Hagen. Gunnar Schmidt und Carsten Werde, Marlo Burdorf oder Axel France – es gab in den vergangenen 15 Jahren viele Trainer und Spieler, die den FC Hagen/Uthlede in irgendeiner Form geprägt haben. Doch wohl keiner hat sich im Laufe dieser anderthalb Dekaden so sehr zum Gesicht des Vereins entwickelt wie Tjark Seidenberg. Als Teil der goldenen Generation rund um Burdorf, France und Kai Diesing war Seidenberg ein wichtiger Teil beim Durchmarsch von der Bezirks- bis in die Fußball-Oberliga Niedersachsen.
Unter Carsten Werde wechselte Seidenberg dann als Co-Trainer an die Seitenlinie, wo er auch unter dessen Nachfolger Benjamin Duray eine überaus aktive Rolle einnahm. Im Sommer 2022, nach dem Abstieg aus der höchsten niedersächsischen Spielklasse, folgte schließlich der Schritt, mit dem im Verein und in der Fußballszene ohnehin jeder gerechnet hatte: Tjark Seidenberg wurde zum Hagener Cheftrainer befördert. Aus dem früheren Vollblutstürmer war endgültig die Gallionsfigur der Grün-Schwarzen geworden. Und es schien so, als ob der Weg gerade erst begonnen hatte – ein Trugschluss, wie sich jetzt herausstellte.
Denn mit Ablauf der aktuellen Fußballsaison endet auch die Dienstzeit von Tjark Seidenberg als Trainer des FC Hagen/Uthlede. Es ist eine Entwicklung, die sich selbst für den innersten Kreis nicht angedeutet hatte. "Alle waren überrascht, als ich ihnen meinen Entschluss mitgeteilt habe, die Verantwortlichen im Verein ebenso wie die Mannschaft", verrät Seidenberg. Der 33-Jährige kann die Verwunderung durchaus nachvollziehen, denn: "Aufgrund meiner Historie dachten wohl viele, dass ich jetzt auf ewig Trainer der ersten Herren bleibe."
Kein endgültiger Rückzug
Doch genau diese Historie machte eine Pause nun beinahe zwangsläufig. "Ich stehe ja eigentlich schon seit sieben Jahren an der Seitenlinie. Und diese Jahre in der Oberliga, mit Corona und dem ewigen Abstiegskampf, waren einfach unfassbar anstrengend. Ich habe einfach das Gefühl, dass der Akku jetzt aufgeladen werden muss, bevor ich komplett ausgebrannt bin." Eines steht für Tjark Seidenberg nämlich fest: Der Rückzug soll nur temporärer Art sein: "Meine Trainerlaufbahn ist damit definitiv nicht beendet."
Im Verein hätten sie ihren jungen Coach, der mit seiner Emotionalität wie kaum ein Zweiter stilprägend für die Kicker von der Blumenstraße war und ist, liebend gerne behalten. "Tjark hat die schwierige erste Spielzeit nach dem Oberliga-Abstieg hervorragend gemeistert und ist auch jetzt auf einem sehr guten Weg mit der Mannschaft", lobt der erste Vorsitzende Marco Vehrenkamp und fügt hinzu: "Wir sind auf der einen Seite natürlich sehr traurig, sind aber natürlich auch unheimlich dankbar für die ganzen Jahre, die Tjark hier 120 Prozent Vollgas gegeben hat."
Tatsächlich ist der FC-Coach kein Freund von halben Sachen. Neben der normalen Trainingsarbeit mit seiner Mannschaft war Seidenberg nahezu jedes Wochenende auch noch auf anderen Fußballplätzen anzutreffen. Ganz egal, ob Ober-, Landes- oder Bezirksliga – der fußballverrückte Coach war fast immer und überall am Start. "Gerade weil es mein absoluter Herzensverein ist, habe ich mich so reingehängt. Da entsteht dann aber auch eine große Verantwortung und natürlich ein gewisser Druck", erklärt Tjark Seidenberg. Diesem will und muss sich der ehrgeizige B-Lizenz-Inhaber nun vorübergehend entziehen.
Auf Anrufe andere Vereine wird sich Seidenberg dennoch einstellen müssen, wobei er betont: "Eigentlich ist das überflüssig, ich werde sicher nicht ab 1. Juli bei einem anderen Verein anfangen." Gleichwohl weiß auch Seidenberg: "Natürlich kann es auch mal zu einer Konstellation kommen, bei denen sich die Dinge ändern können. Aber momentan tendiere ich deutlich mehr dazu, vielleicht selber noch mal ein Jahr irgendwo als Spieler aufzulaufen." Wegen anhaltender Knieprobleme hatte Seidenberg vor einigen Jahren seine aktive Laufbahn vorzeitig beendet, doch mittlerweile ist der Körper wieder richtig gut in Schuss: "Ich trainiere tatsächlich auch bei uns regelmäßig mit und fühle mich wirklich gut."
Eine Entscheidung darüber will Seidenberg aber erst nach Ende der aktuellen Saison fällen. Bis dahin gibt es für den Coach nur eins: den FC Hagen/Uthlede, seinen FC Hagen/Uthlede. Und mit dem will er nun den bestmöglichen Abschluss schaffen. Bis es so weit ist, läuft der Countdown.