Stuhr. Die Gemeinde Stuhr hat am Mittwochabend eine Feierstunde ausgerichtet, um sich von den scheidenden Ratsmitgliedern zu verabschieden und sie für ihre langjährige Zugehörigkeit zu ehren. Bei einer emotionalen Feierstunde im Ratssaal bedankte sich Bürgermeister Stephan Korte noch einmal bei den insgesamt 17 Ratsmitgliedern, die nach der Kommunalwahl nun nicht wieder in das Gremium zurückkehren werden. "Sie haben sich ehrenamtlich im Rat der Gemeinde Stuhr engagiert, weil Ihnen das Gemeinwohl wichtig ist, weil Sie eben nicht nur bis zum eigenen Gartenzaun denken, sondern darüber hinaus und weil Sie bereit sind dafür etwas zu tun: Dafür möchte ich Ihnen im Namen der Gemeinde Stuhr sehr herzlich danken, unabhängig wie lange Sie Ratsmitglieder waren", erklärte Korte am Abend.
Aber auch bei den stellvertretenden Bürgermeisterinnen, der Ratsvorsitzenden und allen anderen Ratsmitgliedern bedankte sich Korte für die gute Zusammenarbeit. "Diese Wahlperiode war für mich eine ganz besondere", erklärte der Bürgermeister, der seit anderthalb Jahren im Amt ist. Die Politiker hätten ihm den Start nach dem doch recht schwierigen Wahlkampf sehr leicht gemacht. "Seit ich im Amt bin, habe ich da eine große Solidarität verspürt", merkte er an.
Wille zum Kompromiss
Besonders zeichne für Korte den Gemeinderat ein "deutlich wahrnehmbarer Wille zum Kompromiss" aus. So gewährleiste ein guter Kompromiss nicht nur, dass eine beste und tragfähigste Entscheidung getroffen werde. "Ein guter Kompromiss ist auch die Grundlage für eine möglichst breite Akzeptanz auch bei den Bürgern", erklärte Korte. Als Beispiel führte er das Kita-Betreuungsgesetz aus 2019 an. "Das ist ein Thema, das sich in der Öffentlichkeit nur schwer vermitteln lässt", so der Bürgermeister. Oftmals werde das Thema daher auch parteipolitisch genutzt. "Aber hier in Stuhr wurde diskutiert und am Ende ein guter Kompromiss gefunden", lobte Korte, der sich auch mit Blick auf die Pandemie-Zeit bei den Ratsmitgliedern bedankte. "Wir sind auch als Rat gut durch die Corona-Krise gekommen", sagte Korte. Egal ob die Sitzungen in die KGS-Mensa verlegt werden mussten, um Abstände einhalten zu können, oder ob sie komplett digital stattfinden mussten. "Sie haben alles mitgemacht", so Korte.
Neben Blumensträußen und Wein gab es für die besonders langjährigen Ratsmitglieder, die nun ausscheiden, auch eine Gedenkmedaille, die die Gemeinde eigens dafür prägen ließ. Marliese Brandes (CDU) wurde erstmals 1986 in den Gemeinderat gewählt und war später seit 2007 unter anderem Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr, Ordnung und Soziales. "Ich habe fast ein halbes Leben hier verbracht", merkte Brandes an. Sie gehe nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich hatte immer eine schöne Zeit hier." Das sah auch Jan-Alfred Meyer-Diekena (FDP) ähnlich, der nach 37 Jahren im Rat nun ausscheidet. "Ich freue mich, dass ich wichtige Dinge in der Gemeinde mit gestalten konnte", erklärte er. Auch wenn es mal die ein oder andere Auseinandersetzung mit einem der Kollegen gegeben habe, doch auch das gehöre in der Politik dazu. "Da darf man auch mal klare Worte äußern."
Mit insgesamt sogar 49 Jahren Ratszugehörigkeit verlässt mit Jürgen Timm (FDP) auch ein echtes Polit-Urgestein nun den Stuhrer Rat. Seit 1972 war Timm im Gemeinderat engagiert, zwischenzeitlich auch im Bundestag und viele Jahre auch im Kreistag des Landkreises. Den verbleibenden Ratsmitgliedern gab er am Mittwochabend noch einen Tipp mit auf den Weg: "Braucht nicht zu lange, um eine Entscheidung zu treffen", empfahl er. "Die wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben habe ich immer innerhalb von 15 Minuten getroffen. Der erste Gedanke ist meistens auch der Beste." Er bedankte sich auch noch einmal bei allen für die Zusammenarbeit. "Wir haben unendlich viel erreicht für die Gemeinde. Das muss auch der Maßstab für die Zukunft sein."
Besonders geehrt wurde bei der Feierstunde auch Gerd-Wilhelm Bode (Besser-Fraktion), der dem Rat auch weiterhin erhalten bleibt und der in diesem Jahr bereits auf 25 Jahre Ratsarbeit zurückblicken kann. Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, war nach Stuhr gekommen, um das langjährige kommunalpolitische Engagement Bodes anlässlich seines 25-jährigen Ratsjubiläums zu würdigen. "Damals wie heute braucht es ehrenamtliche Menschen, die sich für unsere Städte und Gemeinden einsetzen", erklärte Arning. Wichtig sei dabei auch Geduld, Fachkenntnis und vor allem auch Freude an der Arbeit. "25 Jahre sind schon wirklich eine Menge", merkte er an und überreichte Bode eine Ehrenurkunde und einen Büchergutschein. Vom Stuhrer Bürgermeister gab es zum Jubiläum zusätzlich auch noch eine Figur vom Niedersächsischen Pferd.