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Immer mit Gegenwind Bürgerinitiative in Ganderkesee: Flugblätter gegen Windkraft-Pläne

Im Beteiligungsverfahren für den Windpark "Hengsterholz 2" läuft die Zeit. Noch bis zum 19. September können Bürger Stellungnahmen zu dem Vorhaben abgeben. Eine Bürgerinitiative fordert aktiv, dies zu tun.
10.09.2025, 19:01 Uhr
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Bürgerinitiative in Ganderkesee: Flugblätter gegen Windkraft-Pläne
Von Jochen Brünner

Mit Postwurfsendungen wirbt die Bürgerinitiative "Immer mit Gegenwind" zurzeit bei den Haushalten in Immer und Umgebung dafür, dem geplanten Windpark "Hengsterholz 2" mit einer eigenen Stellungnahme im Rahmen der öffentlichen Beteiligung zu widersprechen. Denn die Zeit läuft. Nur noch bis zum 19. September können sich Bürgerinnen und Bürger dort zu dem Vorhaben äußern. "Unsere Mitglieder waren sehr fleißig und haben in der vergangenen Woche 1000 Flugblätter in den südlichen Ortsteilen der Gemeinde verteilt", berichtet Pressesprecher Ingo Wendelken.

Wie argumentiert die Bürgerinitiative?

So sollten Windenergieanlagen im "Naturschatz Hengsterholzer Moor" tabu bleiben, weil sie an dieser Stelle Natur und Landschaft zerstören würden. Überdies verfüge die Gemeinde Ganderkesee bereits über genug Windkraft, sodass der Schutz von Tierwohl, Artenschutz und Landschaft höher gewichtet sein solle, zumal Schall, Schattenwurf und Infraschall auch die Gesundheit der Anwohner gefährden würden. Weiterhin geben die Windkraftgegner zu bedenken, dass die geplanten Sieben-Megawatt-Anlagen nicht nur eine fatale optische Wirkung hätten, sondern auch mit den Immissionsgrenzen im Windenergieerlass nicht zu vereinen seien. Außerdem befürchtet die Bürgerinitiative Werteverluste der anliegenden Immobilien. Das Landschaftsschutzgebiet werde "aus finanzieller Gier" bedroht, lautet der Vorwurf in Richtung der zehn Grundeigentümer, die sich zur Windpark Hengsterholz 2 GmbH & Co. KG zusammengeschlossen haben.

Gibt es weitere Aktivitäten der Bürgerinitiative?

In der kommenden Woche steht für den Vorstand der Bürgerinitiative um Bernd, Erika und Kevin Kläner noch ein Termin mit Kreisbaudezernentin Eva-Maria Langfermann an, die sich über die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger informieren will. Auch Ingo Wendelken erinnert daran, dass der Landkreis Oldenburg in seiner Potenzialanalyse für neue Windenergieanlagen Landschaftsschutzgebiete nach Möglichkeit außen vor lassen will.

Was planen die Investoren?

Wie berichtet, planen die örtlichen Investoren auf einer insgesamt 62 Hektar großen Fläche an der Grenze zur Gemeinde Dötlingen bis zu sechs neue Windräder, der rein rechnerisch den Strombedarf von rund 30.000 Haushalten (zu je 3500 Kilowattstunden) decken könnten. Allerdings sei der erzeugte Strom keineswegs für die Versorgung der Gemeinde bestimmt, gibt die Bürgerinitiative zu bedenken.

Wie steht die Politik zu dem Vorhaben?

Trotz Bedenken einiger Ratsmitglieder hatte der Verwaltungsausschuss das Verfahren zur erforderlichen Änderung des Flächennutzungsplans Anfang Dezember 2024 auf den Weg gebracht. Wie bei den Bürgern sorgte auch in Teilen der Politik vor allem die Tatsache für Vorbehalte, dass das Plangebiet (ähnlich wie beim geplanten Windpark Hohenböken) zum Teil als Landschaftsschutzgebiet (LSG) ausgewiesen ist. Bei der Beratung im Ausschuss für Gemeindeentwicklung hatte Thorsten Köhler als Sprecher der Investoren erklärt, dass die Erschließung so schonend wie möglich umgesetzt werden solle. So würden am Ende lediglich vier Prozent der LSG-Fläche versiegelt.

Was sagt der Nabu?

Im Sommer meldete die Nabu Ortsgruppe Ganderkesee, die seit vielen Jahren ein Schlatt in diesem Gebiet betreut, dann erstmalig einen zwar erhofften, aber nicht erwarteten Bruterfolg bei Kranichen und leitete daraus die Forderung ab, die Windpark-Pläne zu stoppen. Dabei geht es den Naturschützern insbesondere um jene drei Anlagen, die rund um das seit 1981 gepflegte Schlatt errichtet werden sollen. Ob dieses Ansinnen Erfolg hat, ist nach Einschätzung von Fachleuten aber fraglich. Gleichwohl stellt die "Biotoptypenkartierung" bei zwei geplanten Anlagenstandorten Biotope mit sehr hoher bis überragender Bedeutung (Wertstufe V) und für einen weiteren Standort ein Biotop mit hoher Bedeutung (Wertstufe IV) fest.

Info

Die Bürgerbeteiligung für das Genehmigungsverfahren zum geplanten Windpark "Hengsterholz 2" findet sich online unter ganderkesee.planungsbeteiligung.de. Weitere Informationen zur Bürgerinitiative gibt es auch unter immer-mit-gegenwind.com.
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