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WESER-KURIER-Test Briefe nach Bremen brauchen schon jetzt drei Tage

Die Bundesregierung will der Post in Zukunft drei Werktage für die Beförderung eines Standardbriefs erlauben. Doch schon jetzt gibt es Briefe, die so lange unterwegs sind - das zeigt ein Test des WESER-KURIER.
21.12.2023, 05:00 Uhr
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Briefe nach Bremen brauchen schon jetzt drei Tage
Von Florian Schwiegershausen

Nach den Plänen der Bundesregierung soll die Deutsche Post künftig weniger Zeitdruck bei der Briefbeförderung haben. Wenn alles nach Plan läuft, dürfen ab Frühjahr Briefe drei Werktage Zeit bekommen, bis sie beim Empfänger sind. Doch schon jetzt sind Briefe in Bremen bis zu drei Tage unterwegs. Das hat ein Test des WESER-KURIER ergeben.

Er sollte zeigen, wie die Briefbeförderung im Dezember funktioniert. Dafür hat vergangene Woche ein Redakteur unter Aufsicht eines Juristen in Bonn beim Posttower, also der Zentrale des Unternehmens, sieben Briefe in die Poststation geworfen. Nochmals sieben Briefe landeten 800 Meter weiter im Briefkasten gegenüber der Bundesnetzagentur. Die Frage lautete: Wie lange brauchen diese Briefe vom Rhein an die Weser? Die Briefe gingen vor allem an Adressen in den östlichen Stadtteilen Bremens, denn diese Anwohner beschwerten sich in den vergangenen Monaten immer wieder darüber, dass sie keine Briefe erhielten.

Das Ergebnis: Ein Brief nach Bremen zum Peterswerder brauchte drei Tage, während der zweite bereits am nächsten Tag angekommen war. So war es ebenso mit einem Brief nach Horn, während der zweite auch schon gleich einen Tag später beim Empfänger war. Damit brauchen einige Briefe schon drei Tage - also genau das, was die Bundesregierung dem gelben Riesen erst ab dem Frühjahr offiziell erlauben will. Momentan schreibt das Postgesetz vor, dass 80 Prozent aller Briefe bereits einen Werktag später den Adressaten erreichen, 95 Prozent aller Briefe sollen spätestens nach zwei Tagen beim Empfänger sein. Die beiden Briefe nach Oberneuland benötigten übrigens zwei Tage.

Briefe nach Huchting am schnellsten

Am schnellsten waren dagegen die Briefe in Huchting und in Walle - hier meldeten die Empfänger bereits am Vormittag die erfolgreiche Zustellung. Und während auch Bürger aus Borgfeld in den vergangenen Monaten immer wieder beklagten, über Zeiträume von mehr als einer Woche keinen Brief zu erhalten, waren die beiden Briefe aus Bonn vom Posttower und von der Bundesnetzagentur bereits am Dienstag da, nachdem sie am Montag am Rhein in den Briefkästen landeten.

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DHL-Sprecherin Maike Wintjen sagte über die verzögerten Briefe: "Die jetzt beschriebenen Verzögerungen sind sicher dem Umstand geschuldet, dass wir uns gerade in der Hochphase unseres Weihnachtsgeschäftes befinden, auf die wir uns intensiv vorbereitet haben." Bundesweit transportieren wir jeden Tag rund 48 Millionen Briefe und rund 6,2 Millionen Pakete."

Zwei Werktage für Briefe nach Oberneuland

Dass die Briefe nach Oberneuland "nur zwei Tage" benötigten, klingt nach einer Verbesserung, denn auch dort wartete in den vergangenen Monaten so mancher Anwohner manchmal zwei Wochen auf eine Rechnung – und erhielt die dazugehörige erste Mahnung gleich mit dazu. Denn für das Weihnachtsgeschäft packen bei der Post immer viele Aushilfen mit an. Das Post- und Paket-Team mit 116.500 Zustellerinnen und Zustellern und einem Team von 40.000 Beschäftigten in den Sortierzentren wird in diesen Tagen durch 10.000 Aushilfskräfte unterstützt. Laut DHL habe das Unternehmen weiteres Stammpersonal sowie Aushilfen gefunden und verweist dabei auf den Einstiegsstundenlohn in der Zustellung von rund 16 Euro pro Stunde, zuzüglich verschiedener Zulagen - das sei derzeit regional differenziert.

Was die Situationen in den vergangenen Monaten angeht, sagt Maike Wintjen: "Wie Sie wissen, sind wir mit unserem Betrieb sukzessive über den Spätsommer an den neuen Standort Bremen Max gezogen. Das brachte in der Anfangsphase ein paar Herausforderungen mit sich, jetzt läuft die Briefzustellung im Bereich Bremen insgesamt stabil. Wir haben Vertreter im Einsatz, die unterschiedliche Bezirke ebenso zügig bedienen, wie langjährige Kollegen." Allerdings mussten die neu eingestellten Kräfte laut DHL erst ihre eigene Routine für die neue Aufgabe entwickeln.

Schlechtes Wetter und hoher Krankenstand

Viele Beschäftigte in der Zustellung liefern inzwischen Briefe und Pakete gleichzeitig aus. Das Wetter und der Krankenstand hätten die Situation in den vergangenen Wochen nicht einfacher gemacht. Bei Verzögerungen bittet DHL in diesen Fällen die Kunden um Geduld und Verständnis.

Auf das Briefporto hat die Reform des Postgesetzes nur indirekt Auswirkungen. Der Preis für den Briefversand wird zwar in einem separaten Behördenprozedere festgelegt, das Gesetz soll den Preisanstieg aber dämpfen. Das aktuelle Briefporto gilt bis Ende 2024, Anfang 2025 wird es sich aller Voraussicht nach verteuern. Dadurch könne die Post Kosten senken, heißt es.

Das bedeutet auch, dass das Unternehmen damit auf Nachtflüge verzichten könne. Das muss sich erst noch zeigen. Denn wer einen Prio-Zuschlag zahlt, bekommt seinen Brief weiterhin am nächsten Werktag zugestellt. Übrigens: Das geänderte Postgesetz muss im neuen Jahr noch Bundestag und Bundesrat passieren.

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Was mit zu schweren Paketen passieren soll

Die Regeln zum Einsatz von Subunternehmern sollen verschärft werden, außerdem sollen Pakete ab zehn Kilo gekennzeichnet werden - das soll verhindern, dass sich Paketboten verheben. Pakete, die schwerer als 20 Kilo sind, müssen dem Vorhaben zufolge entweder von zwei Personen transportiert werden oder mit einem technischen Hilfsmittel. Auch diese Regelung soll Rückenproblemen vorbeugen.

Diese Zwei-Personen-Regelung wurde von der Gewerkschaft Verdi gefordert. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff sieht das auch so - das sei „arbeitsmedizinisch geboten“, sagt er. Aus Sicht des Liberalen Reinhard Houben reichen hingegen elektrische Sackkarren aus: Sie seien eine wesentliche Entlastung für die Zustellerinnen und Zusteller, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete.

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