Nach der Insolvenz von Germania geht es nun um die Frage, was aus den Mitarbeitern werden soll. 1700 sind es insgesamt, in Bremen etwa 100, die meisten davon Flugbegleiter. Sie haben sich am Mittwoch nochmals am Airport getroffen. Für die Monate Januar, Februar und März werden sie Insolvenzgeld erhalten. Germania hatte Montag Insolvenzantrag gestellt und den Flugbetrieb in der Nacht zu Dienstag beendet. Der Bremer Verdi-Bezirksgeschäftsführer Markus Westermann kritisierte, dass die Mitarbeiter so spät über die Insolvenz informiert wurden. Und das Beispiel Germania zeige, welche Folgen es habe, wenn das Billigflieger-Modell bis zum letzten ausgereizt werde.
Die nächsten Wochen wird geprüft, ob ein Weiterbetrieb möglich ist. Bis ein Gericht über die Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens entscheidet, erstellt der vorläufige Insolvenzverwalter ein Gutachten dazu, das in der Regel mehrere Monate dauert. Der Anwalt Werner Meier von der internationalen Wirtschaftskanzlei Simmons & Simmons mutmaßt anhand der hohen Leasingraten aus der Bilanz von 2016, dass Germania wohl über keine eigenen Flugzeuge mehr verfügt.
Die Germania-Mitarbeiter erhalten nun von ihren Gewerkschaften Unterstützung. Janis Schmitt, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, sagt: „Wir werden in den kommenden Wochen Beratungstreffen veranstalten.“ In Bremen müsse man von etwa 35 bis 40 Piloten und Copiloten ausgehen. Ryanair hat bereits aufgerufen, Piloten mögen sich bewerben. Für einen neuen Job, egal bei wem, müssten sie aber wohl die Hansestadt verlassen.
Die besondere Situation: Bei Germania gibt es weder einen Betriebsrat noch einen Tarifvertrag. Das habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder verhindert. Schmitt sagt: „Als wir eine öffentliche Tarifkommission für Germania gegründet hatten, erhielten die Mitglieder eine fristlose Kündigung. Die war natürlich nicht rechtens.“ Gäbe es einen Betriebsrat, wäre es auch einfacher, einen Sozialplan für die Mitarbeiter auszuhandeln.
Schwieriger sei die Situation für das Kabinenpersonal. Der Chef der Gewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, sagt dem WESER-KURIER: „Wir werden alle Airlines aufrufen, den betroffenen Mitarbeitern privilegierte Job-Angebote zu machen.“ Dabei hofft die Gewerkschaft darauf, dass bei einer Einstellung die Anzahl der Berufsjahre berücksichtigt wird. Gleichzeitig sieht Baublies aber auch die Situation, dass die Airlines momentan nicht gerade händeringend nach Flugbegleitern suchten. So sagt Baublies: „Es hatte sich abgezeichnet, dass es kaum Interesse gibt, Germania zu retten. Andere Wettbewerber sehen das als gar nicht so schlecht an, dass dieser Mitbewerber nun verschwindet.“ Gleichzeitig bezeichnet Baublies die Job-Konditionen bei Germania nicht als die allerbesten: „Die sind angesiedelt unterhalb von Eurowings und oberhalb von Ryanair. Einige Ex-Air-Berlin-Mitarbeiter wechselten übrigens zu Germania und sind nun wieder von einer Pleite betroffen.“
Nach der Air-Berlin-Pleite gab es Jobmessen für die Mitarbeiter, bei denen auch die Deutsche Bahn geworben hatte. Inzwischen arbeiten mehr als 100 Air-Berliner als Zugbegleiter, Instandhalter und Disponenten. Einige schulten auch zum Lokführer um. Baublies hätte nichts dagegen, solche Initiativen nun auch für die Germania-Mitarbeiter zu sehen. Gleichzeitig hofft Cockpit-Sprecher Schmitt, dass andere Fluggesellschaften Germania-Strecken übernehmen, auch in Bremen: „Grundsätzlich ist der Bedarf ja da gewesen, und viele wollen nicht erst nach Frankfurt fahren, um in den Urlaub zu fliegen.“ Zumindest in Düsseldorf will sich Lufthansa-Tochter Eurowings um frei werdende Start- und Landerechte bewerben. Der Flugzeugbauer Airbus hat inzwischen eine Übergangslösung für den Werksverkehr zwischen Toulouse und Hamburg gefunden. Die Flüge wurden bislang von Germania gemanagt.