "Fachexperte für Wasserstoffanwendungen" oder Veranstaltungen zu Klimaschutz hat die Wirtschaftsvertretung im Angebot.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)