Stuhr. Die Gemeinde Stuhr arbeitet derzeit an einem Konzept zur Geschwindigkeitsreduzierung auf den Straßen, auf denen es sinnvoll erscheint. Nachdem eingangs die Ortsteile Stuhr und Moordeich Mitte September betrachtet worden waren, waren in der Sitzung des Verkehrsausschusses am Donnerstag nun Groß Mackenstedt und Heiligenrode an der Reihe. Dabei betrachtet die Verwaltung zunächst ausschließlich die Gemeindestraßen.
Straßen in Groß Mackenstedt
Die zuständige Fachbereichsleiterin Michaela Schierenbeck stellte in der Sitzung die Ergebnisse vor. Demnach erscheint in Groß Mackenstedt innerorts die Reduzierung auf Tempo 30 auf drei Straßen sinnvoll: Heiderand, Heidewinkel und Im Tannenwinkel. Unangetastet sollen hingegen die Delmenhorster Straße bleiben, auf der aktuell die Höchstgeschwindigkeit 50 herrscht und die über einen gut ausgebauten Radweg verfügt. Außerdem gibt es dort keine Wohnbebauung, sondern Gewerbe. Gleiches gilt auch für die im Gewerbegebiet gelegenen Straßen Im Meer und 3-K-Weg.
Außerorts bieten sich in Groß Mackenstedt laut Schierenbeck diverse Temporeduzierungen an. Auf den Straßen Am Großen Feld, Mackenstedter Straße, Proppstraße, Schnepfenweg, Siekstraße, Am Holz, Barkendamm, Lehmkuhler Weg und Bei der Klenkerei (auf dem befestigten Teilstück) dürfen aktuell 100 Stundenkilometer gefahren werden, künftig sollen dort höchstens 50 erlaubt sein. Am Großen Heerweg soll das zulässige Tempo von 70 auf 50 reduziert werden, genau wie auf dem Wiesenweg und einheitlich auf dem Bremer Weg. Auf dem Birkenweg sind 50 beziehungsweise 100 Stundenkilometer zulässig, dort soll künftig eine Fahrradstraße (Tempo 30) eingerichtet werden. Gleiches soll auch mit der Straße Bürsteler Feld geschehen, die jedoch zunächst ertüchtigt werden soll.
Bei der Eggeseer Straße soll die Höchstgeschwindigkeit auf 50 vereinheitlicht werden. Auf der Straße Langer Weg ist derzeit Tempo 100 erlaubt, künftig dann 70. Auf dem Mittelweg, auf dem Tempo 70 oder keine Begrenzung herrscht, soll Tempo 50 erlaubt sein. Auf der Schulstraße (aktuell 50) sollen die Radwegebenutzungspflicht aufgehoben werden und Piktogramme auf der Fahrbahn aufgebracht werden. Die bestehende Nebenanlage ist dann ein Gehweg. Auf der Steller Straße gilt die Höchstgeschwindigkeit 70, im Sommer dann Tempo 30. Künftig soll Tempo 50 im bisherigen Tempo-70-Bereich gelten. Die Gemeinde möchte darüber hinaus versuchen, zwischen der Delmenhorster Straße und dem Steller See/Bremer Weg von Mai bis Oktober Tempo 30 einzuführen bei Entfernung der Mittelmarkierung. Auf der Straße Zum Steller See soll künftig durchgängig Tempo 30 herrschen.
Straßen in Heiligenrode
In Heiligenrode sind innerorts mit An der Wassermühle, Forstweg und Waldweg ebenfalls drei Straßen identifiziert worden, auf denen künftig Tempo 30 gelten soll. Ausnahmen bilden Am Schlatt (Sackgasse, kaum Anlieger und für Radverkehr nicht von Interesse), Rilkeweg (Temporeduzierung von 50 auf 30 nicht möglich) und die Zollstraße (wenig Wohnbebauung, hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt).
Außerorts sieht es bei der Zollstraße dagegen anders aus. Dort wird das Tempo von 70 auf 50 reduziert. Der Radverkehr soll auf der Fahrbahn entlang geführt werden. Ansonsten sind Reduzierungen von 100 auf 50 außerorts in Heiligenrode auf folgenden Straßen angedacht: An der Bürsteler Heide, Bartelshorn, Heiligenroder Heide, Kirchseelter Heuweg, Kleeweg, Sandweg und Weideweg. Hinzu kommen Buschweg (aktuell 100, perspektivisch Ertüchtigung und Einrichtung einer Fahrradstraße zwischen Neukruger Straße und B 322), Dahlienweg (aktuell 100, künftig 50 in Verbindung mit Kleeweg und perspektivisch Holunderstraße in Seckenhausen), Fanger Straße (Von 100 auf 50 zwischen Heiligenroder Straße und geschlossener Ortschaft), Gerdshütteweg (aktuell 100, nach Ertüchtigung Fahrradstraße bei Tempo 30), Kätinger Mühlenweg und Kornweg (beide aktuell 100, Einrichtung einer Fahrradstraße geplant), Kronsbruch (durchgängig Tempo 50 geplant), Marienweg (aktuell 100, künftig 70) und Zur Malsch (aktuell 50, künftig 30). Bei letzterer Straße sollen die Radfahrer künftig auf die Fahrbahn.
Was Einwohner sagen
Ein Anwohner der Zollstraße/Ecke Neukruger Straße sprach sich in der Sitzung für eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer innerorts aus, insbesondere zum Schutz von Kindern. Viele Autofahrer seien dort deutlich zu schnell unterwegs. "Das gibt die Rechtslage leider gerade nicht eindeutig her", sagte Schierenbeck in Bezug auf die ausgeprägte landwirtschaftliche Nutzung dort. Ein anderer Bürger wies darauf hin, das zulässige Tempo am Bürsteler Feld bis zum Bahnübergang zu reduzieren, weil dort an der Bushaltestelle viele Kinder unterwegs sind. Und auch der Bereich beim Hof Kastens, der viel Kundschaft hat, würde sich Tempo 50 anbieten. Schierenbeck antwortete, dass die sogenannten klassifizierten Straßen zu einem späteren Zeitpunkt betrachtet werden sollen. Man sei im Kontakt mit der Landesstraßenbehörde.
Ein weiterer Bürger schilderte, dass er in der Kurve des Birkenweges Schwierigkeiten hat, sicher von seinem Hof zu kommen. Dort werde häufig gerast. Tempo 30 würde an dem Umstand nur wenig ändern. Er schlug vor, zusätzlich zwei Schwellen zu installieren. Das sei möglich, sagte Schierenbeck, jedoch müsse man sich auch im Klaren darüber sein, dass es dadurch zu einer gewissen Geräuschkulisse komme.
Was die Politik sagt
Uwe Dierks (CDU) wollte wissen, wie viele Schilder für die Neuerungen aufgestellt werden müssen. Die genaue Zahl liegt laut Schierenbeck nicht vor. Jedoch wird das Budget für Beschilderungen grundsätzlich nicht als gesonderter Posten in den Haushalt eingestellt, da immer wieder gestohlene, beschädigte oder verblichene Schilder ausgetauscht werden müssen. Bernhard Helmerichs (Die Grünen) bezeichnete die Vorlage der Verwaltung als "differenziert und praxisnah". Gerd Harthus (SPD) begrüßte die Ausarbeitungen ebenfalls und nannte sie eine "konsequente Weiterführung und Umsetzung des Radverkehrskonzeptes". Dem schloss sich auch Wilhelm Meerkamp vom Stuhrer ADFC an. Alternative Radwege, die sich so ergeben, seien eine gute Lösung für Stuhr, "ohne Radwege zu planen, bei denen man nicht weiter kommt". Denn dort scheitert es oft an Flächenverkäufen. Uwe Dierks zweifelte hingegen an, ob es die Temporeduzierungen überhaupt braucht. Auf den meisten identifizierten Straßen könne man ohnehin nicht schneller fahren, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Zu denken, dass Unfälle durch das Aufstellen von Schildern ausblieben, sei ein "Trugschluss".