Stuhr. Was haben Papst Franziskus, Uwe Seeler und Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte gemeinsam? Ihre Porträts hängen derzeit in einer Ausstellung im Stuhrer Rathaus – gemalt von der Stuhrer Künstlerin Rita Wolff. Ihre Schau "Was bleibt...?" mit mehr als 100 Porträtmalereien ist noch bis zum 20. November zu sehen. An diesem Sonnabend, 12. November, findet anlässlich der Ausstellung auch ein Gesprächssalon unter dem Motto "Kunst und die Welt" an der Blockener Straße 6 statt.
Die Idee für die Porträtreihe, in der Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Kultur, aber auch aus der Region abgebildet sind, entstand laut Wolff beim Zeitunglesen. Dort habe sie die das berühmte Bild von Albert Einstein mit der rausgetreckten Zunge gesehen. "Ihm war das Foto eher unangenehm, aber es kennt jeder", sagt Wolff. Fasziniert von dem Bild begann sie mit dem Porträtmalen, das sie sich nach eigenen Angaben selbst beigebracht hat.
Aufgewachsen in Seckenhausen habe sie bereits seit frühester Kindheit gemalt, erzählt Wolff weiter. "Ich hatte leider keinen Unterricht", blickt sie zurück. Aufgrund ihrer Leidenschaft für das Malen hatten ihre Eltern ihr den Beruf der Technischen Zeichnerin vorgeschlagen. "Das geht aber ganz weit auseinander", sagt Wolff. Während sie dann mehr als 30 Jahre bei der Firma Cordes und Graefe arbeitete, besuchte Wolff viele Kurse und Seminare rund um die Malerei. Über Bremen und Weyhe kam sie dann vor mehr als 20 Jahren wieder zurück in die Gemeinde Stuhr und lebt seither in Moordeich. "Ich bin sehr ortsverbunden", berichtet Wolff.
In ihrem Atelier entstanden in den vergangenen Jahren dann immer mehr der kleinen Porträttafeln. Eine Reihe widmet sich zum Beispiel den deutschen Bundeskanzlern. "Wir hatten erst neun Bundeskanzler und Adenauer war noch Kanzler, als ich schon geboren war", sagt Wolff. Mit jedem der Kanzler verbinde sie etwas, zum Beispiel einen prägnanten Satz.
Der aufwühlende Wahlkampf um die US-Präsidentschaft veranlasste Wolff auch, Joe Biden, Nancy Pelosi und Donald Trump zu malen. Bei der ersten Ausstellung der Bilder im vergangenen Jahr im Brinkumer Mehr-Generationen-Haus (MGH) wurde das Porträt von Trump dann von der Künstlerin mit einem schwarzen Tuch aus Samt verhüllt. "Ich konnte ihn einfach nicht mehr ertragen", sagt Wolff. Das gleiche Schicksal ereilte nun auch in der neuen Ausstellung den russischen Präsidenten Wladimir Putin – der unter dem schwarzen Stoff ganz in der Nähe vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hängt. "Vielleicht", so sagt Rita Wolff, werden in kommenden Ausstellungen auch noch andere Porträtierte angehängt. "Das ist meine Kunst", sagt sie selbstbewusst. Und auch Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte als Hausherr der Ausstellung betont: "Die Kunst ist frei. Das wird bei uns sehr geachtet." Er selbst könne die Verhüllung von Trump und Putin sehr gut verstehen.
"Jeder kann sich seine eigenen Gedanken zu den Bildern machen. Für mich ist Politik ein seltsames Geschäft", sagt Rita Wolff weiter. Deshalb hängen auch andere Persönlichkeiten in der neuen Ausstellung. Papst Franziskus teilt sich den Platz zum Beispiel mit der ägyptischen Königin Nofretete. "Beide tragen eine Mitra und kommen aus der Vergangenheit", sagt Wolff über deren Verbindung.
Neben den national und international bekannten Persönlichkeiten finden sich auch Menschen aus der Region auf den Bildern. So zum Beispiel der verstorbene Frank Pinkus vom Weyher Theater. Aber auch der Diepholzer Landrat und ehemalige Stuhrer Bürgermeister Cord Bockhop, der ehemalige Weyher Bürgermeister und jetzige Bürgermeister von Bremen Andreas Bovenschulte und Stephan Korte hängen dort. Sie wolle auch immer einen Bezug zum Ort schaffen, erklärt Wolff. So hingen bei der vergangenen Ausstellung im MGH auch dessen Leiterin Daniela Gräf und Thomas Schaumlöffel aus dem Vorstand der Bürgerstiftung in der Schau. "Politik, Kunst und Kultur passen in dieses Haus", sagt Wolff über die neue Ausstellung im Rathaus.
In der Reihe mit den Lokalpolitikern findet sich auch das wohl persönlichste Bild der Ausstellung: Zu sehen ist Wilhelm Meyerholz, der letzte Bürgermeister der Gemeinde Seckenhausen und Großvater von Rita Wolff. "Er hat verdient, auch mal im Rathaus zu hängen. Er würde sich sicherlich freuen", sagt die Künstlerin.
Als Vorlage für die Bilder dienen Rita Wolff Fotos, Zeitungen oder das Internet. Gemalt sind die Bilder in Acryl. Jedes Werk brauche seine eigene Zeit. "Einige werden nie fertig", sagt Wolff. Zu anderen Porträts finde sie überhaupt keinen Zugang. Wiederum andere werden ein paar Mal gemalt. "Bei Stephan Korte muss ich vielleicht auch nochmal ran", sagt die Künstlerin. So sehe sein Bild auch schon nicht mehr so aus wie zuvor im MGH. Ein Schicksal, das der Stuhrer Bürgermeister mit dem ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt teilt. "Ihn musste ich auch drei Mal malen", sagt Rita Wolff.
Ein Selbstporträt, wie es sie von vielen Künstlern gibt, hängt nicht in der Ausstellung von Wolff. "Ich tue mich schwer damit, mich selbst zu malen", sagt sie. Zwischen all den Porträts hängt aber auch ein Spiegel, sodass jeder selbst auch Teil der Ausstellung sein kann.
Die Ausstellung "Was bleibt...?" der Moordeicherin Rita Wolff ist noch bis zum 20. November im oberen Foyer des Stuhrer Rathauses an der Blockener Straße 6 zu sehen.