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Nachbarschaftstreffen Barrien Kaffee statt Knöllchen

Dierk Westermann ist seit rund einem Jahr Kontaktbeamter beim Polizeikommissariat Syke. Was zu seiner Arbeit alles dazu gehört, berichtete er nun beim jüngsten Nachbarschaftstreffen in Barrien.
27.10.2022, 15:57 Uhr
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Kaffee statt Knöllchen
Von Lina Wentzlaff

Syke-Barrien. Wenn der Kontaktbeamte Dierk Westermann bei den Leuten auftaucht, muss nicht immer erst etwas Schlimmes passiert sein. Zu Fuß oder auf dem Rad soll er für mehr Bürgernähe sorgen und der Polizei in Syke, Bassum, Bruchhausen-Vilsen und Twistringen ein persönliches Gesicht geben. Einer seiner wichtigsten Aufgaben sei es, sich zu vernetzen. Manchmal sehe er sich sogar eher als ein Sozialarbeiter – im Dienste der Polizei, versteht sich. Westermann ist überall dort anzutreffen, wo sich viele Menschen aufhalten: auf dem örtlichen Wochenmarkt, bei Kindergärten und Schulen oder auch bei Veranstaltungen. Beim jüngsten Nachbarschaftstreffen im Syker Ortsteil Barrien gab er nun einen Einblick in seine Arbeit.

Durch eine Neustrukturierung der niedersächsischen Polizei wurde im Landkreis Diepholz für die vier Kommissariate je eine Stelle für einen sogenannten Kontaktbereichsbeamten eingestellt. "Da musste ich nicht lange überlegen und habe auch sofort zugesagt", sagte Dierk Westermann in die Runde der Senioren, die zu dem Nachbarschaftstreffen am Mittwochnachmittag im Hachehuuus in Barrien bei Kaffee und Kuchen gekommen waren. Im vergangenen Jahr wurde der gelernte Kriminalpolizist schließlich offiziell in das neue Amt für den gesamten Bereich des Polizeikommissariat Syke eingeführt.

Rund 70.000 Einwohner

Verbindungen schaffen, Kontakte knüpfen und Präsenz zeigen, sind seine Hauptaufgaben. Zu dem Einzugsbereich der Polizei Syke gehören natürlich auch die Stationen in Bruchhausen-Vilsen, Bassum und Twistringen. Insgesamt betreut er so rund 70.000 Leute. "Jeden persönlich kennenzulernen, wird allerdings unmöglich sein", betonte der 57-Jährige. Gute Möglichkeiten böten da die Nachbarschaftstreffen. Ähnliche Veranstaltungen hatte es auch schon in den Ortsteilen Syke und Steimke gegeben.

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"Für den Kontakt mit mir muss es keinen Anlass geben", sagte Dierk Westermann. Der Kontaktbeamte wolle vor allem mit einem offenen Ohr für die Bürgerinnen und Bürger da sein. Diese Art von Kontakt zur Polizei sei leider verloren gegangen. "Einfach mal so mit einem Polizisten zu schnacken – das traut man sich manchmal einfach nicht", bestätigte auch eine Barrierin seine Beobachtungen. Dies sei auf beiden Seiten – bei den Bürgern und bei den Beamten selbst – festzustellen. "Und das finde ich schade", betonte Westermann.

Reise in die Vergangenheit

Zusammen mit den Seniorinnen und Senioren wagte er eine kleine Zeitreise, die mit Archivfotos der Polizei untermalt wurden. Gemeinsam erinnerten sie sich an ehemalige Dorfpolizisten, verrückte Banküberfälle und die Entwicklung der Polizei in den vergangenen Jahren. Aber auch die ersten Aktionen seiner Zeit als Kontaktbeamter stellte Westermann vor. "Ich freue mich, dich demnächst auch in der Hauptstraße zu sehen", sagte Manfred Nienaber, ehemalige Ortsbürgermeister, nach der Präsentation begeistert.

Auch der Schutz von Seniorinnen und Senioren sowie alleinstehenden Personen stehe ganz oben auf der Prioritätenliste der Polizei Syke. Dierk Westermann hält deswegen Vorträge, über Betrügermaschen wie den Enkeltrick, falscher Polizeibeamter, Schockanrufe oder Abo-Fallen. Auch im Hachehuus gaben einige der Anwesenden an, schon Zielscheibe der Kriminellen gewesen zu sein. "Das war so professionell gemacht", gab eine Barrierin zu, die nur wegen eines unguten Gefühls nicht auf den Trick hineingefallen war. Als Druckmittel nutzten die Anrufer laut Westermann häufig eine ausgedachte Geschichte. Opfer könnte im Endeffekt jeder werden. 

Oftmals verbiete man sich selbst auch aus Höflichkeit, einfach aufzulegen. "Einer von 100 bleibt am Telefon und damit hat der Gangster – bildlich gesprochen – schon einen Fuß in Ihrer Tür", sagte der Kontaktbeamte. Emotionen spielten bei den Geschichten oftmals eine große Rolle. "Jeder hat einen wunden Punkt. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und suchen Sie sich Hilfe", sagte der 57-Jährige. Denn der virtuelle Gangster unterscheide sich im Endeffekt nicht von dem Kriminellen, der an der Haustür klingele. Wer einen solchen Anruf erhalte, sollte entweder eine Vertrauensperson oder die Polizei kontaktieren. Dafür steht die Polizei Syke gerne unter 0 42 42 / 96 90 zur Verfügung.

Zur Sache

Syker Quartiersarbeit

Die Freiwilligenagentur der Stadt Syke wird die Quartiersarbeit und somit auch die Nachbarschaftstreffen in den Syker Ortsteilen ab dem neuen Jahr übernehmen. Das teilt Lilja Helms vom Senioren- und Pflegestützpunkt für die Gemeinden Stuhr, Weyhe und für die Stadt Syke mit. Offizielle Ansprechpartnerin ist dann Sarah Müller-Brechlin. Der Rückzug des Senioren- und Pflegestützpunktes sei schon seit Längerem geplant gewesen. Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Organisationen – beide haben ihren Sitz unter anderem in der Alten Posthalterei, Nienburger Straße 5, in Syke – würde aber weiterhin eine Zusammenarbeit möglich sein.

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