Stuhr-Groß Mackenstedt. Mit dem Jahreswechsel steht für die Ortsfeuerwehr Groß Mackenstedt auch ein Umbruch an. Nach zwölf Jahren an der Spitze geben Ortsbrandmeister Thomas Türke und sein Stellvertreter Lars Meinke ihre Posten ab. Mit Timo Dziallas und Christian Windhorst folgen ihnen zwei erfahrene Kräfte, die auch in den vergangenen Jahren schon Führungsverantwortung in der Ortsfeuerwehr übernommen haben.
So hatten sich Türke und Meinke schon vor rund zwei Jahren auf die Suche nach ihren Nachfolgern gemacht. "Wir haben zusammen angefangen und hören zusammen auf", sagt Türke rückblickend und Meinke ergänzt: "Wir treten nicht zurück, sondern sind nur nicht wieder angetreten." Im Kreise der Gruppenführer führten sie Gespräche, wer sich die zu vergebenden Positionen vorstellen konnte. Dabei kristallisierte sich das jetzt startende Duo heraus.
Der Weg des scheidenden Gespanns war dabei durchaus unterschiedlich. Während Lars Meinke bereits früh in die Jugendfeuerwehr eingetreten ist, kam Thomas Türke vergleichsweise spät dazu. Trotzdem übernahm Türke gleich Verantwortung. So habe er mittlerweile mehr als 30 Jahre Führungsverantwortung in der Feuerwehr angesammelt. Sei Langem engagiert sich der heute 58-jährige Geschäftsführer einer Straßen- und Tiefbaufirma auch in der Feuerwehrausbildung auf Kreisebene. Vor dem Aufstieg zum Ortsbrandmeister hatte er bereits drei Jahre das Amt des Stellvertreters inne. "Irgendwann ist man dann ein schlechter Vize", sagt Türke schmunzelnd.
Als vor zwölf Jahren dann der Wechsel im Ortskommando anstand, füllten er und Meinke die Lücke. "Wenn, dann nur gemeinsam", sei damals die Losung gewesen. "Wir wollten etwas bewegen und schaffen", erinnert sich Meinke. Der 47-jährige Elektroinstallateur hatte damals schon einige Posten hinter sich. So war er zunächst stellvertretender Jugendfeuerwehrwart in Groß Mackenstedt und dann auch stellvertretender Stuhrer Gemeindejugendfeuerwehrwart sowie Gruppenführer.
"Wir haben versucht, die Feuerwehr wie ein Wirtschaftsunternehmen zu managen", sagt Türke über die Zeit an Spitze der Ortsfeuerwehr. Jeder habe seine Aufgaben übernommen. "Das läuft gut. Ich glaube, wir haben nicht viele Baustellen hinterlassen und können vernünftig übergeben", so Türke weiter. "Wir wollten nicht so an dem Amt kleben und können mit ruhigem Gewissen zurückblicken. Es hat total Spaß gemacht", ergänzt Meinke.
In die Zeit der beiden an der Spitze fiel unter anderem die Anschaffung des Rüstwagen-Krans für die Ortsfeuerwehr "zu Weihnachten 2019 und gerade so vor Corona", wie sich Meinke erinnert. Die Pandemie machte der Feuerwehr dann auch zu schaffen. "Wir mussten neue Kommunikationswege finden und den Zusammenhalt erhalten", sagt Türke. So richtete die Feuerwehr unter anderem Online-Dienste ein.
Aber auch ein paar Einsätze werden den beiden in Erinnerung bleiben. So hat Thomas Türke noch genau seinen ersten Einsatz bei einem Hochwasser an der Elbe in den 1990er-Jahren im Kopf. Eingeprägt hat sich das Bild eines weißen Bettlakens, auf dem Anwohner "Wir danken allen Helfern" geschrieben hatten. Auch den dramatischen Unfall eines Geisterfahrers auf der Autobahn werden die beiden nicht vergessen. "Das ist das Emotionalste, was ich bisher erlebt habe. Ich habe noch nie so viele Einsatzkräfte heulen gesehen", sagt Türke über die Zusammenkunft der Helfer nach dem Unglück, bei dem auch die überlebende Familie des anderen Unfallautos mit dabei war. "Sowas bleibt in Erinnerung. Durch die Zusammenkunft im Nachhinein, die man normalerweise nicht hat, ist es auch eine positive Erinnerung. Das ist einmalig", sagt Meinke über das Geschehen. Auch heute schreibe die überlebende Familie noch Weihnachtskarten an die Einsatzkräfte. Thomas Türke erinnert sich aber auch noch an die Großeinsätze beim Brand eines Recyclingbetriebs in Brinkum oder beim Brand des Klosterhofes in Heiligenrode und den schweren Unfall eines Busses mit Menschen mit Behinderung auf der Autobahn.
Mit ihrem Ausscheiden aus den Ämtern verlassen Türke und Meinke die Feuerwehr aber nicht ganz. "Wir bleiben aktive Feuerwehrleute und Atemschutzgeräteträger", sagt Meinke. Nur die Verantwortung werde jetzt weniger. "Führung macht auch immer einsam. Man hat eine gewisse Vorbildfunktion", sagt Türke. Daher freue er sich, dass er jetzt auch mal wieder "Befehle ausführen und nicht geben muss". Auch der nicht zu unterschätzende zeitliche Aufwand der Aufgaben falle nun weg.
Mit Timo Dziallas und Christian Windhorst übernehmen nun zwei erfahrene Feuerwehrleute das Kommando. Beide sind quasi mit der Feuerwehr aufgewachsen. "Unsere Väter waren aktiv in der Feuerwehr und sind jetzt bei den Alterskameraden", erzählt Windhorst. Er und Dziallas lernten also früh, was das Engagement in der Feuerwehr bedeutet. "Wir kennen es, wenn der Meldeempfänger geht", sagt Dziallas. Beide absolvierten dann auch die Jugendfeuerwehr.
Im aktiven Dienst war Dziallas dann zunächst stellvertretender Jugendfeuerwehrwart in Groß Mackenstedt, dann stellvertretender Gemeindejugendfeuerwehrwart und auch bereits zwölf Jahre Gruppenführer. "Ich habe Lars immer beerbt", sagt Dziallas mit Blick auf Lars Meinke. Jetzt folge die nächste Stufe aus "innerlicher, persönlicher Motivation", wie Dziallas sagt. "Mein Herz hängt an der Feuerwehr", erzählt der 42-jährige verheiratete Vater eines Kindes. Auch beruflich steht für ihn die Feuerwehr im Mittelpunkt. So ist er bei der Berufsfeuerwehr in Bremen tätig.
Neben der Unterstützung der Familie hat er sich auch die Unterstützung seiner Kameraden geholt. "Der Rückhalt in der Gruppe war sehr groß", sagt er über den Prozess zum Wechsel an die Spitze. "Mir war auch wichtig, dass ich jemanden an meiner Seite habe, den ich kenne und dem ich vertrauen kann", sagt Dziallas weiter. Und diese Person fand er mit Christian Windhorst.
Der 40-jährige verheiratete Vater von zwei Kindern ist selbstständig in der Landwirtschaft tätig und betreibt einen Obst- und Gemüsehandel, den er vor anderthalb Jahren von seinem Vater übernommen hat. Zur Feuerwehr kam er auch in der Jugend, war dann auch Betreuer in der Jugendfeuerwehr und zwölf Jahre Jugendwart sowie Gruppenführer in Groß Mackenstedt.
Gemeinsam wollen sie nun die Arbeit von Türke und Meinke fortführen. "Die Aufgabe ist etwas Besonderes. Der Helfergedanke ist immer dabei. Wir gestalten aber auch ein Hobby von anderen Menschen. Dazu gehört Gemeinschaft und der Spaß", sagt Dziallas. Er und Windhorst wissen auch um die Unterstützung der "zweiten Führungsebene". Diese sei "super ausgebildet", sagt Thomas Türke.
Dass die beiden Vorgänger auch weiterhin an ihrer Seite sind, sehen Dziallas und Windhorst positiv. "Beide werden immer noch da sein – auch bei den Diensten. Wenn irgendwo eine Lücke ist, würden sie uns helfen. Wir können auch nicht alles auf Anhieb. Dazu gehört auch ein großes Stück Erfahrung", sagt Dziallas. Aufgrund des "fließenden Übergangs" habe er ein "gutes Bauchgefühl".
Wichtig für die beiden Neuen sei es nun, auch weiterhin die Stärke von 60 Aktiven in der Groß Mackenstedter Feuerwehr zu halten. Dabei werde der Nachwuchs ebenso benötigt wie Quereinsteiger. "Wir heißen jeden herzlich willkommen", sagt Lars Meinke. Gerade aber beim Wechsel von der Jugendfeuerwehr zu den Aktiven und in jungen Jahren gebe es Verluste. "Da müssen die Jungen auch berufliche Entscheidungen treffen", sagt Dziallas. Oftmals fehlten auch geeignete Baugrundstücke für junge Familien.