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Bremer Konzerthaus So sieht der Entwurf für den Glocke-Umbau aus

Die Aufgabe ist kniffelig: Aus dem Bremer Konzerthaus Glocke soll räumlich und inhaltlich etwas grundlegend Neues entstehen. Jetzt hat es dazu eine Entscheidung gegeben.
06.02.2025, 18:00 Uhr
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Von Timo Thalmann Jürgen Hinrichs

Das war die Aufgabe, und so wurde sie erfüllt: Die Glocke, das Bremer Konzerthaus an der Domsheide, quasi neu erfunden. Nicht nur saniert, sondern baulich und inhaltlich deutlich erweitert. Der Entwurf dafür wurde am Donnerstagabend vom Senat vorgestellt. Er ist das Ergebnis eines europaweit ausgeschriebenen Planerwettbewerbs und umfasst neben der Modernisierung zusätzlich einen dritten Saal, Workshopräume und den Anbau für einen Musikklub. Offen ist noch, ob das alles tatsächlich realisiert wird. Der Bund hat als Förderung zwar 40 Millionen Euro zugesagt, doch erstens wird für die große Umbauvariante mindestens das Doppelte benötigt. Und zweitens hat der Senat bereits klargemacht, dass nur dann mehr als die Sanierung der Glocke drin ist, wenn das Geld für diesen Zweck von privater Seite kommt.

Als "Pflicht und Kür" unterschied das am Donnerstagabend Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD) bei der Vorstellung des Entwurfes im Kleinen Saal der Glocke vor rund 400 interessierten Besuchern. Pflicht, das ist die Sanierung des Vorhandenen in Sachen Brandschutz, Barrierefreiheit und Fluchtwege. "Dafür geben der Bund, das Land und die Stadt das Geld", versprach Bovenschulte. Die Kür, das ist der in den Entwürfen ausgemalte neue Musikerlebnisraum für bis zu 600 Besucher.

Einstimmiger Jury-Entscheid

Die Visualisierungen und Erläuterungen von Christian Mammel vom Gewinner JSWD Architekten aus Köln, das seinen Beitrag gemeinsam mit Gina Barcelona Architects aus Barcelona entwickelt hat, machten den Anwesenden aber Lust darauf. "Das ist schon eine Gemeinheit, dass es so gut aussieht. Das setzt uns unter Druck, das als Stadtgesellschaft jetzt auch mit der großen Lösung hinzukriegen", kommentierte Bovenschulte.

Denn trotz unklarer Finanzierung sollten die Planer mit ihren Entwürfen in die Vollen gehen. 60 Architekturbüros aus dem In- und Ausland hatten sich für den Wettbewerb interessiert, 16 davon wurden zugelassen, sieben kamen in die Endauswahl. In der Jury, 19 Köpfe stark, gab es am Ende keine Gegenstimme, der Entwurf von JSWD wurde einhellig als in jeder Hinsicht überzeugend angenommen.

"Ausschlaggebend war vor allem die klare und zurückhaltende Architektur, die sich harmonisch in das Unesco-Welterbe einfügt", heißt es in einer Mitteilung des Senats. Gleichzeitig setze der Entwurf an diesem zentralen Standort einen gestalterischen Akzent, indem der renommierte Konzertsaal funktional und denkmalgerecht saniert und behutsam für die Stadt geöffnet werde. "Neue Nutzungsbereiche wie der Musikerlebnisraum und moderne Workshopräume sollen der Glocke neue Veranstaltungsformate und Besuchergruppen erschließen und so ihre Zukunftsfähigkeit sichern."

Praktisch bedeutet das eine Vergrößerung der Glocke. Die benachbarten Gebäude mit den Hausnummern drei, vier und fünf an der Domsheide wurden dafür schon von der Stadt erworben. Doch wie damit umgehen und sie innen und außen ins neue Gesamtensemble einbinden? Der Siegerentwurf traut sich an dieser Stelle was: "Wir greifen behutsam in die denkmalgeschützten Fassaden ein und lassen das Neue fast frech hervorlugen", beschrieb es Mammel. Das Neue ist aber an dieser zentralen Stelle der Stadt durchaus bekannt: Kupferdach. Von der Violenstraße aus gesehen prägt es gleich die ganze Fassade des Anbaus, nur durchbrochen von einem mehrstöckigen Fenster. Zusammen mit einem gläsernen Dach sorgt es für den lichtdurchfluteten neuen Saal, von dem der Bürgermeister sich jetzt so unter Druck gesetzt fühlt.

Finanzierung großer Lösung noch unklar

An der Nahtstelle von alt und neu sieht der Entwurf im Inneren ein großzügiges, ebenfalls tageslichtgeflutetes Treppenhaus vor, das rechts in den neuen Musikerlebnisraum und links in den bestehenden Großen Saal der Glocke führt. Dass die enge Kreuztreppe zu den Garderoben laut Mammel dadurch verschwinden kann und überhaupt viele Wege im Gebäudeensemble neu sortiert werden, war einigen Besuchern der Präsentation einen kleinen Applaus wert.

Auch wenn Bovenschulte von einem ersten erreichten Meilenstein auf dem Weg bis zur angedachten Fertigstellung 2030 sprach – ob das alles so kommt, ist nicht nur aufgrund der Finanzen offen. Der prämierte Entwurf ist nicht bis ins letzte Detail durchdacht, sondern Grundlage der weiteren Planung. Da kann sich vieles wieder ändern. "Es würde mich freuen, bei diesem Prozess dabei bleiben zu dürfen", sagte Mammel. Immerhin, ein einstimmiges Votum der Jury erlebe er auch nicht alle Tage, und dass die Planung von Kontroversen begleitet bleibt, damit müsse man bei einem Vorhaben dieses Kalibers im historischen Zentrum einer Großstadt rechnen.

Die nächste Diskussion ist schon angekündigt: Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) kündigte ein Gremium von Fachleuten an, das noch vor Ende des Sommers Ideen für die Gestaltung der Domsheide als Vorplatz der Glocke vorlegen soll. "Das Konzerthaus, seine Verkehrsbeziehungen, die Wege und der Stadtraum, das muss alles zusammengedacht werden", sagte Ünsal.

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