1038 Badegäste hat das Bäderteam des Bassumer Naturbades an einem besonders heißen Tag Ende Juni verzeichnet. Dabei kämen die Besucher vor allem aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern rund um Bassum regelmäßig zum Schwimmen in die Lindenstadt. Der Hauptgrund ist dabei sicherlich das Badeerlebnis ganz ohne Chlor, ist sich das Team sicher. "Das ist auch einfach super für Leute, die kein Chlor vertragen."
Dank der Stellplätze für Wohnmobile auf dem Naturbadparkplatz hätten sich aber auch schon Badegäste aus ganz Deutschland im kühlen Nass erfrischt. Ebenso habe es auch schon Urlauber aus den Niederlanden oder Belgien, die mit dem Camper Halt in Bassum machen, ins Naturbad verschlagen.
Personalnotstand macht Aushilfen nötig
Doch was die Badegäste bei ihrem Besuch im Naturbad in der Regel nicht mitbekommen: Um Wasserratten ein schönes Erlebnis zu bereiten, braucht es vor allem genügend Personal. Genau das wurde jüngst zum Problem, als die Kassiererin Hella Schulenberg krankheitsbedingt ausfiel. Aus diesem Grund mussten kurzerhand Bassums Stadtarchivar und Mitglied des badeigenen Fördervereins Norbert Lyko sowie die Auszubildende Luna Lintelmann aus dem Rathaus als Aushilfen an der Naturbadkasse einspringen.
Eigentlich, so sagt Luna Lintelmann, erledige sie in ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten "typischen Bürokram". Vor der Arbeit an der Naturbadkasse und vor allem vor dem Kassenabschluss habe sie großen Respekt gehabt. Doch dank einer To-do-Liste des Kassenteams hatten sie und Lyko gleich "eine gute Orientierung". Leider spielte das Wetter in ihren Schichten nicht mit, weshalb nicht immer viel los war. Schade, findet Luna Lintelmann. "Es wäre schon cool gewesen, auch mal bei besserem Wetter zu arbeiten." Sollte wieder einmal Not am Mann sein, würde sie durchaus wieder einspringen.

Luna Lintelmann haben die Aushilfstage an der Naturbadkasse gefallen. Sie würde wieder einspringen.
Etwas mehr Glück mit dem Wetter und dadurch gleich mehr zu tun, hatte ihr Aushilfskollege Norbert Lyko. Für ihn sei diese Unterstützung im Bad eine Herzensangelegenheit, da er als einstiger Erster Stadtrat und auch noch nach seiner Pensionierung an der Planung-, Projekt- und Bauleitung des Naturbads beteiligt war. Bereits im vergangenen Jahr hatte er dem Bäderteam daher angeboten, im Fall der Fälle im Kassenbereich auszuhelfen. Von diesem Vorschlag machte das Team nun Gebrauch.
Reinigung, Duschen und Vertreiben von Vögeln
Doch was gehört eigentlich noch alles zur Arbeit im Naturbad dazu? Eine ganze Menge. Angefangen bei der Badeaufsicht. "Gott sei Dank passiert nicht oft etwas", sagt Bademeister Gunnar Preibusch. Schon im Vorfeld erkennen er und seine Kollegen, ob ein Badegast Hilfe benötigt. Das freut auch Bassums Ersten Stadtrat Karsten Bödeker: "Wenn wir in der Verwaltung nichts aus dem Naturbad hören, ist das immer ein gutes Zeichen." Mit der Zusammenarbeit sei er sehr zufrieden.
Was ebenfalls zum Arbeitsalltag der Badeaufsicht gehört: unzählige Fragen von den Badegästen. "Können Sie den Sprungturm öffnen?" gehöre ebenso dazu wie Fragen zur Technik im Bad. Doch auch für positive Kritik würden die Menschen das Team rund um Gunnar Preibusch, Katharina Funke und Susanne Wührmann aufsuchen.

Norbert Lyko hat während seiner Zeit als Naturbadkassierer seine Erlebnisse in einem Tagebuch festgehalten.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die tägliche Reinigung. Da diese im Naturbad ganz ohne Chlor auskommt, müssen die Becken jeden Tag mechanisch gereinigt werden, wie Preibusch erklärt. "Mit Hochdruckreiniger, Schrubber und Besen", zählt er einige der benötigten Geräte auf. Heiko Beckmann, Betriebsleiter des Hallen- und Naturbads, ergänzt: "Wir nehmen jeden Tag Wasserproben und das Gesundheitsamt kommt ein Mal in der Woche." Das sei unerlässlich, um die Qualität des Wassers und somit ein sicheres Baden zu gewährleisten.
In puncto Hygiene sei es zudem wichtig, die Gäste darauf hinzuweisen, vor dem Baden unter die Dusche zu gehen. "Darauf müssen wir sehr stark achten", macht Preibusch deutlich. Denn nur so könne das Wasser so sauber wie möglich bleiben. Auch Tiere, wie zum Beispiel Vögel, sollten dem Wasser aus diesem Grund fernbleiben. Deshalb zählen auch die Hunde von Gunnar Preibusch und Katharina Funke mittlerweile fest zum Team, wie sie lachend sagen. "Raudi und Saphira düsen regelmäßig über die Wiese und verjagen die Vögel."
Ein neues Spielgerät für die kommende Saison
Diese aufwendige Vorbereitung auf den täglichen Badebetrieb sei der Grund, aus dem das Bad täglich erst um 12 Uhr seine Türen für Badegäste öffnet. Die mittlerweile genesene Hella Schulenberg bringt es auf den Punkt: "Die Schwimmmeister haben schon viel geleistet, wenn das Bad mittags öffnet." Doch auch wenn das Naturbad am 31. August wieder schließt, müssen Gäste dem Gelände nicht gänzlich fernbleiben. Denn die Gastronomie Mahalo bleibt weiterhin geöffnet. "Bei schlechtem Wetter fragen die Leute schon immer, wo der Eingang zum Mahalo ist", weiß Nadine Fischer vom Kassenteam.
Auch darüber hinaus gibt es allen Grund, sich auf die nächste Saison zu freuen. Denn in der Abstimmung, die kürzlich im Zuge des Familientags im Naturbad stattfand, haben sich die Kinder eindeutig für ein Trampolin entschieden, wie Norbert Lyko erzählt. Das neue Spielgerät soll auch von Menschen im Rollstuhl genutzt werden können. Wer in der Zwischenzeit nicht aufs Schwimmen verzichten will, muss nach der Schließung des Naturbads lediglich etwa vier Wochen warten. Dann startet schon das Bassumer Hallenbad in die Herbst- und Wintersaison.
Tag eins
Der große Tag kam. Ich hoffte heimlich auf schlechtes Wetter, damit nicht zu viele Badegäste kämen. Welch ein Widerspruch. Als Erster Stadtrat habe ich mich immer über Sonne und volle Becken gefreut — jetzt hoffte ich auf Regen und Leere. Die Fahrt von meinem Wohnort Harpstedt nach Bassum war begleitet von Nervosität, die mich schon ein paar Tage verfolgt hatte. Aber kaum bog ich auf den Parkplatz ein, legte sich das Kribbeln. Das Wetter? Genau mein Wunsch: kühl, grauer Himmel.
Dank der Checkliste konnte ich die Vorbereitung bis zur Öffnung um 12 Uhr souverän abarbeiten. Und ich hatte mit Gunnar einen erfahrenen Fachangestellten für Bäderbetriebe, eine Art Sicherheitsnetz. An diesem Tag kamen nur 21 Gäste, also: kein Stress. Fast.
Denn dann wollte ein Gast eine Jahreskarte erwerben. Nadine hatte mir erklärt, wie kompliziert das Prozedere ist und dass man im Zweifel den Gast erstmal so reinlassen kann. Aber mein Ehrgeiz war geweckt. Ich wollte es korrekt durchziehen und schaffte es tatsächlich. Doch dann – wollte der Gast mit EC-Karte bezahlen. "Alles kein Problem!", dachte ich. Dachte. Beim Abschluss stellte ich fest: Zahlung nicht durchgelaufen. Peinlich. Also rief ich den Gast an, erklärte kleinlaut die Lage. Zum Glück stieß ich auf Verständnis — er bezahlte beim nächsten Besuch.
Gegen Abend schloss das Bad wegen schlechten Wetters sogar eine Stunde früher. Der Tagesabschluss war damit überschaubar, und ich war froh, als ich endlich das Badetuch — oder in meinem Fall die Kassenrolle — einrollen konnte.