Der Anspruch der Gäste an ihre Unterkunft während des Urlaubs wächst. Das ist bei Ferien auf dem Bauernhof nicht anders als in Hotels. Das weiß auch Martina Warnken, die den Huxfeld-Hof in Grasberg betreibt. Am Donnerstagvormittag hatte sie Besuch vom Arbeitskreis Tourismus der CDU-Landtagsfraktion, um dem hiesigen Landtagsabgeordneten Axel Miesner und seinen Kollegen Jonas Pohlmann aus Georgsmarienhütte und Claus Seebeck aus dem Landkreis Cuxhaven sowie Bürgermeisterin Marion Schorfmann nicht nur den Hof zu zeigen, sondern vor allem um über Herausforderungen und Potenziale im Landtourismus zu sprechen.
"Die Gäste wollen den Komfort wie zu Hause, gerne besser", weiß die Mutter von drei Kindern. Deswegen sei es wichtig, immer mit der Zeit zu gehen. Seit 2001 besteht auf dem Hof von Martina und Stephan Warnken an der Huxfelder Straße neben dem landwirtschaftlichen Betrieb ein touristisches Angebot. Über ein Förderprogramm wurde aus dem Anbindestall erst ein Hofladen und der Heuboden zu zwei Ferienwohnungen umgebaut. Später wich der Hofladen ebenfalls einer Ferienwohnung. "Wir haben festgestellt, dass es leichter ist, die Leute aus Nordrhein-Westfalen oder Berlin herzubekommen, als Kunden aus der Nachbarschaft zum Einkaufen", sagt Warnken. Aber sie sagt auch: Ohne das Förderprogramm wäre der Schritt nicht so einfach gewesen.
Tourismus für mehr Wohnwert
Regelmäßig bereise der Arbeitskreis das Land, um sich zu informieren, wie es um den Tourismus zwischen Nordsee und Brocken steht, sagt Axel Miesner. Die Lüneburger Heide, das Alte Land und der Harz seien bisher die Ziele gewesen. "Es gibt sehr große regionale Unterschiede, aber das große Problem, das alle haben, ist der Fachkräftemangel", sagt Jonas Pohlmann. Aber auch der sogenannte Übertourismus sei immer wieder ein Thema. Deswegen ist es nach Ansicht des CDU-Landtagsabgeordneten immens wichtig, die heimische Bevölkerung in Tourismusprojekte einzubeziehen. Schließlich steigere der Tourismus die Lebensqualität und den Wohnwert. "Von Schwimmbädern profitieren auch die Einwohner", sagt Axel Miesner. Daneben seien die Verkehrsinfrastruktur, die Radwege sowie der öffentliche Personennahverkehr Themen, die es nicht zu vernachlässigen gelte. Schließlich reisen Miesner zufolge rund 80 Prozent der Urlaubsgäste in Niedersachsen mit dem Auto an – immer öfter auch mit dem Elektroauto.
Martina Warnken hat darauf bereits reagiert. Zwei Lademöglichkeiten gibt es auf dem Hof. Der Strom dafür kommt aus einer Fotovoltaikanlage, die auf dem großen Garagendach montiert ist. Der Bedarf ist da, sagt die Vorsitzende des Vereins Landtouristik Niedersachsen. "Im letzten Jahr wollten fünf Gäste gleichzeitig laden, da musste ich schon eine Liste führen."
45 Gästebetten
Rund 200 Belegungstage pro Wohnung im Jahr verzeichnet Martina Warnken nach eigenen Angaben. 45 Gästebetten bietet der Hof, aufgeteilt auf acht Ferienwohnungen und zwei Tiny-Häuser. "Man muss sich ein bisschen was einfallen lassen, damit die Gäste kommen, das ist manchmal schwierig, aber nicht unmöglich", sagt die Vermieterin. In erster Linie kämen Familien, um den klassischen Urlaub auf dem Bauernhof zu erleben, aber auch Paare, die die Ruhe und die Natur suchten.
Rund 50 Prozent der Gäste seien Stammkunden. Viele kämen von weiter her, etwa aus Nordrhein-Westfalen, Berlin und, vor allem während der Sommerferien, auch aus Bayern. Für die Kinder bietet Martina Warnken mehrmals die Woche Ponyreiten an, und die Gäste können auch beim Melken der rund 50 Kühe zusehen oder beim Ausmisten helfen. Als Glück bezeichnt Warnken, dass es durch die touristisch geprägten Orte Fischerhude und Worpswede auch ein gutes Angebot an Restaurants und Cafés gebe.
Alles in allem sei der Landkreis Osterholz touristisch für Familien nicht sonderlich attraktiv, so Warnkens Fazit. "Der Naturschutz hat hier eine hohe Priorität, was auch gut ist, aber man kann ihn nicht erleben", kritisiert die Huxfelderin, die für die CDU im Grasberger Gemeinderat sitzt. Indoorangebote wie ein Moorerlebniszentrum, aber auch ein Hotel mit Wellnessangebot und einem Erlebnisbad für alle schlägt sie vor. "Man muss auf Synergieeffekte setzen", ist sie überzeugt. Erschwerend hinzu komme, dass die Finanzierung des Tourismus eine freiwillige Aufgabe der Kommunen sei und in Zeiten knapper Kassen hinten angestellt werde. Deshalb fordern sie und ihr Verband eine feste finanzielle Unterstützung des Landes für die Region und die Fachverbände.