Die Lise-Meitner-Schule soll erweitert werden. Rund 7,5 Millionen Euro wird die Gemeinde Stuhr voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren in An- und Umbauten der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Moordeich investieren. Der Schulausschuss hat das Projekt am Dienstagabend einstimmig befürwortet. Einige Bürger hatten sich im Zuge der Planungen auch eine Umsiedlung des Jugendtreffs No Moor gewünscht, dem erteilte der Ausschuss aber zumindest vorerst eine Absage.
Aktuell gibt es an der Lise-Meitner-Schule 39 allgemeine Unterrichtsräume. Die Prognose der Schülerzahlen sagt aber voraus, dass auf Dauer ein Bedarf von 40 bis 41 solcher Räume besteht, in einigen Jahren werden offenbar sogar 42 gebraucht. Da mehr Schüler aber auch mehr Lehrer und einen zunehmenden Bedarf an Fach- und Differenzierungsräumen bedeuten, fehlt es auch in dieser Hinsicht an Platz.
Bereits im März 2023 hatte sich die Stuhrer Politik mit den Erweiterungsplänen beschäftigt und sich für die Variante AB entschieden, die nun weiter ausgearbeitet wurde und mit kleinen Veränderungen von Architekt Thomas Bode als Entwurf im Ausschuss vorgestellt wurde. "Die Schule ist über die Jahre von einer kleinen Dorfschule zu einer großen KGS gewachsen", so der Architekt, der schon bei zahlreichen Projekten mit der Gemeinde zusammengearbeitet hatte.
Wachsen wird die Schule demnach vor allem im Bereich Ecke Danziger Straße/Neuer Weg. Auf dem im Moment noch freien Grundstück, das die Gemeinde vor einigen Jahren schon im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung gekauft hatte, wird der neue Trakt I entstehen. In dem Gebäude mit Erdgeschoss und erster Etage sollen die Physik- und Kunsträume, fünf allgemeine Unterrichtsräume und fünf Differenzierungsräume Platz finden. Verbunden wird der Neubau über eine ebenfalls zu schaffende Verlängerung des Traktes H. Dabei handelt es sich um den während der bislang letzten Erweiterung geschaffenen Überbau der Umkleiden der Sporthalle.
Aufstockung möglich
Auch an der Moordeicher Landstraße soll ein Anbau entstehen. In die neue Verbindung zum Trakt E wird dann der erweiterte Verwaltungsbereich inklusive dem bislang fehlenden Büro für die Hauptschulleitung einziehen. Der Neubau ist zunächst eingeschossig geplant, könnte aber später aufgestockt werden. Dadurch kann das Lehrerzimmer vergrößert werden, zudem werden Lehrerarbeitsplätze und ein teilbarer Konferenzraum geschaffen.
Insgesamt entstehen sieben Differenzierungsräume, zusätzliche Fachräume für Chemie und Biologie im Trakt C, ein zweiter Musikraum im Trakt A und ein zweiter Textilraum in Trakt G. Der Technikraum wird in Trakt A verlagert. Durch den neuen Musikraum kann die Bühne der Mensa/Aula künftig verstärkt für das Darstellende Spiel genutzt werden. Bislang wird dort auch Musik unterrichtet. Im ersten Obergeschoss werden zudem weitere Toilettenanlagen geschaffen.
Einen 42. allgemeinen Unterrichtsraum wird es hingegen trotz des prognostizierten späteren Bedarfs nicht geben. "Wir wollen nicht dauerhaft zu viele Räume schaffen", erklärte der Architekt. Der Bedarf ergebe sich derzeit nur für etwa um 2032 herum, eventuell könne man für diese Zeit einen der beiden Computerräume umfunktionieren. "Außerdem muss man schauen, ob man dann überhaupt noch zwei Computerräume braucht", sagte er im Hinblick auf die zunehmende Nutzung von mobilen Geräten.
Für das Vorhaben haben die Gemeinde und der Architekt Kosten von insgesamt 7,5 Millionen Euro ermittelt, darin enthalten sind etwa 150.000 Euro für die Möblierung. Vorausgesetzt, der Rat stimmt den Plänen ebenfalls zu, soll der Bauantrag bis Ende Mai eingereicht werden und nach der Vergabe sollen die Arbeiten im September starten. Für den neuen Verwaltungstrakt rechnet Bode mit einer Fertigstellung im September 2025, beim Trakt I geht er von April 2026 aus. Die komplette Erweiterung soll im Juli 2026 abgeschlossen sein.
Nach der Präsentation hatten zunächst die Zuschauer das Wort, die sich erneut für eine Verlagerung des Jugendtreffs No Moor stark machten. Dieser befindet sich in den Kellerräumen des Traktes C der Lise-Meitner-Schule, ist aber bekanntlich aufgrund eines Wasserschadens seit Längerem geschlossen. Im Moment dient die Wohnung der Stuhrer Streetworker als Ausweichquartier, außerdem soll ein Klassenraum übergangsweise für die Jugendarbeit hergerichtet werden.
Silke Amrhein, Leiterin des No Moor, wollte nun wissen, ob nicht auch ein Neubau des Jugendtreffs in Betracht komme. "Jetzt führen die Wasserschäden immer wieder zu Beziehungsabbrüchen", sagte sie. Für ihre Forderungen nach einem neuen Standort in Erdgeschosslage bekam sie viel Applaus aus dem Publikum. Stephan Kohlmann, Vorsitzender des Fördervereins der Schulen in Moordeich und Varrel, pflichtete ihr bei: "Das No Moor gehört an die Schule, aber die Kinder aus dem Keller", sagte er. Es gehe nicht darum, das Vorhaben der Erweiterung zu verzögern, aber dennoch könne man darüber nachdenken, wie man Räume gewinnen könne, um den Jugendtreff aus dem Keller zu holen.
"Nach meiner Auskunft war es nicht so, dass der Jugendtreff an der bisherigen Stelle schlecht angesiedelt ist", entgegnete die zuständige Fachbereichsleiterin Kerstin Frohburg. Der aktuelle Wasserschaden sei durch einen Grundwassereinbruch entstanden, früher habe es Rohrbrüche gegeben. "Die Lichtschächte sind maßgeblich die Schwachstelle, diese gilt es abzudichten", so Frohburg. Nach der Abdichtung könnte der Jugendtreff wieder öffnen. Natürlich würde es vorher entsprechende Messungen geben, ob aus gesundheitlichen Aspekten alles in Ordnung sei. "Niemand lässt jemanden in diese Räume, wenn noch ein Hauch von Argwohn da ist", so Frohburg zu ebenfalls geäußerten Ängsten wegen Schimmels. Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann ergänzte, dass man die Ideen und die Kritik natürlich mitnehme und versprach: "Wir beschäftigen uns damit."
Dass es durch aber zu Änderungen der Erweiterungspläne kommen wird, dagegen sprachen sich anschließend auch die Ausschussmitglieder aus. "Der Entwurf gefällt mir gut, er ist sehr strukturiert", sagte Lutz Hollmann (CDU). Man bekomme eine Schule "wie aus einem Guss". Bis auf die Wasserschäden habe es zum No Moor nie Klagen gegeben. "Der Schulbetrieb hat für mich Priorität", ergänzte Hollmann. Lob für die Pläne gab es auch von Gudrun Klomburg (SPD): "Eine Planung im Bestand ist ja gar nicht so einfach", gab sie zudem zu bedenken. Britta Buttelmann (Grüne) regte an, Erfahrungen daraus zu ziehen, dass die Schule dem No Moor nun aushilft. Die Schule sei ja nicht mehr nur Bildungs-, sondern auch Lebensort. "Hier wird für sehr viel Geld sehr viel bewegt", betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Finn Kortkamp. Seine Fraktion werde alles, was den Zeitplan in Gefahr bringt, nicht unterstützten. "Langfristig werden wir aber noch in uns gehen, ob das der richtige Standort ist", versprach er zum No Moor.
Apropos Zeitplan: Den bezeichnete Silvia Rievers, Vorsitzende des Gemeindeelternrats, als ambitioniert. "Aber je früher das fertig ist, desto früher kann man an die Mobilbauten an der KGS Brinkum gehen", sagte sie. Jannes Warnecke, Schülerverteter der Lise-Meitner-Schule, kritisierte, dass die Schüler bislang nicht in die Planungen einbezogen wurden. "Wir brauchen einen Raum für die Schülervertretung", sagte er. Eine Beteiligung der Schülervertretung stellten Thomas Bode und Schulleiter Jürgen Böckmann für die weitere Detailplanung in Aussicht.
Am Ende empfahl der Ausschuss einstimmig den Baubeschluss. Am Mittwoch, 24. April, fällt der Rat das endgültige Votum.