Die Gründungswochen in Bremen liegen erst ein paar Tage zurück. Da kursiert eine unerwartete Nachricht in der Stadt. Anke Felbor, die Leiterin des Starthauses, hat gekündigt. Erst im August hatte die Managerin die Aufgabe übernommen. Nun will sie zum Ende des Jahres gehen.
Felbor sagte auf Anfrage, sie werde das Starthaus weiter „strategisch begleiten“. Leiten möchte sie es offensichtlich nicht mehr. Ob dafür Auseinandersetzungen mit der Bremer Aufbau-Bank (Bab) gesorgt haben? Unter dem Dach der Förderbank wird die Gründungsinitiative Starthaus entwickelt. Es heißt dem Vernehmen nach, dass es dabei Zwist über gewisse Zuständigkeiten gegeben haben soll. Geschäftsführer Ralf Stapp widerspricht dem ganz deutlich: „Es ist alles im Guten.“ Das zeige auch die Tatsache, dass Anke Felbor nicht sofort gehe und das Starthaus weiter berate. „Ich finde das schade“, sagte er zur Kündigung, es gebe ein Vertrauensverhältnis. „Doch das ist jetzt so.“ Stapp will nach vorne sehen.
„Keine Differenzen“
Anke Felbor bestätigt, dass Differenzen mit der Förderbank nicht Ausschlag für ihre Kündigung waren. „Es gab keine Verwerfungen.“ Weiter begründen möchte sie ihre Entscheidung nicht. In Zukunft wolle sie, dass ihr wichtige Projekt weiter unterstützen und auch in Bremen bleiben. „Ich werde der Gründerszene erhalten bleiben.“ Nur ihre neue Rolle ab Januar ist derzeit noch nicht geklärt.
Das Starthaus ist ein Projekt des Senats. Vor einem Jahr hatte er beschlossen, das Angebot für Nachwuchsunternehmer besser aufzustellen und sie schneller zu beraten. Als zu unübersichtlich galt das Vorgänger-Netzwerk. An einem Ort sollen Gründer nun die passende Hilfe von öffentlichen aber auch privaten Akteuren bekommen und von Mentoren begleitet werden. „Wie ein guter Lotse im Hafen sollen sie die Gründer führen“, sagte Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) damals bei der Vorstellung der Initiative.
Felbor ist also noch bis Ende des Jahres erste Ansprechpartnerin für alle Gründer in Bremen und Bremerhaven. Ob es diese Führungsstelle in Zukunft überhaupt noch geben wird, ist derzeit offen. Stapp denkt daran, die Leitung auf das Team im Starthaus zu verteilen. Die Mitarbeiter sollen für verschiedene Themen Experte und Ansprechpartner sein. Im Moment sei die Last für die Leitung zu groß. Denn es müsse das operative Geschäft geleistet werden – die Beratung der Gründer, die Veranstaltungen und Kontakte zu den Netzwerkpartnern – und weiter am Konzept, der Ausrichtung und neuen Ideen gearbeitet werden. „Für eine Person ist der Rucksack sehr schwer“, sagte Geschäftsführer Stapp. Das Starthaus gehe seinen Weg derzeit ohne externe Beratung, allein mit eigenen Ressourcen. „Das ist ein komplexes Unterfangen.“ Felbor habe nun einen guten Einblick bekommen und solle die Initiative weiter unterstützen. Derzeit laufen Gespräche, wie die Struktur sich verändern soll. Eine Neuausschreibung der Stelle soll es nach heutigem Stand folglich nicht geben.
Carsten Meyer-Heder, Spitzenkandidat der Bremer CDU, kommentiert, er sei sehr überrascht über die Kündigung. Anke Felbor sei eine erfahrene Führungspersönlichkeit und habe die Leitung des Starthauses erst vor wenigen Monaten übernommen. „Dass es bei einem Kernprojekt der Wirtschaftsförderung schon nach kurzer Zeit zu solchen Schwierigkeiten kommt, wirft Fragen auf.“ Zügig müssten nun mögliche Probleme aufgearbeitet werden. Die Gründungsförderung dürfe keinesfalls durch interne oder personelle Angelegenheiten auf der Strecke bleiben.
„Ohne Zeitverlust weiterentwickeln“
Bereits in Bezug auf das Ergebnis einer aktuellen Studie, wonach es junge Menschen weniger nach Bremen zieht, kritisierte Meyer-Heder, der Standort müsse auch in Bezug auf seine Start-up-Kultur besser werden. Das Starthaus könne hier eine Chance sein, sollte es sich zu einem echten Zentrum für Gründer mausern – etwa mit Co-Working-Plätzen oder einer Kinderbetreuung. Hilfreich könne auch ein Start-up-Fonds sein, an dem sich Banken, Versicherungen oder Bürger beteiligten. Der Senat müsse nun angesichts des Rückschlags sicherstellen, dass eine solche "strategische Weiterentwicklung ohne Zeitverlust vorangetrieben wird“.
Das Starthaus sei wichtig für Bremen als Gründungszentrum und stärke die Start-up-Szene, sagte Lencke Steiner, die Fraktionschefin der FDP und ebenfalls Spitzenkandidatin. „Deshalb ist es besonders schade, dass bereits nach so kurzer Zeit ein Wechsel in der Führungsebene ansteht.“ Doch sie vertraue auch darauf, dass die Verantwortlichen eine schnelle und gute Lösung finden werden.
Im nächsten Jahr will die Bab zusammen mit dem Starthaus in eine Immobilie am Domshof ziehen. Ralf Stapp versucht, die Schwierigkeiten nun nicht zu schwer zu nehmen. Das Starthaus sei in der Förderbank wie eine eigene Gründung, die nie fertig sei, permanent weiterentwickelt und wie jetzt nachjustiert werden müsse. „Wir sind selbst ein Start-up.“ Diese Ansicht teilt auch Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftssenators. Es gehe bei der Initiative wie bei einem Start-up darum, Dinge auszuprobieren, auf dem Weg auch mal hinzufallen, aber dann nicht liegen zu bleiben. „Diesen Mut haben wir beim Starthaus. Insofern ist das kein Rückschlag.“
Richtig sei die Entscheidung, einen neuen Weg einzuschlagen, wenn etwas nicht funktioniere und nicht aneinander festzuhalten. Eine Probezeit sei zudem für beide Seiten da, um herauszufinden, ob die Zusammenarbeit klappt. In diesem Fall sei gemeinsam ein Schluss gezogen worden. „Es gibt hier keine Bitterkeit.“ Natürlich, sagt Cordßen, sei es schöner, wenn Dinge funktionieren. Am Vorhaben an sich soll die Kündigung nichts ändern. Das Projekt hat für das Ressort weiterhin hohe Bedeutung. „Wir sind fest überzeugt, dass das Starthaus ein gutes und tolles Projekt ist.“