Herr Zeigler, wie oft sind Sie vom Platz geflogen?
Arnd Zeigler: Nie. Ich glaube, ich wurde sogar nicht einmal verwarnt. Wahrscheinlich war ich als Fußballer grundsätzlich immer viel zu harmlos.
Mit Ihrem Programm „Hat schon Gelb! Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs – Live“ kommen sie erstmals in die Gemeinde, in der Sie aufgewachsen sind. Was erhoffen Sie sich von diesem Heimspiel auf dem Marktplatz in Kirchweyhe?
Es bedeutet mir ganz, ganz viel, in meiner Heimat aufzutreten. Es ist für mich etwas sehr Besonderes. Ich habe meine Agentur seit etlichen Jahren darum gebeten, das zu realisieren, aber erst fand sich kein geeigneter Ort, dann kam Corona, und erst jetzt kam durch die Open-Air-Bühne auf dem Marktplatz die Gelegenheit, mit meinem Bühnenprogramm in Kirchweyhe auf der Bühne zu stehen. Ich erhoffe mir ganz viele Begegnungen mit alten Freunden und Weggefährten, mit Klassenkameraden und ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern. Vor allem aber freue ich mich, mitten im Herzen Weyhes zwei ganz tolle Fußballabende im Kreise von insgesamt 1500 Weyherinnen und Weyhern zu verbringen. Außerdem wird mein Freund Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen) als mein musikalischer Gast dabei sein, und ich kann ihm mal zeigen, wo ich herkomme und weshalb ich so bin, wie ich bin.
Mit astronomischen Beträgen werden Fußballer nach Saudi-Arabien gelockt, zuletzt ist mit der Verpflichtung Harry Kanes auch in der Bundesliga die 100-Millionen-Euro-Marke gefallen. Wie wunderbar ist die Welt des Fußballs noch?
Genau genommen ist das mein wichtigstes Thema, und genau das ist auch das Thema meiner Auftritte. Fußball bedeutet vielen von uns so unendlich viel, er begleitet uns durchs Leben, aber im Laufe eines langen Fußballfanlebens sammeln sich immer mehr Ärgernisse und Frustrationsquellen an. Dennoch bleibt Fußball toll. Man muss nur etwas genauer hinschauen und sich daran erinnern, was uns am Fußball früher mal fasziniert und gefesselt hat. Dabei will ich behilflich sein. Meistens klappt das sehr gut.
Die Bundesliga ist nun 60 Jahre alt. Was ist Ihre liebste Anekdote aus dieser Zeit?
Wenn es eine ganz bestimmte gäbe, hätte ich sehr viel falsch gemacht. Ich habe viele Erinnerungen an meine Zeit als kleiner Fußballfan, ich bin mit dem Fußball aufgewachsen und später durch meine Jobs selbst ein Teil der Fußballszene geworden. Ich habe soviel erlebt, soviel gejubelt und gelitten – es ist wichtig, sich immer mal wieder bewusst zu machen, wie einzigartig dieses Hobby ist. Man kann mit fünf Jahren für den Fußball brennen und mit 85 Jahren immer noch. Es gibt kaum eine andere Sache, die so etwas vermag.
Wer wird in dieser Saison deutscher Meister und wo landet der SV Werder Bremen?
Ich habe mir abgewöhnt, auf jemand anders als die Bayern zu tippen. Das geht immer schief. Also tippe ich jetzt auf die Bayern und hoffe, dass ich mal falsch liege. Werder wird Elfter.
Die deutsche Nationalmannschaft steckt in der Krise und hat die EM im eigenen Land vor der Nase. Was muss passieren, dass die Elf sich nicht schon wieder bei einem großen Turnier blamiert?
Sehr vieles. Wahrscheinlich reicht aber die Zeit bis zum kommenden Sommer nicht aus, um all das zu bewegen, was jetzt bewegt werden muss. Früher war jedes noch so kleine Testspiel unserer Nationalmannschaft ein Fußball-Feiertag, auf den man sich als Fan manchmal wochenlang freute. Gefühlt stand das ganze Land hinter der Nationalmannschaft. Das ist nun anders, und das liegt nicht unbedingt an Misserfolgen, sondern an der verloren gegangenen Herzensbindung zwischen Nationalelf und Fan. Wie man die zurückgewinnt – keine Ahnung. Aber das ist die Aufgabe, die sich jetzt stellt.
In jüngster Vergangenheit war die Frauennationalmannschaft auch nicht wesentlich erfolgreicher, flog in der Vorrunde raus. Die WM der Damen geht an diesem Wochenende zu Ende. Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball für Sie?
Letztlich gibt es keinen Frauen- und Männerfußball. Es ist und bleibt immer noch Fußball. Und es gibt unterschiedliche Arten, ihn zu spielen und unterschiedliche Arten, ihn zu schauen. Mir kommt es beim Zuschauen nicht auf Perfektion an, sondern auf Leidenschaft. Und die gibt es in der Kreisliga, in der Bundesliga, in Australien und in Brasilien, bei Frauen und bei Männern. Ich lasse mich jederzeit gerne von einem Fußballspiel in seinen Bann ziehen. Egal wer spielt. Und an vielen Spielen der Frauen-WM hatte ich durchaus sehr viel Spaß. Sozialisiert worden bin ich allerdings durch männliche Helden, und das kriege ich wohl auch nicht mehr weg.
- Das Interview führte Wolfgang Sembritzki.