Eine für ihn besondere Partie hat Emre Karagöz auf dem Platz des VfL Stenum am Kirchweg in der laufenden Saison schon bestritten. Anfang Juli kam der Mittelfeldspieler beim 3:0-Testspielsieg des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst gegen den Landesligisten Stenum zum Einsatz. Es war sein Comeback nach langer Verletzungspause. Dass noch weitere Auftritte am Kirchweg folgen würden, hätte Karagöz damals wohl nicht gedacht, doch die Sportanlage ist künftig ein zentraler Ort im Leben des 20-Jährigen, denn er hat sich dem Landesliga-Aufsteiger VfL Stenum angeschlossen. Den Wechsel bestätigte Trainer Lars Möhlenbrock am Montag und betonte: "Wir freuen uns sehr, dass das geklappt hat."
Vor rund drei Wochen hatte der SV Atlas Karagöz' Abschied verkündet. Der Vertrag wurde aufgelöst. "Als junger Spieler möchte ich mich nach den schweren Verletzungen mit dauerhafter Spielpraxis aufbauen, um wieder meine gewohnte Stärke zu finden", erklärte der gebürtige Delmenhorster. Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken zeigte Verständnis für den Wunsch nach mehr Spielzeit, die Karagöz beim Regionalliga-Absteiger wohl eher nicht bekommen hätte, und stimmte der Vertragsauflösung zu.
Als Möhlenbrock, der selbst als Co-Trainer, Torwart-Trainer und in der Sponsorenbetreuung für den SV Atlas tätig war, von Karagöz' Abgang hörte, kontaktierte er den Mittelfeldakteur. "Meistens haben Spieler, die so etwas machen, schon einen neuen Verein in der Hinterhand. Ich habe Emre daher erst einmal gefragt, was er vorhat", erzählt Stenums Coach. Kontakt zu mehreren Klubs bestand zwar, doch Karagöz hatte noch nirgendwo zugesagt. Also traf sich Möhlenbrock mit dem Ex-Atlas-Akteur und zeigte ihm auf, was ihn in Stenum sportlich erwarten würde. "Er hat sich etwas Bedenkzeit erbeten und sich dann schon nach ein, zwei Tagen wieder gemeldet, um zuzusagen", berichtet Möhlenbrock. "Emre hat große Lust auf den VfL Stenum. Einige Spieler kennt er schon länger, das erleichtert den Einstieg."
Ein potenzieller Führungsspieler
In der vergangenen Woche machte der VfL Stenum die Verpflichtung perfekt, die Spielerlaubnis liegt vor. Zweimal hat Karagöz auch schon mit seinem neuen Team trainiert. "Man hat sofort gesehen, dass er technisch sehr gut ist und viel Dynamik reinbringt", schildert Möhlenbrock. Eingeplant ist der ehemalige türkische Junioren-Nationalspieler im zentralen Mittelfeld. "Wir spielen im Zentrum sehr variabel. Es gibt keinen festen Sechser oder Achter. Dort in der Mitte soll Emre spielen", betont Möhlenbrock. Trotz seines jungen Alters könne Karagöz in der Mannschaft eine Führungsrolle übernehmen: "Er redet viel auf dem Platz. Damit kann er uns helfen."
Führungsspieler war Emre Karagöz einst auch im Nachwuchs von Werder Bremen. Als Kapitän führte er die C-Junioren des Bundesligisten im Jahr 2015 zum Double aus Regionalliga-Meisterschaft und Landespokalsieg. Von Werder, wo er auch in der U17-Bundesliga zum Einsatz kam, wechselte Karagöz zum JFV Nordwest. Seine erste Station im Herrenbereich war dann der SV Atlas, dem er sich im Jahr 2022 anschloss. Der Wechsel zurück in seine Heimat war etwas Besonderes für Emre Karagöz, der beim TV Jahn Delmenhorst mit dem Fußballspielen begonnen hatte. Sein Vater Mesut Karagöz trug früher ebenfalls das blau-gelbe Atlas-Trikot. "Delmenhorst ist meine Geburts- und Heimatstadt. Ich freue mich sehr, hier beim SV Atlas, in diesem familiären Umfeld, meinen nächsten Karriereschritt gehen zu dürfen", betonte Emre Karagöz bei seiner Vorstellung.
Die vergangene Spielzeit verlief jedoch anders als erhofft. Zum einen stieg der SV Atlas ab, zum anderen setzte eine Knöchelfraktur Karagöz lange außer Gefecht. Zwei Kurzeinsätze in der Regionalliga Nord und einige Spiele für die Reserve in der Bezirksliga bestritt er für die Blau-Gelben. Der Knöchel sei inzwischen wieder voll belastbar, betont Möhlenbrock. "Da ist alles stabil. Überhaupt ist Emre in einem sehr guten Fitnesszustand." Die Stenumer, die mit sieben Punkten aus fünf Spielen gut in die Landesliga gestartet sind, treten am kommenden Sonntag beim FC Schüttorf an (15 Uhr). Karagöz soll dann bereits im Kader stehen. Ob er direkt zur Startelf gehört, wird sich zeigen. Eines ist für seinen Trainer Lars Möhlenbrock aber klar: "Emre kann bei uns Stammspieler werden. Wenn er jetzt regelmäßig spielt, traue ich ihm einen großen Sprung zu."