Umgeben von Feldern und Wald liegt der Hof von Laura Guevara Méndez. Vor ihrem Haus in Nordwohlde-Högenhausen ragen große Bäume empor, dahinter grasen ihre Schafe seelenruhig auf der großen Weide. Vogelgezwitscher und das Rauschen der Blätter im Wind sind zu hören. Das etwa zwei Hektar große Grundstück scheint damit der ideale Ort, um einen Natur-Lernort zu schaffen.
Genau das hat die 37-jährige Waldpädagogin 2022 getan. Moosgrün-Akademie nennt sich ihr Herzensprojekt, das Natur und Wissen miteinander verbindet. Verpackt ist das Ganze dabei in Form von Workshops, Führungen und Veranstaltungen. Zu ihren Zielen sagt Laura Guevara Méndez, dass sie "Familien wieder gemeinsam nach draußen bringen" wolle. Vor allem Erwachsene möchte sie aus ihrem stressigen Alltag heraus und hinein in die Natur bringen. Zudem betont die einstige Lehrerin: "Ich möchte Kindern im Schulalter zeigen, dass Lernen Spaß machen kann."
Kindergeburtstage im Wald
Zum breit gefächerten Angebot der Moosgrün-Akademie gehören in der Natur organisierte Kindergeburtstage, bei denen Geburtstagskinder ab sechs Jahren vorab zwischen verschiedenen Themen wählen können. So gibt es zum Beispiel eine Spurentour, bei der es gemeinsam durch den Wald geht und die Kinder am Ende ihr eigenes Trittsiegel der Tierspuren gießen. Im Garten steht dafür außerdem ein großer Folientunnel, der nicht nur als Gewächshaus dient, sondern auch eine von "Mollys reine Deko-Liebe" dekorierte Tischtafel überdacht. "Es ist einfach mal was anderes und kommt deshalb wahrscheinlich so gut bei den Kindern an."
Für Kinder ab acht Jahren gibt es außerdem ein neues Angebot: "Neu ist die Waldnacht mit einer Nachtwanderung", stellt Laura Guevara Méndez vor. Interessierten empfiehlt die Waldpädagogin allerdings: "Unbedingt früh buchen." Wer etwa im kommenden Frühjahr oder Sommer seinen Geburtstag mit Moosgrün feiern möchte, sollte sich bis spätestens Ende dieses Jahres dafür anmelden.
Pilotprojekt wird fortgeführt
Außerdem beliebt ist das im April gestartete Pilotprojekt namens Kojote-Kids. Das über einige Wochen stattfindende Angebot richte sich an Kinder der zweiten bis fünften Klasse und sei sehr gut angekommen. "Deshalb starten wir wieder nach den Sommerferien, diesmal mit zwei Gruppen", kündigt die 37-Jährige an. Auf kleine Entdecker wartet dabei eine gemeinsame Abenteuerzeit im Wald. Anmeldungen sind noch möglich. Die Montagsgruppe startet am 18. August, es finden insgesamt acht Termine statt. Für die Mittwochsgruppe geht es am 20. August los, es sind zwölf Termine geplant.
Die Rückmeldungen der Eltern seien durchweg positiv: "Kinder, die sich in der Schule zum Teil keine fünf Minuten am Stück konzentrieren können, arbeiten hier teilweise eine Stunde lang ganz konzentriert an ihrem Wildnistagebuch." Das lasse ihr Lehrerinnenherz gleich höherschlagen. "Genau dafür mache ich das. Ich will den Kindern zeigen, dass Lernen etwas Tolles ist." Bei ihr würde niemand zum Mitmachen gezwungen. "Die meisten Kinder sind dann ganz automatisch von alleine interessiert", berichtet sie aus Erfahrung. "Ich glaube, es ist auch eine meiner Stärken, Leute zu motivieren."
Nature Journaling und Lichterwald
Als "Naturverbindungswerkzeug" bezeichnet die Waldpädagogin das sogenannte Natur Journaling. In regelmäßigen Workshops erlernen die Teilnehmer dabei, wie sie Naturerlebnisse in einem persönlichen Naturtagebuch mithilfe von Notizen und Zeichnungen festhalten. Vorerfahrungen oder künstlerisches Talent brauche es dafür nicht. "Ich sage immer, ich bin 37 und übe seit 35 Jahren." Jeder könne das erlernen. "Und Natur lässt sich überall finden."
Bei der Familien-Waldzeit warten auf Familien mit Kindern ab fünf Jahren eine gemeinsame Entdeckungsreise durch den Wald sowie spannende Spiele und kreative Aktivitäten. Die nächsten Termine finden am 10. August und am 14. September statt. Einen weiteren Höhepunkt stellt zudem der Lichterwald dar. Die Veranstaltung steigt am 1. und 2. November jeweils von 17 bis 20 Uhr. Ein "Lichterpfad, der den Wald richtig schön erleuchtet" wartet ebenso wie Geschichten, Waffeln und Knipp auf neugierige Besucher. Anmeldungen dafür sind bereits möglich.
Dachsfamilie lebt seit 100 Jahren im nahe gelegenen Wald
Die Liebe zur Natur scheint abzufärben, wie ihre dreijährige Tochter Ylvi zeigt. "Guck mal Mama, eine Spur", ruft sie aufgeregt, als sie den Fußabdruck eines Tieres auf dem Waldboden entdeckt. Und auch die 24 Schafe der Familie, darunter zurzeit acht Lämmer, haben Mutter und Tochter gleichermaßen in ihr Herz geschlossen. Drei der Schafe dürften dem einen oder anderen Bassumer bekannt vorkommen. "Das sind Moorschnucken aus dem Tierpark Petermoor." Insbesondere Pfleger Maik Otto sei froh, dass die einstigen Lämmer des Parks bei Laura Guevara Méndez alt werden dürfen.
Ebenso spannend ist für Tochter Ylvi der Dachsbau im nahe gelegenen Wald. "Das ist für alle Kids immer ein Highlight", sagt ihre Mutter über den Bau der Tiere, der ihren Einschätzungen zufolge unter der Erde eine Fläche von mehreren 100 Meter umfasst. Einen Abstecher zum Dachsbau versuche sie oft in ihre Angebote einzubauen – natürlich immer mit dem nötigen Respekt vor den Tieren. "Die leben bestimmt seit 100 Jahren hier." Schon zu Zeiten des Großvaters hatten sich die Dachse an dieser Stelle niedergelassen.
Es sei die wertvolle Arbeit, die den Menschen und dem Planeten helfe, die die 37-jährige glücklich macht. "Ich möchte einfach, dass die Leute schnallen, dass wir nicht alles platt machen können." Weitere Informationen zu den Angeboten der Waldpädagogin finden Interessierte online unter www.moosgrün-akademie.de.