An rund 18.000 Straßenbäumen und 20.000 Bäumen in Grünanlagen hat der Umweltbetrieb Bremen (UBB) in diesem Jahr Schädigungen festgestellt, die auf den trockenen Sommer 2018, aber auch auf Stürme oder Schädlinge zurückzuführen sind. Doch der Dauerstress hört für Bäume nicht auf: „Bis weit ins Frühjahr 2019 gab es in Bremen durchschnittlich zu hohe Temperaturen und zu wenige Niederschläge“, sagt Professor Dietmar Zacharias, Umweltwissenschaftler an der Hochschule Bremen. „Und bis heute sind die Grundwasserstände noch zu niedrig. Deshalb werden mittelfristig auch Bäume, deren Wurzeln weit nach unten reichen, große Probleme bekommen“, sagt der Baumfachmann.
Mit ihrem Blattwerk von enormer Masse verdunsten Bäume große Mengen Wasser. Deshalb bedrohen längere Trockenphasen ihre Vitalität – bis hin zum Absterben. Niedersachsen will in den kommenden Jahren die Wälder mit Millionen neuer Bäume aufforsten. Landesforsten-Chef Klaus Merker geht von rund 10.000 Hektar aus.
Zu wenig Wasser von oben durch Regen und zu wenig von unten infolge stark gesunkener Grundwasserstände haben auch Bremer Bäumen zu schaffen gemacht. Nach den Beobachtungen von Zacharias gibt es in Bremen mehr tote Bäume als sonst, vor allem in Gärten. Betroffen seien vor allem Nadelbäume und die Birke, die flache Wurzeln bilden. Besonders schwer habe es in heißen, trockenen Jahren die Fichte, die nach Zacharias in Deutschland dabei ist, sich zu verabschieden: Sie werde von Förstern in der Regel gar nicht mehr gepflanzt.
Andere Baumarten würden zwar auch Schäden zeigen, sind aber in der Regel nicht komplett abgestorben. Zu den Strategien, weniger Wasser zu verdunsten, gehört der Laubabwurf. Die Eiche kann sogar ganze Äste abbrechen lassen, was wiederum die Verkehrssicherheit an Straßen und Wegen gefährden kann. Als Tiefwurzler habe die Art das heiße Jahr 2018 noch am besten überstanden, bilanziert Zacharias.
Erheblich größerer Aufwand bei neu gepflanzten Bäumen
Bürgerparkdirektor Tim Großmann hält es für zu früh, bereits jetzt die Folgeschäden an Bäumen abzuschätzen. „Eklatante Schäden traten im Bürgerpark allerdings an Nadelbäumen auf, denn der Borkenkäfer konnte sich im heißen Sommer 2018 extrem gut vermehren.“ Es seien in diesem Jahr aber auch vermehrt baumschädigende Pilze aufgetreten, sodass die befallenen Bäume gefällt werden müssen, erklärt Großmann. „Im Bürgerpark sind jedoch nicht reihenweise Bäume abgestorben, wie in manchen Regionen Süddeutschlands.“ Doch der Aufwand bei neu gepflanzten Bäumen sei in diesem Jahr erheblich größer gewesen: „Wir mussten oft acht bis zehn Mal gießen, statt wie gewöhnlich zwei bis drei Mal.“
„Es gibt jedoch auch Gewinner des heißen, trockenen Sommers“, sagt Johannes Hübotter von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landeskultur (DGGL). „Dazu zählen vor allem Platanen, die deutlich besser wuchsen, und auch die Rosskastanien haben profitiert, weil sie in diesem Jahr weniger stark von der Miniermotte befallen waren.“ Beim Umweltbetrieb Bremen werden, als Reaktion auf Veränderungen des Stadtklimas, inzwischen verschiedenste „Klimabäume“ verwendet, um eine möglichst große Vielfalt toleranter und widerstandsfähiger Gehölze im Stadtbild abzubilden. Baumforscher Zacharias plädiert hingegen dafür, eher an den heimischen Arten festzuhalten, weil sie eine reichere Insektenwelt beherbergen. Doch dazu brauchen Bäume in der Stadt ausreichend Bodenraum und vor allem genügend Wasser.
„Im Stadtbereich verschärft die Flächenversiegelung noch das Problem des Klimawandels“, warnt Hübotter, „die Niederschläge fließen auf versiegelten Flächen ab und erreichen nicht die Wurzeln der Bäume. Ein Problem, das bei Straßenbäumen besonders eklatant sei: "Die stehen wie in einem großen Blumentopf.“ Deshalb sollte Bremen dafür sorgen, dass genügend Wasservorräte für Trockenphasen geschaffen werden, fordert Zacharias. Dazu gehöre vor allem, weniger Flächenversiegelung zuzulassen. Leider nehme die Versiegelung von Flächen in Bremen derzeit sogar noch zu.
„Im nächsten Jahr wird man noch mehr sterbende Bäume sehen als in diesem Jahr“, befürchtet der Wissenschaftler. Auch Hübotter ist sich sicher: „Die Folgeschäden werden erst im nächsten Jahr in ihrem vollen Ausmaß erkennbar sein.“