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Ehrenamt in Bruchhausen-Vilsen Lebenswege begleiten: Auf diese Menschen setzt der Verein seit Jahren

Ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht: Seit Jahren sind sie eine unverzichtbare Hilfe für den Verein Lebenswege begleiten. Wie sie sich in den Bereichen Bildung, Gemeinschaft und Integration engagieren.
17.06.2025, 18:02 Uhr
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Lebenswege begleiten: Auf diese Menschen setzt der Verein seit Jahren
Von Elena Erxleben

Erst im vergangenen Jahr wurde der Verein Lebenswege begleiten von der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen als "Bürger des Jahres" ausgezeichnet. Diese Auszeichnung hatte Axel Hillmann Ende 2024 für den Verein entgegengenommen. Doch der Öffentlichkeitsarbeiter betont, dass der Preis in erster Linie den vielen Ehrenamtlichen gelte, die den Verein seit Jahren mit ihrer Zeit und Tatkraft unterstützen. "Eigentlich hätte jemand von euch da sein müssen, denn von euch lebt der Verein", richtet er das Wort an seine Kolleginnen und Kollegen.

Das seit 2007 existierende Sozial- und Gemeinwesenprojekt Lebenswege begleiten setzt sich in den Bereichen Bildung, Gemeinschaft und Integration im Zuge verschiedener Projekte ein, die von der Schülerhilfe bis hin zur Flüchtlingsarbeit reichen. Gestützt werden könne das Ganze laut Hillmann nicht allein von den sieben Hauptamtlichen. "Wir sind auf die Hilfe unserer Ehrenamtlichen angewiesen." Stellvertretend für die vielen Unterstützer berichten nun zehn Frauen und Männer von ihrer Arbeit.

Hilfe für Schüler und Mütter

"Seit meinem ersten Tag in Rente bin ich in der Schülerhilfe tätig", erzählt Uwe Jöstingmeier mit einem Lächeln. Seit 2019 hilft der 69-Jährige Schülern in Mathe und Englisch. "Es macht mir sehr viel Freude." Sowohl die Begleitung bei den Schularbeiten für kleine Gruppen als auch Eins-zu-eins-Betreuungen biete der Rentner an. Den Weg zum Standort, Auf der Loge 17a, legt er gerne mit dem Rad zurück, wie er lachend sagt: "Das ist meine Trainingseinheit."

Ebenfalls in der Schülerhilfe begann das Engagement von Doris Bolte. Mittlerweile fühlt sich die 82-Jährige als Unterstützung im Kurs "Mama lernt Deutsch" sehr wohl. Grundlegende Sprachkenntnisse erlernen die Teilnehmerinnen dort. "Von den jungen Frauen kommt so viel zurück, die sind sehr herzlich." Was die oftmals geflüchteten Frauen erlebt haben, berühre Bolte sehr. Zusätzlich arbeitet sie ehrenamtlich bei der Tafel, wo sie einige der Frauen antreffe. "Da entstehen auch Verbindungen außerhalb des Unterrichts."

Wertvolle Asylbegleitung – auch in Notfällen

In der Zeitung hatte Rafael Gheco vor fünf Jahren gelesen, dass der Verein einen Übersetzer sucht. Seitdem ist der 74-jährige Argentinier als Asylbegleiter im Einsatz. Längst besteht seine Arbeit nicht nur darin, auf Spanisch mit den Geflüchteten zu kommunizieren. "Ich begleite viele Arztbesuche." Doch auch in Notfällen vertrauen sich ihm die Menschen an, erzählt er. So habe ihn zum Beispiel schon eine Frau angerufen, die in den Wehen lag. Als der "Feuerwehrmann" des Vereins bezeichnet sich Gheco deshalb selbst, wie er schmunzelnd verrät.

Auch der 68 Jahre alte Jürgen Rodekohr ist als Asylbegleiter tätig. Vor seiner Rente hat er in der Medizintechnik gearbeitet, heute begleitet er eine kolumbianische Familie zu Arztbesuchen. "Ich habe einen Blick auf die andere Seite werfen können und viel darüber gelernt, warum die Menschen hierherkommen", sagt Rodekohr, der sich seit Anfang 2023 für den Verein engagiert.

Vom Schachspielen und dem Überwinden der Einsamkeit

Neben der Arbeit in der Küche im Haus am Markt, die Barbara Hache viel Freude bereitet, ist ihre Welt schon immer das Theater gewesen. Sie stand einst selbst auf Bühnen und war als Puppenspielerin aktiv. Genau das führt sie nun bei Lebenswege begleiten fort. "Ich möchte, dass das weiter existiert", sagt sie. Zudem sei es ihr ein Anliegen, dass Menschen einander begegnen, so wie es das Begegnungszentrum vorsehe. Die Stücke, die die Puppenspielerin zeigt, habe sie alle selbst kreiert.

Noch während seiner Arbeit bei Airbus hatte Jürgen Waltz den Plan, sich in seiner Rente in einem ehrenamtlichen Projekt zu engagieren. Kurz entschlossen verband er dieses Vorhaben mit seinem langjährigen Hobby, dem Schachspielen. Gesagt, getan. Jeden Dienstag bietet der 69-Jährige je eine Schachstunde für Kinder und für Erwachsene an. "Ich war verwundert darüber, wie groß das Interesse der Kinder am Schach ist", bekennt er. Zusätzlich sei er auch in der Fahrradgruppe aktiv, weshalb ihn seine Kollegen auch den "Alleskönner" nennen.

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Apropos Fahrrad. Der 77 Jahre alte Manfred Mank hatte vor seiner Arbeit in der Fahrradwerkstatt keinerlei Erfahrung im Bereich der Fahrradreparatur. "Das habe ich alles hier gelernt." Weil es dem einstigen Maschinenbauingenieur zu Hause "zu langweilig" wurde, entschied er sich vor drei Jahren dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für ihn sei es ein Weg, um die Einsamkeit zu überwinden. Vor allem die Arbeit mit dem Team der Werkstatt sei das, was ihm so gefalle. Die gemeinsame Zeit sei "mehr wert als alles andere".

Weitere wertvolle Unterstützung

Als sogenannte Springerin ist Cornelia Przybylla im Einsatz. "Ich habe keine feste Gruppe", erklärt die Rentnerin. Bei Abendveranstaltungen übernehme sie zum Beispiel gerne den Thekendienst. Zudem ist sie eine der Initiatorinnen der Gruppe "Frieda", in der sich Frauen für den gemeinsamen Austausch jeden zweiten Dienstag im Monat im Haus am Markt treffen. "Das sind tolle Abende, bei denen viel gelacht wird, aber auch mal ernste Themen auf den Tisch kommen." Schließlich schätze sie auch den Gemeinschaftsaspekt des Vereins. "Wenn ich nicht allein Mittag essen möchte, komme ich hier her, irgendwer ist immer da."

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Durch eine Krankheitsvertretung ist Ute Berms zu Lebenswege begleiten gekommen. Weil ihr das so gut gefallen hat, entschied sich die 66-Jährige für das Ehrenamt. "Mir ist es wichtig, diese Begegnungsmöglichkeiten zu unterstützen." Wenn der Bedarf da ist, so schildert Berms, helfe sie im Service aus. Damit meint sie das Servieren des Mittagessens beim regelmäßigen Mittagstisch im Haus am Markt. Dreimal in der Woche bekommen Menschen dort mit vorheriger Anmeldung eine warme Mahlzeit für acht Euro.

Schon vor zehn Jahren war Anne-Dore Winter als eine der ersten Asylbegleiterinnen für den Verein tätig. Noch heute pflegt die 73-Jährige Kontakt zu einigen der ehemaligen Jugendlichen, die sie begleitet hat. Sichtlich stolz erzählt sie: "Einer von denen hat mittlerweile seinen eigenen Pizza-Laden." Heute ist sie Teil des Orga-Teams für das jährliche Sommerfest, das in diesem Jahr am Sonnabend, 28. Juni, ab 15 Uhr auf dem Marktplatz steigt. Die Ehrenamtliche kümmert sich um die Preise für die Tombola: "Ich gehe dann in viele Läden und bitte um eine Spende." Im vergangenen Jahr waren im Anschluss an das Fest alle 500 Lose verkauft.

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