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Harzer Wanderkaiser Wie Ehrenamtliche den Syker Ralph Grotelüschen im Harz retteten

Der Syker Ralph Grotelüschen darf sich "Harzer Wanderkaiser" nennen. Sogar zweimal. Beim ersten Mal hatte er allerdings abenteuerliche Umstände zu überwinden. Hilfe kam von Ehrenamtlichen aus der Bergwacht.
15.07.2025, 17:51 Uhr
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Wie Ehrenamtliche den Syker Ralph Grotelüschen im Harz retteten
Von Micha Bustian

Der Harz. Das höchste Gebirge Norddeutschlands mit dem 1142 Meter hohen Brocken als Top-Gipfel. Für Bajuwaren und Schwabenländler sicher nur eine sanfte Erhöhung, aber für Syker, die den Hohen Berg mit seinen 58 Metern als größte Erhebung aus der eiszeitlichen Moränenlandschaft kennen, schon nah am Mount Everest. Ralph Grotelüschen ist Syker. Und er hat sich auf den Weg gemacht, den Harz zu erkunden. Zweimal hat er bereits die Auszeichnung "Harzer Wanderkaiser" eingeheimst, zweimal hat er alle 222 Stempel entlang der Strecke in sein Heftchen gedruckt. Einmal allerdings musste er Hilfe in Anspruch nehmen. Hilfe von Ehrenamtlichen der Bergwacht.

Was der "Harzer Wanderkaiser" ist

Ralph Grotelüschen hatte den Harz über einen Freund kennen- und lieben gelernt. "Er hat mich dorthin mitgenommen." Grotelüschens Leidenschaft wurde allerdings nicht sofort entfacht, erst drei Monate später, als er in Bad Harzburg einen Bildungsurlaub machte. "Da habe ich ein paar Sonderstempel in ein Heftchen bekommen", erinnert sich der 55-Jährige. Seine Sammelleidenschaft war entfacht.

Grotelüschen erkundigte sich und fand heraus, dass es eine Harzer Wandernadel gibt, die man bekommt, wenn man die auf der Route liegenden Stempelstellen abgeht und die Stempelabdrücke sammelt. Wenn man alle 222 Stationen abgelaufen ist, darf man sich Harzer Wanderkaiser nennen. Der „Harzer Wanderkaiser“ ist laut der Internetseite www.harzer-wandernadel.de "die höchste Auszeichnung der Harzer Wandernadel".

Was auf der Strecke geschehen ist

Es war Ralph Grotelüschens erster Versuch, sich den Titel "Harzer Wanderkaiser" ans Revers heften zu lassen. Der Diplom-Braumeister marschierte über den Jahreswechsel 2023/24 durch das Mittelgebirge. Es hatte geschneit, und Grotelüschen sagte zu sich selbst: "Okay, Ralph – du wirst länger brauchen." Eine Einschätzung, die sich als richtig erweisen sollte.

Teils habe er den Weg nicht mehr erkennen können, teils sei er tiefer in den Schnee eingesackt. "Und kurz vor einer Stempelstelle habe ich mich dann verlaufen." Fast neun Stunden war er da unterwegs. "Ich habe dann mit meinem Handy ein Foto von der Stelle gemacht, an der ich mich gerade befand, und bin dann zum Hauptweg zurückgegangen." Aber: Es war 17 Uhr, wurde gerade dunkel und Grotelüschen hätte zumindest noch eine Stunde gehen müssen.

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Der Syker bekam so langsam Angst. Er wählte die Notrufnummer, aber das Netz war eher schlecht. Er fürchtete eine frostige Nacht mit Schnee im Gebirge – eine Vorstellung, die ihm überhaupt nicht gefiel. Dann meldete sich auch noch die Bergwacht mit schlechten Nachrichten: "Sie konnten nicht zu mir hochkommen, ich musste ihnen entgegenkommen." Nach geraumer Zeit bewegten sich dann Lichtpunkte auf Ralph Grotelüschen zu, "da kamen sie dann". Das Fazit des Wanderfreundes: "Das hätte böse ausgehen können, ich hätte erfrieren können. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt."

Wer ihn gerettet hat

Die Retter von Ralf Grotelüschen kamen von der örtlichen Bergwacht. Drei Ehrenamtliche sammelten ihn von der Strecke, einer davon war ein Finanzbeamter. "Viele Leute nehmen so etwas als selbstverständlich hin", sagt der Syker. "Die sagen: Das kriegen die Retter doch bezahlt. Nein, kriegen sie nicht!"

Ralph Grotelüschen ist dankbar für seine Rettung. 13.000 Euro hat er bisher für die Bergwacht gespendet. "Ich finde es aber wichtiger, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen, dass da jemand ist, der Hilfe leistet." Jemand Freiwilliges, jemand Ehrenamtliches. Der Syker überlegt nun selbst, ob er sich ehrenamtlich engagiert. Er war zwischenzeitlich Schriftführer beim Tierpark Petermoor in Bassum, "aber das war nichts offizielles". Nun möchte er gerne wieder etwas tun, "als Ranger vielleicht".

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Immerhin: Der 55-Jährige hat sich durch dieses Erlebnis nicht abschrecken lassen. Er lebt seine Wanderleidenschaft weiter aus, hat sich auch 2025 die Krone des "Harzer Wanderkaisers" aufsetzen lassen. Trotz Muskelkater am 26. von 29 Tagen. "Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe."

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