Die Sozialbehörde will in geringem Umfang eigenen städtischen Wohnraum für Obdachlose schaffen, sodass bei der Unterbringung dieser Personengruppe nicht mehr – wie bisher – ausschließlich auf Schlichthotels und einfache Pensionen zurückgegriffen werden muss. Nach Angaben von Behördensprecher Bernd Schneider prüft sein Haus die Umnutzung von zwei Flüchtlingsunterkünften, die auf mittlere Sicht nicht mehr benötigt werden.
In den Objekten wäre nach seiner Darstellung Platz für jeweils 30 bis 40 Menschen. Angaben zu den Standorten machte er nicht. Gegenüber dem Stadtteilkurier des WESER-KURIER hatte Bertold Reetz von der Inneren Mission bereits einen Teil der Wohncontainer an der Neuwieder Straße in Tenever für diese Zwecke ins Gespräch gebracht.
In der Sozialbehörde hatte es in den vergangenen Monaten einen internen Konflikt um die Obdachlosen-Unterbringung gegeben. Mitte November wandten sich die Mitarbeiter der Zentralen Fachstelle Wohnen (ZFW) der Sozialbehörde schriftlich an Senatorin Anja Stahmann (Grüne) und den Leiter des Amtes für Soziale Dienste (AfSD), Frank Nerz.
In dem Brief kritisierten sie die gegenwärtige Unterbringungspraxis scharf. Die Schlichthotels befänden sich „in einem teilweise baulich fragwürdigen Zustand“, der ein „Gefährdungspotenzial in sich birgt“. Und weiter: „Die Unterbringung der Menschen in diesen Häusern ist von uns nicht mehr länger zu verantworten.“ Die ZFW-Beschäftigten baten um „schriftliche dienstliche Anweisung zum weiteren Verfahren der Notunterbringung.“
Die bekamen sie dann auch. Anfang Dezember machte Amtsleiter Frank Nerz eine klare Ansage. In einem Brief teilte er seinen Untergebenen mit, dass die Baubehörde zwischenzeitlich einen Teil der genutzten Schlichthotels auf Brandschutzmängel untersucht habe. Einzelne Unterkünfte seien anschließend aus der Nutzung für Obdachlose herausgenommen worden.
Andere könnten und müssten dagegen weiter belegt werden. Ende Januar machte Senatorin Stahmann das Thema zur Chefsache. In einem Brief an die Mitarbeiter der ZFW schloss sie sich der Auffassung von Amtsleiter Nerz an. Die von den Bauexperten überprüften Schlichthotels und Pensionen hätten sich ganz überwiegend als geeignet erwiesen und könnten für Unterbringungszwecke genutzt werden.
"Wir haben viel zu wenig Plätze"
In ihrem Schreiben ging Stahmann auch auf einen weiteren Kritikpunkt des ZFW-Teams ein: die vergleichsweise hohen Kosten für die Einquartierung von Wohnungslosen in angemieteten Hotelzimmern. Der Vorschlag, auf nicht mehr benötigte Flüchtlingsunterkünfte zurückzugreifen, sei nicht so ohne Weiteres realisierbar.
Stahmann: „Ich möchte dem Eindruck entgegentreten, dass wir keine Unterkünfte für geflüchtete Menschen mehr brauchen.“ Zudem seien viele dieser Wohnanlagen für größere Familien ausgelegt und nicht für alleinstehende Wohnungslose. Gleichwohl erwäge man die Umnutzung zweier ehemaliger Flüchtlingsheime. „Dies umfasst auch eine Prüfung der Kosten“, so Stahmann.
Die Mitarbeiter der Fachstelle Wohnen hoffen weiterhin auf eigene städtische Kapazitäten – mindestens als Ergänzung zu den Schlichthotels, besser als Alternative. Gegenüber dem WESER-KURIER sagte ein ZFW-Beschäftigter, in Bremen würden in jedem Fall zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für Obdachlose gebraucht, „denn wir haben viel zu wenig Plätze“.