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Urlaubsplanung Hauptsache Sonne: Wohin die Bremer reisen

Die Reiselust der Deutschen ist wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angelangt. In den Bremer Reisbüros ist der Januar ein beliebter Monat für die Buchung des Sommerurlaubs. Wohin es die Bremer jetzt zieht.
16.01.2024, 05:00 Uhr
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Hauptsache Sonne: Wohin die Bremer reisen
Von Christoph Barth

Der Januar ist zwar nicht der stärkste Reisemonat. Aber für die Planung des nächsten Sommerurlaubs eignen sich die kalten Tage zum Jahresanfang umso besser. Diese Erfahrung machen jedenfalls die Bremer Reisebüros. Einer neuen Studie zufolge könnten die Deutschen in diesem Jahr wieder annähernd so viel reisen wie vor Corona. Die Urlaubsziele bleiben – allen Debatten um Klimawandel und Nachhaltigkeit zum Trotz – die Gleichen: Spanien, Türkei oder auch mal die Karibik – Hauptsache Sonne.

"Der Januar ist ein buchungsstarker Monat", hat Peter Schneider beobachtet, Inhaber eines Reisebüros im Weserpark. Viele Firmen habe dann ihre Werksferien festgelegt, die Mitarbeiter wissen also, wann sie Urlaub nehmen können. Andererseits locken zum Jahresbeginn noch zahlreiche Frühbucherrabatte; die Schnäppchenjagdsaison ist in vollem Gange.

Dieses Jahr allerdings lässt der Buchungsboom in Schneiders Reisebüro noch etwas auf sich warten. "Ich führe das auf die Hochwasserlage und jetzt den Schnee und die Kälte zurück", sagt er. "Die Leute habe etwas anderes um die Ohren." Aber die Kunden, die schon da waren, wollen das Gleiche wie immer: in die Sonne, und das am liebsten all-inclusive.

Nachfrage erreicht Vor-Corona-Niveau

Viel wurde geschrieben und prophezeit während der Corona-Zwangspause: Über Urlaub daheim, weniger Flugreisen, die neue Bescheidenheit. Nichts davon ist eingetreten: Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) aus Kiel hat ermittelt, dass das Reiseverhalten der Deutschen im laufenden Jahr wieder annähernd das Vor-Corona-Niveau erreichen könnte. „Wir erwarten für das Jahr 2024 eine Nachfrage auf dem Niveau von 2019, dem bisherigen Rekordjahr“, sagte Studienautor Martin Lohmann zur Eröffnung der Reisemesse CMT, die seit dem Wochenende in Stuttgart läuft.

Die FUR-Forscher erwarten, dass die deutschsprachige Bevölkerung in diesem Jahr etwa 70 Millionen Urlaubsreisen mit mindestens fünf Tagen Dauer unternehmen wird. Vor der Pandemie hatte die Zahl bei rund 71 Millionen Reisen gelegen. Dieser Wert war im ersten Corona-Jahr 2020 um fast 30 Prozent eingebrochen. Für das vergangene Jahr verzeichnen die Forscher nach vorläufigen Daten gut 69 Millionen Urlaube.

"Die Leute wollen raus", stellt Reisebüroinhaber Schneider fest. "Und wer Spanien, Türkei, Ägypten und Griechenland schon kennt, will auch mal was anderes erleben." Die Karibik zum Beispiel, wo das Pauschalreisen mittlerweile so sicher und verbraucherfreundlich sei wie am Mittelmeer, versichert der Urlaubsexperte. Nur dass der Flug halt fünfmal so weit ist.

Kreuzfahrtbranche holt wieder auf

Auch die Kreuzfahrtbranche, die im Corona-Lockdown am Boden lag, hat sich wieder aufgerappelt. "Es ist ein bisschen wie bei den Reisen der Amerikaner: Europa in fünf Tagen", räumt Schneider ein: Ein Tag hier, ein Tag dort – heute Italien, morgen Griechenland. "Aber das ist wieder unheimlich am Kommen."

Und die Hitze? Die Waldbrände, die noch vor wenigen Monaten die Nachrichten vom Mittelmeer beherrschten? "Stört sich keiner dran", versichert Schneider. Das deckt sich zwar nicht ganz mit den Prognosen einiger Tourismusforscher, aber zu Umsatzeinbrüchen hat der immer spürbarere Klimawandel in Schneiders Reisebüro noch nicht geführt. Als ein Ehepaar diese Frage kürzlich bei der Buchung eines Ägypten-Urlaubs vor ihm diskutierte, wurde die Sache pragmatisch geregelt. Sie: "Ist es dort nicht zu heiß?" Er: "Dann bleiben wir halt den ganzen Tag im Pool."

Auch Tourismusforscher Lohmann gibt sich mit Blick auf die Krisen in der Welt gelassen: „Wir hatten in den vergangenen fünf Jahrzehnten nie einen Tourismus unter paradiesischen Bedingungen“, sagt er. Es habe immer Krisen gegeben, nur Ort und Art änderten sich. Der Tourismus bleibe davon in aller Regel mehr oder weniger unberührt. „Urlaubsreisen sind in Deutschland eine lieb gewonnene Gewohnheit", so Lohmann. "Deswegen bleibt die Nachfrage stabil, auch wenn drumherum alles unsicher erscheint."

An der niedersächsischen Küste sieht man die wiederentdeckte Reiselust der Deutschen mit gemischten Gefühlen. Denn der Heimvorteil, den die Strände zwischen Borkum und Cuxhaven in den reisebeschränkten Coronajahren hatten, ist dahin. "Wir stehen wieder in Konkurrenz zu anderen Reisezielen", räumt Lisa Zeiger ein, Leiterin Destinationsmarketing bei der Tourismusagentur Nordsee (Tano) in Wilhelmshaven. Gerade in den jüngeren Zielgruppen, um die man sich verstärkt bemüht, sei es schwierig, ein Stammpublikum zu gewinnen. Um die Auslastung in der Hauptsaison machen sich die Tourismuswerber zwar keine großen Sorgen. Aber für den Zweiturlaub im Frühjahr oder Herbst sind an der Nordsee noch Betten frei.

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