Verkehrspolitische Debatten ähneln sich städteübergreifend. So ist es wenig überraschend, dass auch der Bau von Quartiersgaragen kein Ansatz ist, über den in Bremen exklusiv diskutiert wird. Mehr noch: Die aus Bremen bekannte Kluft zwischen der Hoffnung, die in Quartiersgaragen gesetzt wurde beziehungsweise wird, und der tatsächlichen Umsetzung gibt es auch andernorts. Das zeigen diese Beispiele.
Osnabrück
In Osnabrück wird seit Jahren über Quartiersgaragen an verschiedenen Standorten diskutiert – gebaut wurde bislang keine davon, erklärt Stadtsprecher Constantin Binder. Vor allem die Kosten schrecken die Planer ab. Für zwei Standorte im Zentrum und im Osnabrücker Süden hat die Verwaltung laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" Monatspreise von 60 bis mehr als 80 Euro errechnet, die von den Nutzern verlangt werden müssten. Dass es zu diesem Preis ausreichend Nachfrage gäbe, wird bezweifelt. Als problematisch gelten dem Bericht zufolge auch Nutzungskonflikte an bestimmten Standorten, beispielsweise mit der Lieferlogistik.
Konkrete Planungen gibt es laut Binder mittlerweile für eine Quartiersgarage im Stadtteil Wüste, die bis zu 250 Parkplätze und 100 Fahrradabstellplätze umfassen könnte. Die Kosten stehen ihm zufolge noch nicht fest, aber für vergleichbare Projekte würden etwa 4,5 bis fünf Millionen Euro veranschlagt. "Der Erfolg und damit die Wirtschaftlichkeit einer solchen Quartiersgarage hängt maßgeblich von der Akzeptanz in der Anliegerschaft ab", so Binder. Nach Ansicht der Stadt müsse der Bau mit einer Aufwertung der Straßenräume einhergehen – dadurch würden Parkplätze wegfallen und der Parkdruck steigen, "was dann bestenfalls zu einer noch größeren Nachfrage in der Quartiersgarage führt".
Halle an der Saale
Von einer "Parkhaus-Pleite" sprachen Politik und Medien, als im Jahr 2016 die einst als Innovation gelobte Quartiersgarage im Paulusviertel abgerissen wurde. Zuvor hatte der 2007 errichtete Bau bereits vier Jahre leer gestanden und war zunehmend verfallen. Die zwei Millionen Euro für die Errichtung hätten sich relativ schnell als Fehlinvestition erwiesen, schreibt die "Mitteldeutsche Zeitung". Bis zur endgültigen Schließung seien lediglich 30 Prozent der Plätze vermietet gewesen. Einerseits überraschte die mangelnde Nachfrage, weil der Parkdruck im Quartier immens war und ist. Andererseits war der Monatspreis von 75 Euro pro Stellplatz vielen potenziellen Nutzern zu hoch.
Die Verkehrsplanerin Anne-Susan Freimuth, die das Hallenser Beispiel in einem "Tagesspiegel"-Gastbeitrag aufgegriffen hat, sieht noch einen anderen Grund für das Scheitern: Die Stadt habe es versäumt, das kostenfreie Parken im straßenräumlichen Umfeld zu unterbinden.
Bochum
Bochum steht stellvertretend für viele Städte, in denen Quartiersgaragen bislang vor allem ein in die Zukunft gedachtes Experiment sind. "Als Stadt haben wir eine Garage in dieser Art noch nie gebaut, sind aber mutig genug, Neues auszuprobieren", sagte Bochums Stadtbaurat Markus Bradtke im September 2023. Anlass war der Spatenstich für die erste Quartiersgarage der Stadt, die im Bochumer Osten entsteht. Ladeplätze für E-Autos, Fassadenbegrünung, eine integrierte Mobilstation mit Car- und Bikesharing – die Quartiersgarage gilt als Ausdruck eines neuen Mobilitäts- und Umweltdenkens.
Ein oder zwei solcher Vorzeigeprojekte gibt es in vielen Städten. Meistens, wie in Bochum oder auch in Dortmund, entstehen sie in Kombination mit neuen Wohnquartieren. Oft handelt es sich dabei um Quartiere, die von vornherein autoarm oder sogar autofrei geplant werden. Ungleich schwerer – das zeigt unter anderem eine Forschungsarbeit des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund – ist der Bau von Quartiersgaragen in bestehenden Quartieren. Neben der Kostenfrage gilt das als wesentlicher Grund dafür, dass diese Parklösung bislang nicht flächendeckend verbreitet ist.