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Eigenbetrieb weiter defizitär Bildungsstätte Bredbeck erwartet schwieriges Wirtschaftsjahr

Die Bildungsstätte Bredbeck steht vor finanziellen Herausforderungen. Wie Politik und Verwaltung darauf reagieren.
14.11.2023, 05:00 Uhr
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Bildungsstätte Bredbeck erwartet schwieriges Wirtschaftsjahr
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Die kreiseigene Bildungsstätte Bredbeck erhöht zum Jahreswechsel die Teilnehmergebühren für erwachsene Seminargäste. Vollpension und Übernachtung im Einzelzimmer kosten pro Tag dann 94 Euro pro Person statt bisher 82 Euro. "Damit liegen wir landesweit im Mittelfeld der Heimvolkshochschulen in Niedersachsen", sagt die Leiterin Kirsten Dallmann. Sie dürften die Preisschraube aber auch nicht überdrehen.

2024 mit Minus kalkuliert

Fürs kommende Jahr rechnet Dallmann, abgesehen vom Januar, mit einer überwiegend guten Buchungslage. Die Anerkennung durch die Bundeszentrale für politische Bildung sowie neue und modernisierte Unterkünfte geben nach ihren Worten Anlass zu Optimismus. Dennoch sei Ende 2024 erneut mit roten Zahlen zu rechnen: laut Wirtschaftsplan fast 185.000 Euro. Statt aber den seit Jahren unveränderten Betriebskostenzuschuss des Landkreises zu erhöhen, wollen Politik und Verwaltung nun zunächst prüfen, ob sich der defizitäre Schulbetrieb als Bildungshaus mit Eigenseminaren auf der einen Seite und der lukrativere Hotelbetrieb als Tagungshaus für bildungshungrige Gruppen entflechten lassen.

Neubau: Abrechnung und Einweihung

Vorläufig könnte Bredbeck im nächsten Jahr haarscharf an handfesten Liquiditätsengpässen vorbeischrammen. Es sei angesichts weiter hoher Lebensmittel- und Energiepreise zwingend erforderlich, so Dallmann, dass die zugesagte Landesförderung aus EU-Mitteln für das im April bezugsfertige Bettenhaus auf dem Jugendgästeareal auch tatsächlich fließen wird. Die 850.000-Euro-Investition soll mit fast 500.000 Euro bezuschusst werden. Das Gebäude liegt gleich neben dem sanierungebedürftigen Haus 3; es wird über 20 Betten verfügen und soll den Namen "Extra 3" erhalten.

SPD für dauerhafte Absicherung

Weil die Zielgruppe der jugendlichen und jungen Erwachsenen Bildungsangebote unabhängig vom Portemonnaie nutzen können soll, müssen nach den Worten des Ausschussvorsitzenden Martin Grasekamp (SPD) an anderer Stelle Erlöse generiert werden. Jugendbildung und politische Bildung seien Zuschussgeschäfte, die sich aber womöglich durch feste Gastgruppen sowie mehr Bildungsurlaubsangebote subventionieren ließen. "Da brauchen wir mal jemanden, der das für uns durchrechnet." Statt kurzatmiger Anpassungen bedürfe es für den Fortbestand der Angebotsstruktur eines tragfähigen Finanzkonzepts, möglicherweise auch einer neuen Rechtsform, so Grasekamp. Noch vor wenigen Monaten hatten er und weitere Abgeordnete dafür plädiert, den Betriebskostenzuschuss für Bredbeck im nächsten Jahr endlich zu erhöhen. Nun soll es 2024 noch mal ohne gehen.

Schon 2023 rote Zahlen

Der Landkreis lässt sich den Eigenbetrieb seit mehr als zehn Jahren jährlich 270.000 Euro kosten; die Beteiligung war von 2014 bis 2019 vorübergehend auf 240.000 Euro abgesenkt worden, und in der Regel sprang noch ein kleines Plus heraus. 2023 aber schreibt die Bildungsstätte bereits rote Zahlen. Der diesjährige Fehlbetrag laut Wirtschaftsplan von 171.100 Euro wird Dallmann zufolge am Ende zwar wohl geringer ausfallen als erwartet. Das Umfeld bleibe aber schwierig: hohe Personalkosten treffen auf einen Wegfall von Großprojekten und Fördermöglichkeiten, während Altbau und Haus 3 weitere Investitionen erfordern. Im Haupthaus sind nun 50.000 Euro für ein paar neue Fenster eingeplant. "Und wir wollen keine Qualitätsverluste bei den Angeboten", bekräftigt die Bredbeck-Chefin.

CDU: Schon jetzt an 2025 denken

Selbst wenn es noch einen kleinen Nachschlag bei der Landesförderung als Heimvolkshochschule geben könnte, werde dieser nicht das Niveau von 2022 haben, als Hannover den Bildungshäusern bei der Bekämpfung der Pandemiefolgen geholfen hatte. Gleichzeitig ist das erdgasbetriebene Blockheizkraftwerk inzwischen ein Klotz am Bein. Wie berichtet, wird nun ein Fachplaner ein Energiekonzept für Bredbeck erstellen, das bei der Einsparung von Geld und CO2 helfen soll. Brunhilde Rühl (CDU) drängt schon jetzt darauf, beim Wirtschaftsplan 2025 ernsthaft über einen höheren Landkreis-Zuschuss nachzudenken.

Bürgefraktion: Richtige Richtung

Laut Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) jedoch sei es richtig, für die langfristige Absicherung beide Bredbeck-Standbeine genauer unter die Lupe zu nehmen. Er wünsche sich schon länger mehr Transparenz bei der Preiskalkulation und bei der Frage, ob und inwieweit der Gastbetrieb mit Belegungsgruppen die politischen Seminare mitfinanziere und mitfinanzieren könne. Pallasch: "Unsere Kosten pro Kopf und Tag sind identisch, aber die Erlöse sind unterschiedlich."

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