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Wieseneier auch für Bremen Hühnerparadies im Pappelwald: Der Hof der Familie Schierholz

Auf dem Hof der Familie Schierholz sollen die Hühner es gut haben – und viel draußen sein. Ihre Wieseneier werden auch in Bremer Supermärkten verkauft. Viele Kunden überzeugt der Geschmack.
01.06.2025, 13:19 Uhr
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Hühnerparadies im Pappelwald: Der Hof der Familie Schierholz
Von Lisa Schröder

Hühner können mit Minustemperaturen umgehen. Doch Hitze macht den Tieren richtig zu schaffen. Die Familie Schierholz aus dem Landkreis Diepholz hat ihre Hühner leiden sehen – regelrecht hecheln. "Hitzestress sieht man Hühnern sehr deutlich an", sagt Friederike Schierholz. Die Tiere könnten schließlich nicht kurzerhand ihre Federn ausziehen. Dabei sollen die Hühner es bei ihnen eigentlich besser haben: Die Ställe sind draußen auf der Wiese aufgestellt, um den Hühnern einen schönen Auslauf zu bieten.

Doch die Freilandhaltung hatte einen Haken. Wenn die Sonne richtig knallte, fanden die Hühner kaum Schutz. Was also tun? Irgendwann kam die Idee – auf dem Weg zur Eisdiele in Barnstorf. Die Familie radelte dorthin an einem heißen Tag durch den kühlen Wald. Und da fiel es ihnen ein: Natürlich! Bäume sind die Lösung für die Hühner – und zwar richtig viele. "Das war die Erleuchtung", erinnert sich Alexander Schierholz-Prilop.

Die Hühner vom Hof Schierholz leben heute deshalb nicht nur auf der Wiese, sondern auch in einem Wald aus Pappeln. Tausende Bäume sind dafür gepflanzt worden. Die Hühner scharren fleißig im Schatten der Bäume, die Hähne kreischen stolz, ein echtes Hühnerparadies. "Das ist das Allerbeste, was wir je für die Hühner gemacht haben", sagt Schierholz-Prilop. "Zack ist es viele Grad kühler – Waldfeeling." Die Bäume seien auch ein Windschutz. Zugluft sei nichts für die Hühner.

Im Stall sind auch einige Tiere unterwegs. Die Hühner sehen zufrieden aus. Friederike Schierholz nimmt eins auf den Arm und streichelt die weichen Federn. Das Ehepaar gibt gerne Einblick. Wie viele Eier ein Huhn legt? Das wüssten auch einige Kinder vom Land nicht. Die Songzeile sei natürlich völliger Quatsch: Hühner legten nur fast jeden Tag ein Ei. "Vielleicht sonntags auch mal keins. Das wäre richtig", sagt Schierholz. Schon als Küken kommen die Hühner zum Hof, wenn sie gerade erst geschlüpft sind. Das Ehepaar hat gute Erfahrungen gemacht, die Hühner selbst aufzuziehen. Die Tiere seien wesentlich gesünder.

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Die Eier vom Hof Schierholz werden später in den Supermärkten der Region verkauft – auch in Bremen in einigen Rewe- und Edeka-Märkten. Im Regal fallen die blauen Kartons auf: Darauf ist auch ein Bild der Familie zu sehen – das Unternehmerpaar mit den drei Töchtern. Vor Ort gibt es einen Hofladen. Im Sortiment sind auch Pasta und Eierlikör mit dem Wiesenei.

Besonders ist auch deren kräftiges Eigelb. Die Farbe liege am vielen Gras, das die Hühner bekommen. Der Trick: Die Ställe werden auf den Wiesen bewegt. So gibt es für die Hühner immer wieder frisches Gras zum Picken. Außerdem komme gutes Futter zum Einsatz. Der Geschmack der Eier überzeuge: Viele Kunden blieben bei ihren Eiern, wenn sie die erst probiert hätten.

Zu Beginn sei es aber ein Experiment gewesen: Sind die Kunden bereit, mehr Geld auszugeben, wenn es die Tiere dafür wirklich gut haben? Das habe sich schließlich bewahrheitet. "Uns ist das wirklich wichtig", sagt Friederike Schierholz. "Das, was wir hier machen, ist für das Huhn schon die Luxusvariante der Haltungsform. Das Ei ist ein Premiumprodukt. Und das muss auch entsprechend gewürdigt werden."

Viel Handarbeit gehört dabei dazu – selbst bei 4000 Eiern am Tag in der Spitze. Maschinen lohnten sich bei der Menge nicht. Die Wieseneier werden alle per Hand eingesammelt, kontrolliert, gestempelt und verpackt. Der Betrieb sei im Vergleich eben klein. Auf ihrem Hof gibt es drei der mobilen Wiesenställe mit Platz für jeweils 1500 Hühner.

Einsatz ist jederzeit gefragt. Urlaub für alle gleichzeitig? Das sei fast unmöglich – selbst wenn einige Teilzeitkräfte unterstützen. Jeden Tag geht es mehrmals zu den Ställen raus. Friederike Schierholz arbeitet zudem in Vollzeit als Lehrerin an der Berufsschule in Sulingen. Dort begleitet sie die Ausbildung von jungen Landwirten.

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Ihr Dorf in Eydelstedt heißt dabei genau wie sie: Schierholz. Das mag damit zu tun haben, dass ihre Familie seit vielen Generationen hier auf dem Hof lebt: seit 1768. Das Paar übernahm den Hof von Friederikes Vater vor fünf Jahren.

Zu der Zeit gab es ihr Schierholzer Wiesenei bereits ein paar Jahre. Die Hühnermobile überzeugten die beiden damals. Die Wieseneier sollten ein neues Standbein für die Familie werden – ein eigener Betriebszweig auf dem Hof. Alexander war vorher einige Jahre in der Ukraine als Farmmanager tätig. Das Paar wünschte sich, dass er wieder nah bei seiner Familie arbeiten kann. Es ging dabei klein los: mit einem Bauwagen und 25 Hühnern.

Der Anfang war allerdings hart. Ganz viel Mühe, Geld und Arbeit seien in die Vorbereitung geflossen. "Und dann dauerte es nicht lang, ich glaube, die Hühner waren gerade zwei Wochen draußen auf der Wiese, dann kam plötzlich die Vogelgrippe und Stallpflicht." Ihre Hühner mussten zum Schutz im Winter ein halbes Jahr eingesperrt werden. Und das kostete zeitweise auch – unfreiwillig – den Status Freilandei. Kurz hätten sie überlegt, ob sie überhaupt weitermachen wollen. Trotz des Rückschlags blieb das Paar dran.

Heute gibt es für ihre Eier Stammkunden. Daneben setzt die Familie noch weiter auf Getreideanbau und zusätzlich auf Rinderhaltung. "Wir bauen gerade die Herde auf", sagt Friederike Schierholz.

Der Verkauf der Eier über die Supermärkte funktioniert. Über einen Hofladen oder einen Automaten allein ließen sich die Eier nicht unter die Menschen bringen – vor allem nicht in der Menge. "Wir sind hier relativ weit ab vom Schuss. Hier kommt keiner zufällig vorbei und denkt sich: Ach ja! Und Eier brauche ich auch noch!", sagt Friederike Schierholz. Die Eier zu vermarkten – das sei von Anfang an ein Thema gewesen. "Die Hühner hören nicht auf zu legen, nur weil man gerade die Eier nicht verkauft kriegt", sagt die Agrarökonomin. "Die legen einen zu mit Eiern." Die Freilandhaltung sei gut fürs Tierwohl. "Und wir haben selber auch Freude daran", sagt Schierholz. Wer die Familie bei ihrem Hühnerparadies besucht, spürt die Begeisterung.

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