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No Moor Moordeicher Jugendtreff zieht zeitweise vom Keller ins Obergeschoss

Für die anstehende Sanierung zieht der Jugendtreff No Moor in Moordeich um. Wie die aktuelle Situation ist und was die Gemeinde Stuhr plant.
15.05.2024, 15:30 Uhr
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Moordeicher Jugendtreff zieht zeitweise vom Keller ins Obergeschoss
Von Eike Wienbarg

Aufkleber mit grünen Füßen weisen den Weg: Wo Kinder und Jugendliche sonst in den Keller der Lise-Meitner-Schule in Moordeich gingen, führt der Weg nun die Treppe hinauf. Denn der Jugendtreff No Moor hat einen neuen Übergangsstandort. Wie berichtet, sind die normalen Räume im Souterrain der Schule derzeit aufgrund eines wiederholten Wasserschadens nach den starken Regenfällen um den Jahreswechsel nicht nutzbar. Daher hat sich das No-Moor-Team nun einen Klassenraum hergerichtet, in dem fast alles, was im Jugendtreff bisher möglich war, wieder angeboten werden kann. Die Sanierung der alten Räume soll dann im Sommer starten und im September abgeschlossen sein.

"Es ist der gleiche Eingang wie sonst auch", freut sich Silke Amrhein, Leiterin des No Moor, dass für den Übergang eine Lösung ganz in der Nähe der eigentlichen Räume gefunden werden konnte. In dem ehemaligen Klassenraum der Lise-Meitner-Schule, in dem vorher vor allem Religion und Werte und Normen unterrichtet wurde, hat sich das Team gemeinsam mit den Jugendlichen bereits gut eingerichtet. Ein Billard- und ein Kickertisch stehen darin. Hinzu kommen eine Tischtennisplatte und eine Medienecke mit Sofas und Spielekonsolen. Auch für diverse Brett- und Kartenspiele sowie Sitzgelegenheiten und W-Lan ist gesorgt. "Wir wollen einen positiven und sinnvollen Umgang mit dem Smartphone haben und die Kinder fit für eine digitale Zukunft machen", sagt Silke Amrhein. So habe das Team jetzt auch eine Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) gekauft.

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Mit dem Raum ist das Team Jugend nach den Osterferien an den Start gegangen. "Es immer gut, wenn man die Kinder nach den Ferien abholt. Das hat immer pädagogische Vorteile", sagt Amrhein. Außerdem konnte sich das neue No Moor kürzlich beim Tag der offenen Tür der Lise-Meitner-Schule präsentieren. "Wir sind jetzt next Level, quasi über den Dächern von Moordeich", spielt sie auf den Umzug vom Keller ins Obergeschoss an.

Zusätzlich zu dem neuen Raum nutzt das Team auch zahlreiche andere Orte für die Jugendarbeit. "Wir machen aus der Not eine Tugend und öffnen uns", so Amrhein. Daher sei das Team jetzt "ein bisschen überall". Dazu zählen die Skate-Anlage in Moordeich, das Basketballfeld an der Lise-Meitner-Schule und die Sporthalle der Grundschule Brinkum. In den Hauswirtschaftsräumen der Lise-Meitner-Schule können die Koch- und Backangebote wieder stattfinden. Dort soll No-Moor-Mitarbeiter Marcel Kotrc, der gelernter Koch ist, weiter seine Slow-Food-Angebote anbieten. "Es ist wichtig, diese Erfahrungen zu sammeln", so Amrhein.

"Wir fahren auch mal nach Heiligenrode", erzählt sie weiter. Zudem gebe es Kooperationen mit dem Jugendtreff Haus am Wall in Brinkum. "Das Team ist mit Feuereifer dabei, das Angebot nach außen zu tragen", freut sich auch Jennifer Hormann, Leiterin des Teams Jugend bei der Stuhrer Verwaltung.

Für vertrauliche Beratungen soll auch weiterhin das Streetworker-Büro in Moordeich zur Verfügung stehen. "Da haben die Wände keine Ohren", verspricht Amrhein den Jugendlichen, die mit sehr persönlichen Anliegen zum Team kommen. "Wichtig ist nicht nur der Spielcharakter der Räume. Es gibt auch Kinder, die sich nach Ruhe sehnen und einen Rückzugsort brauchen", sagt Jennifer Hormann. Die Räumlichkeiten nutzen die Jugendtreff-Mitarbeiter aber auch für Bürotätigkeiten.

Mittlerweile haben sich die Kinder und Jugendlichen an die neue Situation gewöhnt. "Am Anfang waren sie schüchtern, jetzt kommen sie gerne rein", sagt Streetworker Julien Jacquot. Aktuell nutzen rund 30 Kinder im Alter von elf bis 18 Jahren regelmäßig das Angebot des No Moor. "Sie holen sich das raus, was sie an Betreuung brauchen", sagt Silke Amrhein über den "Charme" der offenen Jugendarbeit. "Die Kinder nehmen das ganz gut an", sagt die Leiterin weiter.

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Durch die Übergangssituation musste das Jugendtreff-Team das Programm aber auch ein wenig einschränken. "Die Spontanität fehlt", sagt Silke Amrhein. Das fange beim Backen und Kochen an, wo es feste Zeiten für die Nutzung der Küche gibt, und höre beim spontanen Bewegen auf. "Da müssen wir auf den Zeitplan schauen", sagt sie. Bei gutem Wetter sei das Bewegen an der frischen Luft aber kein Problem. Saisonale Partys, wie zu Fasching, seien auch schwierig. Zudem sei das Angebot für den Schnuppertag für die Viertklässler sehr beschränkt. "Jugendarbeit lebt von der Spontanität. Wir lernen jetzt aber auch Planbarkeit und Kontinuität", so Amrhein weiter. Was aber weiterhin fehle, seien Rückzugsräume, wo es nicht so laut ist. So sei unter anderem eine Art Lounge auf dem Flur geplant. "Die Kinder sollen sich die Räume auch ein stückweit selbst erobern. Mir ist wichtig, dass wir auf Augenhöhe mit den Jugendlichen sind und sie Entscheidungen mit treffen können", sagt Amrhein.

Wichtig sei dabei auch die Kommunikation mit der Lise-Meitner-Schule, betont Silke Amrhein. Denn immerhin müssten auch die Schüler jetzt enger zusammenrutschen, weil ein Unterrichtsraum wegfällt. "Wir sind kreativ auf beiden Seiten. Bildung und Soziales gehen Hand in Hand", sagt die No-Moor-Leiterin.

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Und auch Schulleiter Jürgen Böckmann hebt die enge Verbindung der beiden Einrichtungen hervor. "Die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ganz schnell ein kleines Zuhause zu finden, ist extrem wichtig. Vor allem für Schüler, die zu Hause so eine Situation nicht vorfinden", sagt Böckmann. Manche bräuchten eine "sofortige Konfliktlösung" oder "Streicheleinheiten". Die "ortsnahe" und "im System verankerte" Hilfe durch das No Moor würden auch seine Kolleginnen und Kollegen schätzen, sagt Böckmann weiter. "Die offene Jugendarbeit lebt davon, dass man nicht lange Strecken überwinden muss. Da sind manchmal hundert Meter schon zu viel", weiß der Schulleiter aus Erfahrung. "Wir haben in den letzten Jahren enorm von der Zusammenarbeit profitiert. Es ist eine ganzheitliche Lösung. Da sind wir sehr stolz drauf", sagt Böckmann.

Zur Sache

Sanierung ist Thema im Gemeinderat

Bei seiner Sitzung am Mittwoch, 22. Mai, ab 18.30 Uhr im Rathaus an der Blockener Straße 6 befasst sich der Stuhrer Gemeinderat unter anderem mit der Sanierung des No Moor. Zuvor hatte ein Sachverständiger den Schaden bewertet und Vorschläge für eine dauerhafte Lösung des Problems gemacht. Für die reine Sanierung plant die Verwaltung mit Kosten in Höhe von rund 433.600 Euro.

So sollen die Gebäudelängsseiten bis auf die Sohltiefe unter Zuhilfenahme einer Grundwasserabsenkung freigelegt werden (rund 59.400 Euro), die Betonlichtschächte entfernt (rund 108.900 Euro) und die freigelegten Kellerwände gesäubert und abgedichtet (rund 66.500 Euro) werden. Außerdem soll die Regenwasserableitungen geändert und neuverlegt werden (rund 54.000 Euro). Für das Setzen der neuen Umrandung des Lichtraumbereichs sind rund 113.100 Euro eingeplant. Für die Wiederherstellung des Innenraums mit Maler- und Bodenbelagsarbeiten sowie den Trockenbau sieht die Gemeinde rund 31.700 Euro vor. In "Anbetracht der baulichen Situation im Bestand" stellen diese Vorhaben den "kostengünstigsten Sanierungsansatz dar, um eine bestmöglich zuverlässige und dauerhafte Abdichtung des Gebäudeteils zu erreichen", heißt es dazu in der Vorlage für die Sitzung des Rates.

Im gleichen Zug sollen auch Verbesserungen für den Jugendtreffpunkt umgesetzt werden. Dazu gehören die Einrichtung von Toiletten, die Verlagerung des Büros, um bessere Sichtbeziehungen herzustellen, die Nutzung des bisherigen Büros als Lagerraum für die Küche, die Entfernung einer Leichtbauwand neben der Küche, um den Raum offener zu gestalten, und der Einbau einer zweiflügligen Tür zwischen zwei Räumen, um eine großflächigere Nutzung zu ermöglichen. "Wir wollen den Café-Bereich offener gestalten, damit man sich individueller ausbreiten kann", sagt No-Moor-Leiterin Silke Amrhein. Die Arbeiten sollen mit Kosten von rund 42.900 Euro zu Buche schlagen.

Laut Stuhrs Gemeindepressesprecher Frank Meierdiercks sollen die Arbeiten Ende Juni starten und in den Sommerferien vorgenommen werden. "Wenn alles gut läuft, ist Anfang September alles umgesetzt", sagt Meierdiercks weiter. Die Arbeiten, gerade im Außenbereich, seien aber auch immer witterungsabhängig.

Neuer Mitarbeiter im No Moor

Seit Anfang April verstärkt Patrick Engelhardt das Team des No Moor. Der 32-Jährige ist seit 2016 Sozialarbeiter und war zuletzt seit 2021 als Jugendpfleger bei der Stadt Arnstadt in Thüringen angestellt. Dort war er auch für die mobile Jugendpflege zuständig und kümmerte sich um verschiedene Ortschaften. Jetzt freue er sich, einen "festen Ort" zu haben, an dem er Dinge aufbauen kann, sagt Engelhardt. So kümmert er sich zum Beispiel um ein Konzept für die Medienecke im neuen No Moor. "Ich möchte zeigen, dass Spiele nicht nur zum Spielen, sondern auch für die Kreativität gut sind", sagt Engelhardt und ergänzt: "Ich möchte, dass die Jugendlichen den Übergang von der realen in die digitale Welt und zurück lernen können."

Auch will er sich mit den Gästen des Jugendtreffs um das Einmaleins in Sachen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen kümmern. Oft scheitere es an den Grundkenntnissen. "Viele können mit dem Smartphone arbeiten, aber keinen Laptop oder Computer bedienen", so Engelhardt. Gerade die grundlegenden Dinge seien aber für Bewerbungen oder Briefköpfe wichtig.

"Patrick ist unsere medienpädagogische Geheimwaffe", freut sich No-Moor-Leiterin Silke Amrhein über die neue Unterstützung. So soll sich Engelhardt vor allem um die digitalen Angebote im Jugendtreff kümmern.

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