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Schirmherr des Wandels Bundesarbeitsminister Heil besucht Bremer Stahlwerk – und lobt

Hubertus Heil übernimmt beim Wandel im Bremer Stahlwerk eine besondere Rolle. Als Schirmherr wolle er dabei nicht nur ein "Grüßaugust" sein. Die Politik habe noch Hausaufgaben zu erledigen.
17.09.2024, 19:55 Uhr
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Bundesarbeitsminister Heil besucht Bremer Stahlwerk – und lobt
Von Lisa Schröder

Im Bremer Stahlwerk soll sich in den nächsten Jahren viel verändern. Es steht der Hütte ein Umbau für die Geschichtsbücher bevor. Grüner Stahl – das ist die Vision. Viele Schritte liegen bei diesem Marathon noch vor allen. Während der Rundfahrt übers Gelände des Stahlwerks von Arcelor-Mittal wird das deutlich.

Im Radio läuft Queen. "Don't Stop Me Now" singt Freddie Mercury – bitte nicht aufhalten also! Überall auf dem Gelände liegen Coils für den Transport bereit – die massiven Stahlrollen.

Auf der Tour geht es vorbei an den Hochöfen 2 und 3. Die sind heute noch permanent im Einsatz. In Zukunft soll der Stahl jedoch nachhaltig hergestellt werden. Dafür sorgt dann unter anderem eine Direktreduktionsanlage. Wasserstoff kommt dort zur Erzeugung von Eisenbriketts ins Spiel. Elektrolichtbogenöfen sollen Konverter im Stahlwerk ersetzen.

Insgesamt geht es bei der Umrüstung in Bremen und in Eisenhüttenstadt um Kosten von 2,5 Milliarden Euro. Das ist jedoch nur ein Aspekt – die neue Technologie und ihre Kosten. Die Bremer beschäftigen sich aber auch schon lange mit der Frage: Wie nehmen wir die Belegschaft beim Wandel mit? Das Projekt mit dem Motto "Menschen machen Stahl!" rückt die Beschäftigten in den Fokus.
Es hat sogar einen Schirmherrn: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die Aufgabe übernommen. "Ich bin mit Stahl aufgewachsen. Das lässt mich auch persönlich nicht kalt", erzählte der Politiker von seiner Heimatstadt Peine. An diesem Dienstag war er in Bremen zu Besuch – erstmals in der Hütte. "Jetzt geht es um die Zukunft", sagte Heil in seiner Rede. Der Stahlindustrie stünden erhebliche Veränderungen bevor mit "gigantischen Investitionen". Dafür brauche es die Unterstützung der Politik. 1,3 Milliarden Euro seien bereits zugesagt. Bremen stemmt davon 250 Millionen Euro.

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Darüber hinaus geht es aus seiner Sicht jetzt um die Standortbedingungen. Wenn Deutschland Industrieland bleiben wolle, brauche es eine "sichere, saubere aber eben auch eine wettbewerbsfähige Energieversorgung". Die Politik habe da noch Hausaufgaben vor sich. Die Märkte würden aktuell mit Stahl zu Dumpingpreisen überschwemmt. "Wir haben in Deutschland keine Zukunft ohne Stahl", betonte Heil. "Wir wären ganz verflucht bescheuert, wenn wir uns abhängig machen von Stahl aus anderen Ländern und wenn wir diesen Wandel nicht schaffen."

Ute Buggeln erinnerte beim Zusammentreffen an die vielen Krisen der Bremer Hütte in der Vergangenheit. Jetzt gehe es erneut um die Zukunft: "Wir stehen jetzt vor einer Herausforderung, die ihresgleichen sucht – der größte Umbau dieser Hütte." Es gehe dabei nicht nur um die 3500 Arbeitsplätze vor Ort. "Es geht um den Kampf um Stahl hier in Bremen. Und es geht letztlich auch darum, dass Bremen eine Perspektive als Wasserstoffstandort hat", sagte die Geschäftsführerin der IG Metall Bremen und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Arcelor-Mittal Bremen.

Alle Augen sind jetzt auf den Konzern gerichtet. Der Beschluss zur Umrüstung soll im nächsten Jahr fallen. Für Optimismus ist es noch zu früh. Aus Sicht von Thomas Bünger, Deutschlandchef der Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt, muss sich bei den Energiekosten etwas tun. Das sei beim Stahlgipfel in Duisburg deutlich geworden. Die Energiekosten seien immer noch auf zu hohem Niveau: "Wir sind also weit weg von wettbewerbsfähig – innerhalb Europas."

Wenngleich eine Zusage noch aussteht: Das Werk arbeitet längst an der Transformation. Um in Zukunft genug Fachkräfte fürs Stahlwerk zu gewinnen, ist die Zahl der Ausbildungsplätze verdoppelt worden. Nachwuchs ist dringend nötig. In den nächsten zehn Jahren verlässt ein Drittel der Belegschaft das Unternehmen in den Ruhestand. Das Durchschnittsalter liegt derzeit bei 46 Jahren. Der Wandel im Werk ist dabei ein Magnet: Junge Menschen fangen hier deshalb an.

Mehmet Külünkoglu ist Schichtmeister im Hochofen. Als "Zukunftslose" begleitet er die Transformation im Werk. "Die Jüngeren machen sich schon Gedanken: Wie geht es weiter?", erzählt Külünkoglu. Solche Ängste wolle er jedoch nehmen. "Es ist wichtig, dass wir alle gemeinsam an die Geschichte glauben. Wir sind mit Herz und Seele dabei."

Die Idee der Zukunftslotsen im Werk lobte Heil. Das Bremer Stahlwerk sei ein Vorbild, wie die Beschäftigten mitten im Wandel mitgenommen werden könnten: "Das ist ein Exempel, von dem andere lernen können", sagte Heil. Er wolle in seiner Rolle als Schirmherr kein "Grüßaugust" sein, sondern den Wandel des Stahlkonzerns wirklich unterstützen.

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