Empörte Anwohner aus Oslebshausen meldeten sich am 1. Februar in den sozialen Netzwerken zu Wort: Innerhalb von zwei Tagen ist ein kleines Waldstück beim Oslebshauser Park gerodet worden, das dort rund 40 Jahre lang herangewachsen war und in dem sich verschiedenste Tiere angesiedelt hatten. Auf der 60 mal 40 Meter großen Fläche sollen wie berichtet eine neue Turnhalle und dringend benötigte zusätzliche Unterrichtsräume für die Oberschule im Park gebaut werden.
Dagegen regt sich nun in der Nachbarschaft Widerstand, wie sich bei einer gemeinsamen Sitzung von Bildungs- und Bauausschuss zeigte. Mehrere Anwohner waren an diesem Tag in die Oberschule im Park gekommen, um Kritik an dem Vorhaben zu äußern. Sie befürchten durch die neue Turnhalle, die auch für den Vereinssport genutzt werden soll, unter anderem mehr Autoverkehr und einen massiven Parkdruck im Gebiet. Nicht nachvollziehbar ist für manche Anwohner außerdem, dass für die Halle ein Stück innerstädtische Natur weichen musste, und dass es seit einer Einwohnerversammlung im Dezember 2022 vom Ortsamt und der Stadt praktisch keine Informationen mehr zum Voranschreiten des Projekts gegeben habe.
Holprige Kommunikation
Man habe sich „in einem langen, langen Prozess“ für diesen Standort entschieden, unterstreicht dazu allerdings der im Ortsamt für Gröpelingen zuständige Sachgebietsleiter Ingo Wilhelms. Zwar sei durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie der Austausch mit den Anwohnern in der Tat vorübergehend holperiger geworden, aber: „Wir können nicht alles leisten. Da setzen wir auch auf den mündigen Bürger, der von seiner Holschuld Gebrauch macht.“
Tatsächlich hat die nun erfolgte Rodung des kleinen Wäldchens eine lange Vorgeschichte: Nachdem die schuleigene Sporthalle 2016 abgebrannt war, war mehrfach öffentlich über den geeigneten Standort für einen Neubau diskutiert worden. Fünf verschiedene Flächen wurden geprüft, auf ausdrücklichen Wunsch des Gröpelinger Beirats entschied man sich am Ende für das schulnahe Waldstückchen zwischen den Straßen Menkenkamp und Am alten Sportplatz – wobei manche Anwohner von Anfang an die über die Straße Am Alten Sportplatz geplante Zuwegung zur Turnhalle ablehnten.
Vorschlag abgelehnt
So zum Beispiel Anwohner Heiko Vogelsang, der in einer Sitzung im Februar 2021 forderte, stattdessen den Unterhaltungsweg (Beim Oslebshauser Park) zur offiziellen Zuwegung zu erklären, der vom Bunker an der Heerstraße aus in den Park und zur Schule führt. Dies allerdings lehnten die Planer ab, da der Weg dann aus Sicherheitsgründen erheblich verbreitert werden müsste
Vogelsang – der im Januar 2018 allem Anschein nach zu den Ersten zählte, die sich für das Waldgrundstück als bestmöglichen Standort aussprachen – hat sich kürzlich mit einer Petition gegen die geplante Dreifeld-Halle an die Bürgerschaft gewandt. Mehr als 200 Anwohner, darunter die Bewohner des christlichen Seniorenzentrums am Oslebshauser Park, werden seiner Ansicht nach von dem mit dem Hallenbetrieb verbundenen Verkehrsaufkommen betroffen sein. Insbesondere seien Probleme mit Falschparkern zu erwarten, da die 15 eingeplanten Stellplätze nicht ausreichten, steht für Vogelsang fest. Sinnvoller – auch angesichts der erwarteten Kosten in Höhe von 40 Millionen Euro – wäre der Bau einer neuen vierzügigen Oberschule mit Mensa und Turnhalle auf dem Grundstück des ehemaligen Max-Bahr-Baumarktes an der Tucholskystraße, so sein Gegenvorschlag.
Wille zur Umsetzung
Gibt es eine Möglichkeit, das Vorhaben noch zu stoppen? Diese Frage stellen sich aktuell offenbar noch mehr Anwohner, denn die Petition fand 68 Mitzeichner. Bislang ist die Baugenehmigung noch nicht da, aber, so Projektleiter Jan Frers von der kommunalen Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB): „Es gibt den eindeutigen Willen, dieses Bauvorhaben zeitnah umzusetzen.“
Und so geht es ihm zufolge nun weiter: Ende Februar werde der Erdwall zur Straße Am Alten Sportplatz hin geöffnet, um die gefällten Bäume abzutransportieren und das Baufeld vorzubereiten. Dies sei mit vielen Lkw-Bewegungen und somit Unannehmlichkeiten für die Nachbarn verbunden, weiß Frers. Sieben Meter tief soll es in den Boden gehen, weil das Gebäude insgesamt nicht mehr als zehn Meter in die Höhe ragen darf. Dafür muss zunächst viel Erdreich abtransportiert und anschließend Beton gegossen werden.
Für die Anwohner bedeutet dies Lärm, Dreck und schlimmstenfalls Schäden an ihren Häusern. Aus diesem Grund ist Frers zufolge ein Beweissicherungsverfahren geplant, mit dem etwaige durch die Baumaßnahme entstehende Schäden belegt werden können.
Keine Fassadenbegrünung
Marina Grünewald, mittlerweile Mitglied der Linksfraktion im Beirat, hatte während der Planungsphase für eine Fassadenbegrünung des Gebäudes plädiert. Diese werde es nicht geben, teilte Frers dazu nun mit: „Das ist zu pflegeintensiv.“ Am Rande des Baufelds würden nach Abschluss der Arbeiten aber wieder Bäume gepflanzt, sagte der Projektleiter nun auf Nachfrage von Grünewalds Fraktionskollegen Dieter Winge zu. Als Ausgleichsfläche für das gerodete Wäldchen solle außerdem ein Areal bei der alten Jugendstrafanstalt an der Carl-Krohne-Straße aufgeforstet werden. Auch das Thema Parkdruck wolle man noch einmal genauer betrachten und gemeinsam mit dem Amt für Straßen und Verkehr über Möglichkeiten zur Entlastung der Anwohner nachdenken, kündigte außerdem Ingo Wilhelms an.