Charaktere, denen Kinder in Büchern begegnen, können sie nachhaltig prägen. Sie helfen den Kleinen, nicht nur sich selbst, sondern auch die Welt besser zu verstehen. Doch wie soll dies gelingen, wenn Bücher eine Welt abbilden, in der es keine Probleme gibt? Eine Welt, in der es Dinge wie Armut, Krankheit, Tod nicht gibt. Eine Welt, in der alle Kinder gleich aussehen und die gleiche Sprache sprechen. Eine Welt, in der Jungs Abenteuer erleben und Mädchen dabei zusehen dürfen. Eine Welt, in der Männer nur Frauen und Frauen nur Männer lieben dürfen.
Dass gesellschaftsrelevante Themen wie Interkulturalität, Gleichberechtigung, Homosexualität oder familiäre Krisensituationen in den vergangenen Jahren verstärkt Einzug in Bilderbücher gefunden haben, ist ein wichtiger Schritt. Wie sollen Kinder zu toleranten, weltoffenen und empathischen Individuen werden, wenn sie in einer Schutzblase leben, in der es nur Schwarz und Weiß, nur Gut und kaum Böse, nur Rosa und Blau gibt? Sicher sollten Kinder nicht überfordert werden. Ihnen die Augen zuzuhalten ist aber auch nicht der richtige Weg. Nur Mut, sollte das Motto beim Griff ins Bücherregal sein.