Bislang hat sich der Nabu Oldenburger-Land, der seit vielen Jahren ein Schlatt im Hengsterholzer Moor pflegt, mit öffentlichen Äußerungen zu den Windpark-Plänen in diesem Gebiet sehr zurückgehalten. Doch die Tatsache, dass die Naturschützer nun erstmals eine erfolgreiche Kranich-Brut in diesem Gebiet vermelden können, lockt die Aktiven aus der Deckung. So fordern sowohl der Nabu Oldenburger-Land als auch der Nabu Ganderkesee, das Vorhaben zu stoppen.
Wie berichtet, plant ein Zusammenschluss von Flächeneigentümern, den bestehenden Windpark Hengsterholz 1 um sechs weitere Windräder zu erweitern. Dem Nabu geht es dabei insbesondere um jene drei Anlagen, die rund um das seit 1981 gepflegte Schlatt errichtet werden sollen.
"Seit dem Frühjahr bestand die Hoffnung, dass erstmals in der Geschichte der Gemeinde Ganderkesee ein Kranichpaar im Bereich des alten Moorschlatts im Hengsterholzer Moor einen Brutversuch unternimmt", berichtet Heiko Ackermann, Pressereferent des Nabu Ganderkesee. Die Aufzucht der Küken sollte durch mögliche Vor-Ort-Begehungen und andere Aktivitäten in keinem Fall gefährdet werden.
Erster Bruterfolg überhaupt
Und nun haben sich die Hoffnungen der Natur- und Artenschützer erfüllt: "Wir können vermelden, dass nach Beobachtungen von Mitgliedern die Kranicheltern, die zuvor regelmäßig Futter am Nabu-Schlatt suchten, am 23. Juli erstmals mit dem nun flüggen Jungen zur Nahrungsaufnahme einflogen", erklärt Nabu-Sprecher Uwe Scharf. Damit habe nach der Kenntnis der Aktiven im Jahr 2025 erstmals in der Gemeinde Ganderkesee die erfolgreiche Brut und Aufzucht von Kranichen stattgefunden.
Auch der eigentliche Brutstandort befinde sich nach Erkenntnissen der Ortsgruppe ebenfalls im Bereich der geplanten Windräder. Auch vor diesem Hintergrund könne aus Sicht des Nabu Oldenburger-Land und der Ortsgruppe in Ganderkesee die geplante Errichtung der Windräder mitten im Landschaftsschutzgebiet nun nicht mehr stattfinden und sei entschieden abzulehnen.
Kontakt zu Investoren abgekühlt
Ein anderer Grund, dass die Nabu-Verantwortlichen bislang stillgehalten haben, sei die Zusage der Investoren gewesen, das Genehmigungsverfahren kooperativ und transparent voranzubringen und dabei auch die Interessen des Naturschutzes einzubeziehen. Allerdings sei nach einem verheißungsvollen Auftaktgespräch in großer Runde im Oktober 2024 nicht mehr viel passiert. "Spätestens nach dem Aufstellungsbeschluss des Ganderkeseer Gemeinderats im Juni wurden nicht einmal mehr Anfragen beantwortet und Terminvorschläge seitens des Nabu für weitere Gespräche nicht einmal abgesagt", berichtet Ackermann.
Auch Hartmut Drebing, Vorsitzender des Nabu Oldenburger Land, zeigt sich frustriert: „Aus heutiger Sicht war die zugesagte kooperative Zusammenarbeit nur so lange im Gespräch, bis die politischen Beschlüsse über die Aufstellung eines geänderten Flächennutzungsplans im Gemeinderat in trockenen Tüchern waren.“ Der Nabu sei sehr enttäuscht über das strategische Verhalten der Investoren, das ein echtes Interesse an einer Vereinbarkeit von Natur- und Klimaschutz überhaupt nicht erkennen lasse. "Da geht es wohl doch eher um den Kommerz", meint Drebing.
Viele seltene Tier- und Pflanzenarten
Der Nabu Ganderkesee lehnt die zusätzlichen Windräder im Hengsterholzer Moor inzwischen ebenfalls entschieden ab: "Die relativ unberührten Sand- und Moorlandschaften im Gemeindesüden mit mehreren geschützten Biotopen innerhalb des Landschaftsschutzgebiets stellen einen einzigartigen Naturschatz dar, der sich innerhalb der Gemeinde und dem Umfeld im Landkreis Oldenburg so nirgends wiederfindet und unbedingt erhalten werden muss", erklärt Ackermann. Aktuelle Artenerfassungen in den vergangenen Jahren hätten eine Vielzahl von seltenen Tier- und Pflanzenarten (Moorfrosch sowie die Rote-Liste-Arten Mittlerer Sonnentau, Fadenbinse, Krickente, Neuntöter) ergeben.
Abgesehen vom Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten befürchtet der NABU, dass durch die Aufstellung von Windrädern mit großen Fundamentbauwerken aufgrund des moorigen Untergrunds auch eine Gefährdung der zum Teil in der Eiszeit entstandenen wertvollen Gewässer im Landschaftsschutzgebiet in Kauf genommen werde. Der Nabu werde seine Position nun auch den politischen Parteien und der Unteren Naturschutzbehörde vorstellen und weiter für einen naturverträglichen Ausbau der Windkraft im Gemeindegebiet werben. Unterstützung erhoffen sich die Aktiven dabei auch von anderen Naturschutzverbänden im Gemeindegebiet. Und auch in Immer hat sich bekanntlich bereits eine Initiative gegen den Windpark Hengsterholz 2 formiert.