Nikolai Klein präsentiert sich stets als ein sehr reflektierter Fußballtrainer, der die Spiele seines FC Hude wenige Minuten nach dem Schlusspfiff bereits sachlich analysiert. Das ist auch nach der Bezirksliga-Partie gegen den TuS Heidkrug der Fall gewesen. Allerdings war Klein eine Portion Enttäuschung dieses Mal verständlicherweise anzumerken. Verständlicherweise nicht nur, weil seine Huder die Begegnung deutlich mit 1:4 (1:1) verloren hatten, sondern auch, weil die Teilnahme an der Abstiegsrunde damit so gut wie feststeht. Zwar belegt der FCH mit 21 Punkten momentan immer noch den vierten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigt. Aber der VfL Oldenburg II hat als aktueller Fünfter lediglich einen Zähler weniger auf dem Konto – und drei Spiele weniger absolviert.
Die Chancen auf das Erreichen der Aufstiegsrunde sind für Hude daher eher theoretischer Natur. "Die Drucksituation hat man meinen Spielern heute angemerkt", meinte Nikolai Klein. Nach der Niederlage gehe er nun davon aus, dass sein Team im kommenden Jahr gegen den Abstieg spielen muss. "Das ist ernüchternd für den Aufwand, den wir betrieben haben", sagte der FCH-Coach. Auch gegen Heidkrug hätten seine Schützlinge "versucht, alles reinzuschmeißen". Doch spätestens nach dem 1:3 habe man gemerkt, dass an diesem Tag für Hude "nicht viel geht", so Klein, der die individuellen Fehler seiner Akteure beklagte. Und hinzufügte: "Wir hatten leider auch nicht die nötige Ruhe auf dem Platz."
Peters trifft in erster Minute
Dabei hatte das Spiel für die Gastgeber perfekt begonnen. Nach einem Heidkruger Fehlpass landete der Ball im Mittelfeld bei Ingmar Peters, der Tempo aufnahm, alleine auf den Kasten der Gäste zulief und eiskalt flach vollendete – 1:0 für die Platzherren nach nicht einmal einer Minute. Der Traumstart gab den Hudern zunächst Selbstvertrauen. Sie bestimmten das Geschehen in den folgenden Minuten, kamen allerdings nicht über Halbchancen hinaus. Die Gäste fanden hingegen zu Beginn gar nicht ins Spiel. Doch dann kam die 13. Minute, und mit ihr der zu diesem Zeitpunkt völlig überraschende Ausgleich. Philipp Kahlert setzte mit einem tollen Steilpass Marvin Lohfeld in Szene, der mit dem Ball auf FCH-Torhüter Maximilian Gundelach zulief und diesem mit einem Abschluss ins rechte untere Eck keine Chance ließ.
Gruß mit starken Paraden
Die Huder Abseitsfalle hatte in dieser Szene nicht zugeschnappt. Mit dem 1:1 kamen auch die Gäste mehr ins Spiel. Trotzdem blieben die Huder bis zur Pause die bessere Mannschaft und verzeichneten auch die größeren Möglichkeiten. Ole Schöneboom scheiterte nach Querpass von Mohamed Alawie am starken TuS-Keeper Philip Gruß (27.), der zudem einen Heber von Peters noch über die Latte lenkte (34.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte auf der anderen Seite Lohfeld noch eine gute Gelegenheit, als er aus wenigen Metern deutlich über das Gehäuse köpfte (45.+1).
Hude hat in dieser Saison bekanntlich immer wieder Probleme bei gegnerischen Standardsituationen – und daran sollte sich gegen Heidkrug nichts ändern. In der 52. Minute war Tim Osterloh nach einer Ecke per Kopf erfolgreich und stellte auf 2:1 für die Gäste. Nur sieben Minuten später, kurz nachdem Alexander Schmidt und Schöneboom eine Huder Doppelchance vergeben hatten, musste Gundelach gar zum dritten Mal hinter sich greifen. Elias Schröder spielte den Ball viel zu kurz zurück in Richtung seines Keepers, Lohfeld eroberte die Kugel, umkurvte Gundelach und schob zum 3:1 für den TuS ein.
In der Folge verteidigten die Heidkruger hervorragend, ließen lange Zeit kaum etwas zu. Und wenn es brenzlig wurde, konnten sie sich auf Gruß verlassen, der Chancen von Alawie (65.), Kevin Kari (90.) und Peters in der Nachspielzeit teils glänzend vereitelte. Den Endstand stellte Lohfeld mit seinem dritten Treffer her, indem er einen Gegenstoß mit dem 4:1 veredelte (90.). So feierten die Gäste einen doppelt wichtigen Sieg. "Mein Matchplan ist komplett aufgegangen", freute sich Heidkrugs Trainer Selim Karaca. Ein Sonderlob spendierte er seinem Torhüter Gruß: "Er war der beste Mann auf dem Platz."