„Louis geht nach Bremen“, überschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ einen Artikel über den Verkauf des Louis-Hotels am Viktualienmarkt in München. Neuer Betreiber der Nobelherberge mit fünf Sternen ist Kurt Zech – nicht seine einzige aktuelle Investition in einen Markt, der gerade die tiefste Krise nach dem Krieg erlebt.
Auch die Bremer Atlantic-Gruppe von Zech und seinem Geschäftspartner Joachim Linnemann leidet unter den Folgen der Pandemie. Die Hotels waren teilweise monatelang geschlossen. Das Haus am Universum zum Beispiel hat gerade erst wieder aufgemacht, an der Galopprennbahn beginnt der Hotelbetrieb Ende des Monats. Keine Zeit, um Geld zu verdienen, sondern welches zu verlieren. Doch Zech denkt offenbar antizyklisch, er sieht die Chancen in der Krise.
Das „Louis“ ist ein Schmuckkästchen. Modern und mit dezentem Luxus. Das Haus hat 72 Zimmer und liegt im Herzen von München. Der Preis für eine Übernachtung beginnt bei knapp 300 Euro. So eine Kategorie ist das, die gleiche, wie Zech sie auch an anderen Orten bedient: zweimal auf Sylt, in Keitum und Morsum, und einmal im österreichischen Lech am Arlberg. Die drei Hotels laufen unter dem Namen „Severin’s“ und bekommen als kleine Markenfamilie nun Zuwachs. In Rottach-Egern am Tegernsee entsteht ein weiteres „Severin’s“. Baubeginn war erst vor Kurzem, mitten in der Corona-Krise. Weitere Projekte, allerdings nicht in diesem absoluten Luxussegment, sind nach Angaben der Zech-Gruppe Neubauten in Münster, Erfurt, Kiel und Heidelberg.
In München übernimmt Zech lediglich das Hotel. Die Immobilie bleibt in anderen Händen. Kurz bevor der Handel Anfang August über die Bühne ging, hatte der bisherige Betreiber noch darüber geklagt, dass sein Haus nach der Wiedereröffnung kaum Gäste habe: „Die Geschäftsreisenden fehlen einfach.“ Sie machen in vielen Hotels den Löwenanteil aus.
Privatreisende sind wieder da
In Zeiten von Homeoffice und Videokonferenzen gibt es deutlich weniger Anlass, die Kunden zu besuchen. Manche Unternehmen verbieten es ihren Angestellten sogar, berichtet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Da es gleichzeitig von Mitte März bis Pfingsten nicht gestattet war, Touristen zu beherbergen, konnten die Hotels fast gar kein Geschäft mehr machen. Die Privatreisenden sind jetzt wieder da, vor allem in den Urlaubsregionen, wo während der Sommerferienzeit kaum noch ein Hotelbett zu bekommen war.
Zurückhaltung herrscht dagegen weiterhin bei den Geschäftsleuten, das sagt nicht nur der frühere „Louis“-Betreiber. Nach einer Umfrage des Dehoga von diesem Monat liegen die Vorbuchungen in der Hotellerie deutlich unter dem Vorjahr. Für den August wird ein Minus von 45,3 Prozent verzeichnet, im September sind es 50,3 Prozent und im Oktober 53,4 Prozent.
Kurt Zech besitzt nach Aussage seines Sprechers mittlerweile 20 Hotels, nicht alle davon gehören zur Atlantic-Gruppe. Das „Louis“ zum Beispiel bleibt das „Louis“. Zech expandiert, wo andere überlegen, aufzugeben. Zuversicht statt Pessimismus.
„Wir merken, dass es anzieht“, sagt Unternehmenssprecher Holger Römer. Er glaubt, dass auch die Geschäftsreisenden wieder buchen werden: „Da gibt es sicherlich einen Nachholeffekt.“ Hotels an attraktiven Orten hätten perspektivisch auch so einen guten Markt, weil der Städtetourismus in der Vergangenheit geboomt habe und sich dieser Trend langsam wieder aufbaue.