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Landratswahl im Kreis Diepholz Kandidaten im Porträt: Ulrike Tammen will Dinge auch mal anders denken

Im Landkreis Diepholz wird am Sonntag, 8. September, eine neue Landrätin oder ein neuer Landrat gewählt. Der WESER-KURIER stellt alle vier Kandidatinnen und Kandidaten vor. Dieses Mal ist es Ulrike Tammen.
22.08.2024, 17:43 Uhr
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Kandidaten im Porträt: Ulrike Tammen will Dinge auch mal anders denken
Von Claudia Ihmels

Ulrike Tammen fühlt sich wohl im Landkreis Diepholz. Dabei war lange gar nicht absehbar, dass sie ihre Heimat Hameln einmal verlassen würde. Doch dann habe sie 2014 beruflich "noch mal Bock auf etwas Neues gehabt" und fand sich schließlich im Diepholzer Kreishaus wieder. Dort arbeitet die 56-Jährige mittlerweile als Kreisrätin und möchte nach dem Weggang von Landrat Cord Bockhop nun ihren ehemaligen Chef beerben. "Ich bringe das mit, was es dafür braucht", sagt Ulrike Tammen selbstbewusst. Das sieht man bei der SPD ebenso, die Barnstorferin kandidiert für die Sozialdemokraten, deren langjähriges Parteimitglied sie ist.

Sie bringe Fachkompetenz mit, betont Tammen. "Wer eine Verwaltung führen will, der muss auch Verwaltung können und das kann ich", ergänzt sie und verweist auf 30 Jahre Verwaltungserfahrung, 24 Jahre in Leitungspositionen, davon sechs als Kreisrätin. Und bei der Kreisverwaltung rede man immerhin über eine Verwaltung mit 1200 Beschäftigten. Doch auch die politische Seite des Amtes sei ihr nicht fremd. Tammen kommt aus einem politischen Haushalt, war auch schon kommunalpolitisch aktiv.

Fünf ältere Geschwister

Geboren wurde sie in Hameln, ist dort auch aufgewachsen. "Ich habe fünf ältere Geschwister", erzählt Ulrike Tammen. Sie sei die erste in ihrer Familie gewesen, die Abitur gemacht hat. "Ich hatte das Glück, die Möglichkeiten nutzen zu können", sagt sie und verrät, dass auch aufgrund ihrer eigenen Geschichte Bildung und Betreuung so wichtige Themen für sie sind. Nach dem Abitur absolvierte Tammen beim Landkreis Hameln-Pyrmont eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst, anschließend war sie bis 2014 dort in verschiedenen Positionen tätig. Sie ist ledig und hat keine Kinder.

1991 trat Ulrike Tammen in die SPD ein. Ihr Vater sei auch über 70 Jahre Mitglied der Sozialdemokraten gewesen, da habe sie schon eine Menge mitgenommen. Die SPD sei für sie auch immer noch die Partei, der es um Chancen und Möglichkeiten im Leben gehe. Tammen engagierte sich im Ortsrat, war auch Ortsvereinsvorsitzende. Nachdem es mit dem Einzug in den Stadtrat nicht geklappt hatte, stand für sie der Job im Fokus.

Interner Aufstieg

Dort folgte eine große Veränderung, als sie auf eine ausgeschriebene Stelle des Landkreises Diepholz stieß. Gesucht wurde eine Leitung für den Bereich Soziales. Ulrike Tammen bewarb sich und wurde unter vielen Bewerbern ausgewählt. 2014 trat sie den neuen Job an und fühlte sich von Anfang an "total wohl". 2017 ergab sich wieder eine Gelegenheit, dieses Mal zum internen Aufstieg: Tammen bewarb sich als Kreisrätin für Jugend, Gesundheit und Soziales. Dieses Amt bekleidet sie seit 2018. "Jetzt hat sich wider Erwarten eine neue Situation ergeben", sagt Ulrike Tammen zum frei gewordenen Landratsposten.

Sollte sie gewählt werden, stehen die Themen Bildung und Betreuung für sie ganz oben auf der Liste. Der Landkreis habe in den vergangenen Jahren schon viel gemacht, primär liege die Zuständigkeit aber ja beim Land. Dennoch möchte Tammen eine Fachkräfte-Offensive für Kitas auf den Weg bringen. "Mir ist wichtig, das Ganze noch mal anders zu denken", sagt Ulrike Tammen, die dazu Menschen aus verschiedenen Bereichen und Kompetenzen an einen Tisch holen will. Es gelte, Personalprobleme zu lösen, um für Kinder ein Angebot zu haben und Eltern Verlässlichkeit zu bieten. "Dazu gehört auch, zu überlegen, mit welchen Qualifikationen kann man was erreichen, inwieweit kann man vielleicht mit dem Land Absprachen treffen", so Tammen.

Zentralklinikum als Meilenstein

Priorität hätte bei einer Landrätin Ulrike Tammen auch das Thema Gesundheitsvorsorge. "Was flächendeckende Gesundheitsentwicklung und -vorsorge angeht, müssen wir wirklich alles unternehmen, damit wir auf einem guten Niveau bleiben", sagt sie. Das Zentralklinikum sei dafür schon "ein riesen-riesengroßer Meilenstein". In ihrer Funktion als Kreisrätin und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbundes hat die 56-Jährige das Projekt Zentralklinikum maßgeblich mit auf den Weg gebracht und würde es auch genauso fortführen. "Wir sind eins von drei Leuchtturmprojekten hier in Niedersachsen und darauf können wir echt stolz sein", betont Tammen. Zudem müsse man aber auch über ambulante Angebote und die hausärztliche Versorgung reden müssen. "Ich glaube nicht, dass wir auf Dauer in jedem Ort Hausärzte haben werden", prognostiziert die Kreisrätin und denkt eher in Richtung Gesundheitszentren und Ärztehäuser, "wo wir Kompetenzen bündeln müssen, um ein Angebot vorzuhalten".

Ebenfalls ein grundlegendes Thema für sie: die Finanzen. "Ich komme aus einer Familie, in der Geld immer Thema war", sagt Ulrike Tammen. Zu schauen, wo geht das Geld hin, wofür wird Geld ausgegeben, wie werden Dinge finanziert und wo kann man Geld einsparen oder reinholen, ist für sie eine essenzielle Aufgabe als Landrätin. Sie sei nicht der Typ für Prestigeobjekte, es müsse schon etwas dahinterstehen, stellt sie klar.

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"Ich mag es, Dinge zu gestalten, zu gucken, was ist das Beste für die Region und die Menschen hier", fasst Ulrike Tammen ihre Motivation zur Kandidatur zusammen. Als Landrätin möchte sie sich einsetzen für den Landkreis und seine Bewohner. "Es ist total schön hier und ich mag die Menschen. Sie sind offen, können auch mal grummelig sein, man kommt gut ins Gespräch", findet sie.

Die Kreisrätin selbst zieht es zum Entspannen gerne an den Dümmer-See. "Das ist eine wunderbare Stelle, um runterzukommen", so ihr Tipp. Oder sie bestückt ihren Balkon mit frischen Blumen, verrät sie. "Um so richtig rauszukommen, fahre ich auch gerne in die Berge", ergänzt sie. Oft wandere sie dann zu ihrer Lieblingsbank und genieße die Aussicht. "Das erdet ungemein und es kann auch passieren, dass ich dort drei Stunden sitze", berichtet sie. Für Anfang Oktober hat sie den nächsten Urlaub in dieser Richtung geplant. "Egal, wie das ausgeht", sagt Ulrike Tammen in Bezug auf die Wahl.

Zur Sache

Im Landkreis Diepholz wird am Sonntag, 8. September , eine neue Landrätin oder ein neuer Landrat gewählt. Die Wahl ist nötig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Cord Bockhop im Juni als Präsident zum Niedersächsischen Sparkassenverband gewechselt ist. Zwei Frauen und zwei Männer wollen Bockhop nun beerben. Die wahlberechtigten Bürger im Landkreis können ihr Kreuz bei Volker Meyer (unabhängiger Kandidat mit Unterstützung von CDU und FDP), bei Ulrike Tammen (SPD), Kristine Helmerichs (Bündnis ´90/ Die Grünen) oder bei Michael Schnieder (AfD) machen. Erreicht keiner der Kandidaten bei der Wahl am 8. September einen Stimmenanteil von mindestens 50 Prozent, kommt es zur Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen. Eine mögliche Stichwahl würde am Sonntag, 22. September, stattfinden.

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