Dass die bremische Wirtschaft die Folgen der Corona-Krise spürt, ist längst bekannt. In welchem Umfang das geschieht, zeigt nun eine aktuelle Umfrage der Handelskammer Bremen, die an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach ist der vierteljährlich erscheinende Konjunkturindex drastisch abgestürzt. Das hat offenbar auch Folgen für Bremer Beschäftigte.
Sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven gaben etliche Firmen an, dass sich die Corona-Krise wohl auf ihre Mitarbeiter auswirken wird. „In der Summe planen die befragten Unternehmen mit einer Reduzierung ihres Personalbestands“, heißt im Konjunkturreport. In Bremerhaven plant demnach mehr als ein Viertel der Unternehmen, Stellen abzubauen; nur vier Prozent beabsichtigen, Personal einzustellen.
Dieser Trend zeigt sich in fast allen Branchen, allem voran die Gastronomie und Hotellerie, Verkehr und Logistik sowie der Einzelhandel. Kaum Einfluss auf die Personalpläne hat die Pandemie hingegen im Bankensektor.
Wie dramatisch die 413 befragten Unternehmen die Lage insgesamt bewerten, das zeigt das Geschäftsklima, das als eine Art Konjukturindikator für die bremische Wirtschaft herangezogen werden kann und die aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen widerspiegelt. Laut Kammer ist er deutlich eingebrochen: um 57 auf nun 41 Punkte. „Selbst in der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009 war die Stimmung deutlich besser als heute“, heißt es dazu im Report.
Allerdings sei das Geschäftsklima in der Stadt Bremen auch schon vor der Corona-Pandemie einem negativen Trend gefolgt. „Das laufende Geschäft wurde aber zu Jahresbeginn noch überwiegend gut beurteilt“, heißt es in der Untersuchung. Durch die Krise habe sich die Stimmung dann jedoch dramatisch verschlechtert. Die Hälfte der befragten Unternehmen bewertet die derzeitige Geschäftslage als schlecht, ein Drittel als befriedigend und weniger als ein Fünftel als gut.
Nach eigenen Angaben zählen zu den größten Sorgen der Betriebe in Bremen und Bremerhaven mittlerweile die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Entwicklung der Nachfrage im In- und Ausland. Zudem gehört für mittlerweile mehr als jedes fünfte Unternehmen die Finanzierung zu den größten Risiken. Vor der Corona-Krise galten noch der Fachkräftemangel und die steigenden Arbeitskosten als größte Gefahren für das Geschäft.
Um die Wirtschaft in der Hansestadt nicht noch weiter leiden zu lassen, fordert Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, nun eine Perspektive für die Unternehmen. „Der Senat muss sich jetzt energisch dafür einsetzen, dass die bisher noch geschlossenen Wirtschaftsbereiche zügig und strukturiert wieder hochgefahren werden können. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Funktionsfähigkeit des EU-Binnenmarktes wiederhergestellt wird und internationale Handelsbeschränkungen aufgehoben werden“, sagt Fonger. Für alle Einzelhändler biete die Kammer bereits eine Checkliste im Internet an, anhand derer Geschäfte überprüft und sicherer gemacht werden könnten. Damit soll auf weitere Lockerungen für den Einzelhandel hingearbeitet werden.
Experten gehen davon aus, dass Deutschland durch die Corona-Krise vor der bisher schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte steht. Die Bundesregierung rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um elf Prozent zurückgeht, im Gesamtjahr um 6,3 Prozent. Im nächsten Jahr geht es laut Frühjahrsprojektion zwar wieder bergauf, aber erst 2022 dürfte die Wirtschaftskraft wieder das Niveau vor der Krise erreicht haben.