Landkreis Osterholz. Die Landkreis-Förderung für Balkonsolaranlagen stößt auf großes Interesse. Rund 30 Minuten nach dem Start des Programms lagen am Montagmorgen bereits 200 Anmeldungen vor. Wenn alle 200 Interessenten die Zuschussauflagen erfüllen und nicht wieder abspringen, sind die Fördermittel damit für dieses Jahr bereits ausgeschöpft. Das teilte Verwaltungssprecher Sven Sonström mit. Allein in der ersten Minute seien 90 Interessenbekundungen gezählt worden. Wer gestern leer ausging, sei auf einer Warteliste gelandet, die im Laufe des Vormittags dann aber auch geschlossen werden musste.
Die Bürger, die am Montag rechtzeitig ihre Kauf- und Montageabsicht erklärt haben, erhalten nun in den nächsten Tagen per E-Mail die Antragsunterlagen zugeschickt, die sie binnen vier Wochen einreichen müssen. Für die Anträge wurde eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet (solar@landkreis-osterholz.de). Anschließend werden die digitalen Zuwendungsbescheide im Wert von jeweils 100 Euro versandt, und erst danach dürfen Kauf und Installation erfolgen. "Weist die Rechnung ein früheres Datum als der Zuwendungsbescheid auf, ist die Förderung hinfällig", betonte Sonström. "Wir bitten darum, unbedingt auf den Zuwendungsbescheid zu warten."
Die 200 Adressaten der Bescheide müssen gleichwohl zunächst in Vorleistung gehen. Sie haben für Kauf und Installation zwölf Monate Zeit, sodass sie auch in den Genuss von Erleichterungen kommen könnten, die sich im Laufe dieses Jahres für die Minikraftwerke abzeichnen. Bislang ist zum Beispiel für die Einspeisung eine spezielle Wieland-Steckdose vorgeschrieben, und das maximale Leistungslimit beträgt 600 Watt je Anlage. Im Gespräch sind für die Zukunft einfache Schuko-Stecker und eine Obergrenze von 800 Watt. In den Kreis-Richtlinien heißt es dazu lediglich, die Anlagen müssten die jeweils geltenden technischen und rechtlichen Vorschriften erfüllen.
"Beitrag zur Energiewende"
Nach der Installation bleiben dann weitere zwei Monate Zeit, eine Kopie der Rechnung über den Kauf und gegebenenfalls die Installation der Steckersolarmodule nebst Wechselrichter einzureichen. Auch ein Foto der installierten Anlage ist vorzulegen sowie die Anmeldebestätigung fürs Marktstammdaten-Register der Bundesnetzagentur. Auch wer keine Förderung vom Landkreis erhält, muss sich dort eintragen lassen. Erst wenn die nötigen Unterlagen im Osterholzer Kreishaus vorliegen, werden die 100 Euro überwiesen. Weitere Informationen zum Förderverfahren sind unter www.energiewende-osterholz.de/solaranlage zu finden.
„Über den hohen Zuspruch freue ich mich sehr“, bekannte Landrat Bernd Lütjen am Montag per Pressemitteilung. Offensichtlich wollten viele Osterholzer "ihren Beitrag zur Energiewende leisten". Die Installation einer Steckersolaranlage bedeute für manche Bürger den Einstieg in eine nachhaltige Energieversorgung. "Schön wäre es, wenn sich daraus weitere Aktivitäten für eine nachhaltige Energieerzeugung ergeben“, so der Landrat weiter. Zu den Einwohnern auf der Warteliste will die Verwaltung spätestens im kommenden Jahr Kontakt aufnehmen, um zu erfragen, ob sie weiter an der Förderung interessiert sind.
Fortsetzung wird ein Thema
Sven Sonström erklärte auf Nachfrage, die Verwaltung habe rasch reagiert: Die 200 Antragsberechtigten und die Interessenten auf der Warteliste hätten gleich am Montag eine Antwortmail erhalten.. Er rechne fest damit, dass der Kreistag nun über eine mögliche Fortsetzung des Programms beraten werde. Es war in diesem Jahr erstmalig und auf Antrag von UWG und Grünen aufgelegt worden. Bei der Entscheidung hatten sie auch die Fraktionen von CDU und SPD überzeugen können; die Bürgerfraktion und einer der beiden FDP-Abgeordneten enthielten sich.
Einzig die beiden AfD-Politiker im Kreistag stimmten dagegen; für sie erklärte Thomas Gutwein, der bürokratische Aufwand fürs Förderprogramm sei, gemessen am Ertrag, unverhältnismäßig hoch – vor allem dann, wenn man den eigenen Solarstrom dem Energieversorger schenken müsse, weil man ihn selbst nicht speichern oder nutzen kann. Angesichts des Schuldenstandes habe der Landkreis wichtigere Aufgaben wahrzunehmen, als freiwillig 20.000 Euro auszukehren, so AfD-Mann Gutwein.
Grünen-Fraktionschefin Dörte Gedat hingegen zeigte sich sehr zufrieden mit dem, was die Verwaltung aus ihrem Antrag vom Dezember 2022 gemacht hatte. Jeder Beitrag fürs Klima zähle und das Förderprogramm stehe Eigentümern wie Mietern offen, lobte sie. Mag der einzelne Förderanreiz bescheiden wirken – in der Summe nimmt er sich bedeutend aus: Nach Angaben der Kreisbehörde können 200 Steckersolaranlagen à 600 Watt im Optimalfall 100.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Das entspreche dem Durchschnittsverbrauch von 30 Einfamilienhäusern.