Herr von Glahn, der FC Hagen/Uthlede ist seit sechs Punktspielen ungeschlagen, hat in diesem Zeitraum vier Siege und zwei Unentschieden eingesammelt, das Ganze bei 15:6 Toren – das ist ohne Frage die Bilanz eines Spitzenteams, oder?
Joshua von Glahn: Das ist auf jeden Fall richtig gut. Man muss dazu aber auch sagen, dass wir bei zwei Spielen erst ganz spät den Ausgleich erzielen. Sowohl gegen Harsefeld als auch gegen Cuxhaven gelingt uns das 2:2 erst in der Nachspielzeit. Und auch in Bornreihe haben wir zuletzt etwas Glück gehabt, auch da fiel der Siegtreffer ziemlich spät. Dieses starke Zurückkommen der Mannschaft ist aber auch Teil des Prozesses, der gerade richtig gut läuft.
Sie sprechen es an, was sind denn die Gründe für den jüngsten Aufschwung beim FC Hagen/Uthlede?
Natürlich hat es auch mit der verbesserten Personallage zu tun. Wir haben nicht mehr so viele Verletzte wie zu Beginn der Saison und natürlich belebt das den Konkurrenzkampf. Aber vor allem haben die jüngsten Erfolge was mit dem Zusammenhalt und dem Teamgeist zu tun. Wie die Jungs sich gegenseitig unterstützen und pushen, das ist schon klasse. Da ist wirklich ein Wir-Gefühl gewachsen in den vergangenen Monaten.
Der sportliche Turnaround kam ja in einer Phase, in der es auch personell ziemlich eng war. Jetzt sind einige verletzte Spieler mittlerweile zurückgekehrt – kann man davon ausgehen, dass sich das Niveau eher noch steigern wird?
Das hoffe ich doch. Fakt ist: Wir wollen in den letzten drei Spielen in diesem Jahr alles reinhauen und vor allem hungrig bleiben.
Luis Noé ist die Überraschung der bisherigen Saison, auch Jason Lehmkuhl scheint seinen Platz gefunden zu haben. Niklas Feldmann ist aus der Mannschaft kaum noch wegzudenken, zuletzt kam Arne Birreck immer besser in Schwung. Ist der personelle Umbruch schon abgeschlossen?
Auf jeden Fall passiert da etwas. Vor allem bei diesen Jungs, die vorher vom Namen vielleicht noch nicht so bekannt waren. Die machen es definitiv richtig gut und sind vor allem an und mit ihren Aufgaben gewachsen. Aber ich bin mir ganz sicher: Selbst wenn einer von diesen Spielern mal nicht spielen sollte, würde er alles für den Teamerfolg tun.
Man hat auf der anderen Seite aber auch gesehen, wie wichtig ein Clemens Schoppenhauer auf dem Feld nach wie vor ist. Wie beurteilen Sie seine Position?
Wir haben in einer schwierigen Situation auf eine defensive Dreierkette umgestellt und Clemens hat dann dort die zentrale Rolle übernommen. Das macht er mit seiner ganzen Erfahrung und Stabilität natürlich richtig gut. Man hat auch schnell gesehen, dass das etwas mit den Nebenleuten macht. Insofern bin ich sehr froh, dass wir Clemens haben und er auch weiterhin spielen will.
Auch im Tor haben Sie ein echtes Luxusproblem. Zuletzt spielte der junge Julian Heubach – und machte das ziemlich gut. Wie geht es nach der abgebrummten Sperre von Tom Petter Rode auf dieser Position weiter?
Julian ist ein total talentierter Torwart, der in seinem ersten Herrenjahr alle Pokalspiele gemacht hat und jetzt zuletzt auch schon in der Landesliga zum Einsatz kam. Wir hatten im Trainerteam zu keiner Zeit Sorgen, dass wir mit der Rotsperre von Tom Petter Rode, der ja ebenfalls noch ein recht junger Torwart ist, ein Problem kriegen. Julian weiß aber genau um seine Position und die beiden haben einen sehr guten und fairen Konkurrenzkampf. Ich möchte an dieser Stelle aber auch Ben Bruns nicht vergessen, der nach seiner Verletzung spätestens zur Rückrunde wieder dabei sein wird. Wir haben wirklich drei sehr gute Torhüter.
Der Saisonstart war ja sportlich gesehen durchaus holprig. Gab es da eigentlich einen Moment, wo Sie Sorgen hatten, dass das nicht in die richtige Richtung läuft und eventuell eine Eigendynamik entstehen könnte. Immerhin gab es beim Ligakonkurrenten SV Bornreihe ein unschönes Beispiel.
Natürlich guckt man auch darauf, was drumherum so passiert. Und natürlich ist man dann am Grübeln, wenn man unnötig gegen Ottersberg nur 3:3 spielt und hier und da mal Punkte liegen lässt. Aber am Ende musst du dir das Glück im Fußball erarbeiten, und über den Zusammenhalt haben die Jungs das sehr beeindruckend getan. Natürlich ist es in so einer Phase auch mal etwas giftiger im Training, aber die Grundstimmung war jederzeit positiv. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, mit Maik Machnacz, Clemens Schoppenhauer und Marco Piechura ein Trainerteam zu haben, in dem wir über viele Dinger reden und uns auch selbst hinterfragen und reflektieren.
Beim langjährigen Konkurrenten Bornreihe gab es den frühen Trainerrauswurf von Markus Werle gefolgt von ziemlich turbulenten Monaten. Die "Moorteufel" stehen kurz vor Ende der Hinserie auf einem Abstiegsplatz – mit vier Punkten Rückstand aufs rettende Ufer. Sie haben früher selbst in Bornreihe gespielt. Wie nehmen Sie die aktuelle Entwicklung dort wahr?
Man weiß natürlich als Außenstehender nie so genau, was dort hinter den Kulissen passiert. Natürlich ist das ein Verein, der einen großen Namen hat, aber es ist auch viel passiert zuletzt mit dem Abgang von Markus Werle und den verschiedenen Interimslösungen danach. Aber eigentlich mache ich mir da keine Sorgen, sie werden ihren Weg schon machen. Wobei ich glaube, dass die Winterpause schon wichtig sein wird.
Geht Ihr eigener Blick in der Tabelle nach den jüngsten Erfolgen eigentlich eher nach oben, oder doch noch nach unten?
Es ist jedenfalls alles wahnsinnig eng beieinander. Ich gucke nach jedem Spiel auf die Tabelle und denke dann jedes Mal, dass sich da gar nicht so viel getan hat. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir trotz der jüngsten Erfolge hungrig und fokussiert bleiben.