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Wohnen in Nachbarschaften Förderung für Marßel wird aufgestockt

Marßel erhält künftig mehr Geld aus dem Förderprogramm "Wohnen in Nachbarschaften". Die Fördersumme wird verdoppelt. Was das mit der sozialen Entwicklung im Quartier zu tun hat.
09.02.2024, 15:03 Uhr
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Förderung für Marßel wird aufgestockt
Von Julia Assmann

Das Quartier Marßeler Feld bekommt ab diesem Jahr mehr Geld aus dem Programm "Wohnen in Nachbarschaften" (Win). Die Förderung wird von 75.000 Euro auf 150.000 Euro aufgestockt. Das hat die Deputation für Soziales, Jugend und Integration am Donnerstag beschlossen. Marßels Quartiersmanagerin Katharina Fischer bezeichnet die Nachricht über die Aufstockung der Mittel als einen Grund zur Freude. Sie betont aber auch, dass der Grund für die Erhöhung der Förderung natürlich nicht positiv sei. Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke spricht von einer Botschaft, die "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" zu betrachten sei. 

Anlass für die Anhebung sind die neuesten Zahlen aus dem Monitoring "Soziale Stadt – Statistisches Quartier". Mit dieser statistischen Erhebung werden soziale Problemgebiete ermittelt. Als Indikatoren für die soziale Lage in Quartieren gelten Kriterien wie der Sprachförderbedarf bei Kindern, hohe Quoten an Empfängern von Transferleistungen wie Bürgergeld und Wohngeld, an Nicht-Abiturienten, Arbeitslosen und Nichtwählern sowie Sicherheitsprobleme. Für die Quartiere, die mit dem Programm gefördert werden, wurde eine Häufung dieser sozialen Risikofaktoren festgestellt. Die Daten aus dem Monitoring nutzt die Sozialbehörde als Grundlage für die Verteilung von Fördermitteln.

Niedriger Sprachstand

Im Marßeler Feld geht es nach Angaben des Sozialressorts vor allem um das statistische Quartier "Stockholmer Straße" mit fast 5500 Einwohnern und einem sehr niedrigen Sozialstatus. In den vergangenen Jahren sei die Einwohnerzahl gestiegen, und es seien viele Geflüchtete und Zugewanderte zugezogen. Damit hat sich die soziale Lage in Marßel verschärft. In der Folge wird dieses Win-Gebiet nun von einer 50-Prozent- auf eine 100-Prozent-Förderung aufgestockt.

Die Akteure im Quartier haben durch diverse Angebote bereits auf Problemlagen wie einen niedrigen Sprachstand reagiert. Der Bedarf an Unterstützung ist jedoch weiter groß. "Das Win-Budget wurde zuletzt immer mehr ausgereizt. Wir wussten nicht, ob bestimmte Angebote wie Mädchen- und Frauengruppen und die Arbeit der Caritas-Streetworker weiterhin in dem Maße gefördert werden können wie bisher", sagt Katharina Fischer. "Auch bauliche Maßnahmen wie die Erneuerung von Spielplätzen konnten wir nicht in dem Maße unterstützen, wie es nötig wäre." Deshalb sei die Erhöhung der Förderung sehr positiv.

Das bietet die Möglichkeit, mehr Impulse ins Quartier zu geben.
Florian Boehlke, Ortsamtsleiter

Florian Boehlke sagt: "Es ist toll, dass für das Quartier jetzt doppelt so viel Geld zur Verfügung steht. Das bietet die Möglichkeit, mehr Impulse ins Quartier zu geben." Den Fokus sieht er unter anderem bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen, Alleinerziehenden und der Altenarbeit. Die Entwicklung zeige, dass solche Quartiere nie ganz aus dem Fokus gelassen werden dürften und auch, dass das Monitoring funktioniere. "Das Geld kommt, weil das Sozialressort anhand der Indikatoren einen Handlungsdruck sieht."

Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) erläutert, dass das Monitoring auf Quartiersebene im Laufe der Zeit immer wieder zu Umschichtungen bei den Fördermitteln führe. Während die Förderung in Marßel aufgrund der Entwicklung steigt, wird sie in Huckelriede zurückgefahren. Dort weisen alle statistischen Quartiere seit längerem einen mittleren Status auf. Weil in diesem Jahr auch die Mittel der Städtebauförderung auslaufen, wird die Fördersumme langsam abgeschmolzen – von derzeit noch 75.000 Euro auf die Hälfte im Jahr 2025. Zum Jahresende läuft sie dann gänzlich aus. Das Quartierszentrum Huckelriede wird anschließend aus dem Landesprogramm "Lebendige Quartiere" finanziert, um die bestehende soziale Infrastruktur dauerhaft abzusichern.

"Lebendige Quartiere" in Bremen-Nord

Das Monitoring zeigt laut Sozialressort, dass der Bremer Westen, zum Teil aber auch Quartiere im Norden und im Süden der Stadt, den höchsten Unterstützungsbedarf haben. Fünf von 88 Ortsteilen in Bremen wiesen auf Grundlage des Monitorings einen sehr niedrigen sozialen Status auf, neun weitere einen niedrigen. Quartiere mit sehr niedrigem Status seien Blumenthal, Ohlenhof, Gröpelingen, Lindenhof und die Bahnhofsvorstadt. Die neun Ortsteile mit statistisch niedrigem Status sind Lüssum-Bockhorn, Grohn, Oslebshausen, Mittelshuchting, Kirchhuchting, Neuenland, Kattenturn, Vahr Nord sowie Tenever.

Die höchste Fördersumme fließt mit 225.000 Euro nach Gröpelingen. In Bremen-Nord wird Lüssum-Bockhorn weiterhin mit 150.000 Euro gefördert, Grohn und Blumenthal mit jeweils 75.000 Euro. Auch außerhalb bestehender Win-Fördergebiete befinden sich Quartiere mit Handlungsbedarf. Sie werden durch das Landesprogramm "Lebendige Quartiere" gefördert. Dazu gehören in Bremen-Nord das Quartier Hünertshagen in Aumund-Hammersbeck und das Alwin-Lonke-Quartier in Grambke.

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