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Prozess um Menschenraub Ermittlungsführer sagt aus

Im Prozess wegen erpresserischen Menschenraubes in Brinkum hat nun der Ermittlungsführer der Polizei ausgesagt. Vor dem Landgericht Verden erklärte er, wie die Beamten auf die Spur der Angeklagten kamen.
15.09.2023, 16:29 Uhr
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Von Angelika Siepmann

Verden/Stuhr-Brinkum. Von einem erheblichen Aufklärungsbedarf war die Zehnte Große Strafkammer schon im Vorfeld ausgegangen. Für den Ende Juni begonnenen Prozess gegen die drei Männer, denen erpresserischer Menschenraub und mehr zur Last gelegt wird, waren daher auch gleich ein Dutzend Fortsetzungstermine bis weit in den September hinein anberaumt worden (wir berichteten). Dass damit nicht auszukommen ist, um den ebenso ungewöhnlichen wie komplexen Fall hinreichend zu beleuchten, steht inzwischen fest. Offen ist dagegen noch, wann und in welcher Weise sich zumindest zwei der Angeklagten zu den Vorwürfen äußern werden. Einlassungen hatten ihre Pflichtverteidiger, wie berichtet, in der vergangenen Woche angekündigt.

Am mittlerweile neunten Verhandlungstag war es jedenfalls noch nicht so weit. Weder der Jüngste des Trios, ein 22-jähriger gebürtiger Bassumer, noch der Älteste, der in Bremen lebt, ließen persönlich oder über ihre Verteidiger auch nur ein Wort verlauten. Der 26-Jährige gilt als derjenige unter den Dreien, der das Opfer bei dem mutmaßlichen Tatgeschehen am 6. Februar in einer Lagerhalle in Brinkum am heftigsten traktiert haben soll. Auf der Anklagebank sitzt außerdem ein 24-Jähriger, der in Syke wohnt. Bei ihm deutet einiges darauf hin, dass er sich am Tatort besonders gut auskannte und aus familiären Gründen auch „Schlüsselgewalt“ hatte, wie es hieß. Alle befinden sich – wieder – auf freiem Fuß.

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Der 40-jährige Geschäftsmann aus Hannover, der an jenem Sonnabend in der Halle an der Gottlieb-Daimler-Straße stundenlange Torturen erlitten haben soll, will die Angeklagten im Gerichtssaal zweifelsfrei wiedererkannt haben. Als Haupttäter will der Handyshop-Betreiber den 26-Jährigen ausgemacht haben, den angeblichen Verkäufer von Elektrogeräten. Der „Chef“ soll den Kaufinteressenten aus der Landeshauptstadt auch am vereinbarten Treffpunkt zunächst freundlich begrüßt haben – um ihm dann sofort deutlich zu machen, dass es keineswegs um harmlosen Handel gehen solle. Nach vielerlei Schlägen und Bedrohung mit einer Schusswaffe soll er dem Opfer auch ein Messer in den Oberschenkel gerammt haben – damit der bereits massiv malträtierte Mann endlich den Pin für eine Online-Überweisung von 20.000 Euro verrate. Angeblich sollen zunächst sogar bis zu 150.000 Euro gefordert worden sein.

Nach den ersten, noch spärlichen Informationen über den Fall habe er zunächst ein „etwas komisches Gefühl“ gehabt, sagte jetzt im Zeugenstand der spätere Ermittlungsführer von der Polizeiinspektion Diepholz. Womöglich eine Räuberpistole? Nach der ersten Vernehmung des vielfach verletzten Hannoveraners in einer Bremer Klinik sei er jedoch sicher gewesen: „Da ist was dran.“ Und nach der Tatortbesichtigung, so der Zeuge, habe sich der Eindruck verstärkt: „Das passt schon.“ Gleichwohl habe es im Verlaufe der Ermittlungen auch immer wieder Punkte gegeben, „die aufzuklären waren“.

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Die intensive Fahndung nach den Tätern hatte am 28. Februar zur Festnahme des 26-Jährigen und des 22-Jährigen geführt. Der Zugriff erfolgte dem Vernehmen nach auf dem Gelände einer Tankstelle in Huchting. Auf der Fahrt zum Haftrichter in Verden soll der Ältere die begleitenden Beamten gefragt haben, wer ihn wohl „verraten“ habe. Den Namen des Opfers und dessen Begleiter soll er selbst erwähnt haben. Der Prozess wird am 22. September fortgesetzt.

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