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Grundschule Barrien Mehrheit ist für Neubau an neuem Standort

Die Grundschule Barrien braucht mehr Platz. Das sieht man bei der Stadt Syke ebenso. Ob dieser mit einem Umbau oder einem Neubau geschaffen werden soll, darüber diskutierte nun der Schulausschuss.
26.01.2024, 16:26 Uhr
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Mehrheit ist für Neubau an neuem Standort
Von Sarah Essing

Syke. Die Grundschule Barrien sollte an einem neuen Standort neu gebaut werden. So lautet die Empfehlung des Ausschusses für Schule, Kita, Jugend und Sport. Bei zwei Enthaltungen folgte die überwiegende Mehrheit der Ausschussmitglieder am Donnerstagabend damit der Empfehlung der Verwaltung.

Wie lautet die Empfehlung der Verwaltung?

Die Verwaltung empfiehlt den Neubau der Grundschule Barrien an einem neuen Standort nordwestlich des Sportplatzes. Diese Empfehlung sei zu Beginn der Entscheidungsfindung nicht so eindeutig gewesen, wie sie sich nun darstellt, führte Erster Stadtrat Thomas Kuchem aus. Denn anfangs sei man auch in der Stadtverwaltung davon ausgegangen, dass eine Erweiterung und ein Umbau der Grundschule zu einer offenen Ganztagsschule an ihrem bisherigen Standort möglich sei. Dies sei angesichts ihrer Lage mitten im Ort, der gewachsenen Strukturen und ihrer ortsbildprägenden Erscheinung zunächst auch wünschenswert erschienen. Diese Einschätzung habe sich im Zuge der Machbarkeitsstudie, bei der das Architekturbüro Schröder aus Bremen verschiedene Varianten prüfte, allerdings geändert, erläuterte er. 

Welche Varianten wurden geprüft? 

Insgesamt wurden vier Varianten von den Bremer Architekten unter die Lupe genommen. Variante I: ein Umbau am aktuellen Standort, Kostenpunkt: circa 22 Millionen Euro; Variante II: ein Umbau am aktuellen Standort mit der Auslagerung der für die kommende Ganztagsschule erforderlichen Mensa in die Barrier Straße 8 (Altes Barrier Rathaus an der Bundesstraße 6), Kostenpunkt: circa 24 Millionen Euro; Variante III: Abriss der vorhandenen Räumlichkeiten und ein vollständiger Neubau am jetzigen Standort, Kostenpunkt: circa 28 Millionen Euro; Variante IV: ein Neubau an einem neuen Standort nordwestlich des Sportplatzes, Kostenpunkt: circa 21 Millionen Euro. Bei den ersten drei Varianten wurden auch die Abrisskosten sowie die Kosten für die Schaffung von Ausweich- oder Mobilbauten für die Zeit der Bauphase mit einberechnet. Diese entfallen bei der vierten Variante, dafür sind dabei die Kosten für den erforderlichen Grundstücksankauf enthalten. Noch nicht eingepreist sind hingegen die Kosten für Bauvorbereitungen wie die Baugrunduntersuchung, Vermessung und Ähnliches.

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Variante I: Diese sei lange präferiert worden, räumte Kuchem ein, denn davon war man seit 2008, als die Gespräche über eine Ertüchtigung der Barrier Grundschule begannen, immer ausgegangen. Seitdem habe sich jedoch vieles geändert. "Vor einigen Jahren war Mittagsbetreuung oder Ganztag noch gar kein Thema, heute hingegen ist es ein sehr großes", nannte er ein Beispiel. Weitere Probleme an dieser Variante sind die Änderungen bei Abständen und Traufhöhen im Baurecht sowie gesetzliche Vorgaben für Klassenraum- und Schulhofgrößen, die nicht so ohne Weiteres umgesetzt werden können.

Mit der kommenden Ganztagsschule gibt es zudem noch weitere Auflagen, wie etwa die deutliche Abgrenzung zwischen Ganztags- und Schulbereich. Um diese alle erfüllen zu können, sei die bereits bebaute Fläche zu klein, es würde ein weiteres Gebäude entstehen müssen, was die Freiflächen zum Toben und Spielen wiederum weiter beschränken würde. Die Umsetzung eines pädagogischen Konzepts, bei dem der Raum als Lebens- und Lernort mitberücksichtigt wird, wäre so kaum noch möglich. Hinzu kämen Einschränkungen und Belastungen für Schüler- und Lehrerschaft während der Bauphase.

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Variante II: Dabei wäre neben den unter Variante I genannten Herausforderungen auch der Neubau eines Mensagebäudes erforderlich, denn der aktuelle Zustand des alten Rathausgebäudes ließe einen Umbau nicht zu, hat die Machbarkeitsstudie ergeben. Hinzu käme, dass an der Schule selbst dann noch eine Pausenhalle, die auch als Forum und Aula fungieren könnte, eingeplant werden müsste. Eine Mehrfachnutzung der Mensa, ähnlich wie in Heiligenfelde, sei dann nicht möglich. Ina Heits, als Elternvertreterin der Kita beratendes Mitglied im Ausschuss, wies zudem darauf hin, dass Grundschulkinder nicht unbeaufsichtigt das Schulgelände verlassen dürfen. Jeder Weg zwischen Schule und Mensa müsste dementsprechend organisiert und begleitet werden. 

Variante III: Wie auch bei den Varianten I und II wäre bei einem Abriss und Neubau am jetzigen Standort kein Bauleitplanverfahren erforderlich und es müssten keine Grundstücke angekauft werden. Allerdings bleiben auch bei dieser Form die Herausforderungen des jetzigen Grundstücks erhalten. Mehr noch: Bei einem Neubau am jetzigen Standort müsste auch das bisherige Fundament erneuert werden. Angesichts der Nähe zur Hache wäre zudem eine Pfahlgründung wohl erforderlich. Hinzu käme, dass bei dieser Variante die gesamte Schule sowie auch der in der Schule untergebrachte Hort für die Dauer der Bauzeit umziehen müsste, da vor Ort kein Platz für Mobilbauten vorhanden ist. Allein die Kosten dafür wurden auf circa sieben Millionen Euro geschätzt. 

Variante IV: Nordwestlich des Sportplatzes besitzt die Stadt Syke Flächen, die bisher als Grünfläche ausgewiesen sind. Sie allein würden nicht ausreichen für einen Schulneubau, aber Grundstücksankäufe wären möglich. Ein Bebauungsplan existiert für diesen Bereich bisher nicht. Auch dort müsste ein entsprechender Unterbau hergestellt werden. Entfallen würden hingegen Mietkosten für die Dauer des Baus und es gäbe keine Beeinträchtigungen für Schüler- und Lehrerschaft während der Bauphase, da sie bis zur Fertigstellung im bisherigen Schulgebäude bleiben könnten. 

Wie verlief die Diskussion?

Sowohl in der CDU- als auch in der FWG-Fraktion habe es zu Beginn der Diskussion unterschiedliche Sichtweisen gegeben, berichteten sowohl Stefanie Bremer (CDU) als auch Anja Maaß (FWG). Doch angesichts der vorliegenden Informationen sehen sie nun eindeutig die Vorteile für einen Neubau am neuen Standort. "Wir haben so die Chance, ein Schulkonzept von der Pike auf umzusetzen", brachte Stefanie Bremer es auf den Punkt. Ein neues Gebäude könne zudem gleich nach den neuesten energetischen Grundsätzen und barrierefrei errichtet werden. Zudem bestehe die Möglichkeit, bei Bedarf an Ort und Stelle, falls benötigt, zu erweitern. "Wir wissen zudem nicht, was bei einem Umbau noch auf die Stadt zukommt", fügte Kenneth Bak von der SPD-Fraktion mit Blick auf eventuell unangenehme "Überraschungen" bei Renovierungsarbeiten an den alten Gebäuden hinzu. Für die SPD habe daher schnell festgestanden, dass nur ein Neubau an einem neuen Standort infrage kommt.

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Ralf Seedorf (FDP) bekannte, dass man sich in seiner Fraktion noch nicht einig sei. Mit Blick zum Umbau der Grundschule in Heiligenfelde verwies er aber noch darauf, dass die Einschränkungen für Lehrer- und Schülerschaft in der Bauzeit "schon erheblich" seien. Eine Einschätzung, die auch Schulleiter Björn Scheer teilte. Für einen Neubau sprachen sich auch die Ortsräte Barrien und Gessel aus, Barrien einstimmig, Gessel zumindest mehrheitlich.

Gegenstimmen kamen von Nils Brickwedel und Gerd Thiel (beide Bündnis 90/Die Grünen). Seine Fraktion hatte sich wie die SPD schon früh entschieden, resümierte Brickwedel, allerdings für Variante I oder auch II (wir berichteten). Zu diesem Ergebnis sei man nach Betrachtung aller Varianten unter den Gesichtspunkten Funktionalität, Kosten und vor allem Nachhaltigkeit gekommen. Die weitere "Zubetonierung" freier Fläche sehe seine Fraktion angesichts der möglichen Alternativen als unnötig an. Ähnlich argumentierte Gerd Thiel vom Gesseler Ortsrat, der sich "frustriert" zeigte, dass die Stadt Syke nichts konkret für den Klimaschutz tue. Die Fragestellung sollte doch sein, wie aus der bereits bestehenden Substanz etwas Neues geschaffen werden könnte, anstatt "wieder einen Betonklotz auf die grüne Wiese zu stellen", fand er. 

Info

Den zweiten Punkt der Beschlussfassung, der sich mit der Nachnutzung des bestehenden Gebäudes befasste, vertagte der Ausschuss. Die Mitglieder waren sich mehrheitlich einig, dass diese erst konkret ins Auge gefasst werden sollten, wenn es so weit ist. Vorschläge und Möglichkeiten gibt es allerdings schon. So hat bereits eine freie Schule Interesse angemeldet, eine Kindertagesstätte ebenfalls und Christian Eilers, Barriens Ortsbürgermeister, verwies auf die Chancen, die der bestehende Grundschulbau für die Jugendarbeit in Barrien böte, und dass die Barrier auch einen Versammlungsort begrüßen würden.

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