Hambergen. Die Tage des Grübelns sind vorbei – Julian Gelies hat eine Entscheidung getroffen. Der Trainer von Fußball-Bezirksligist FC Hambergen wird den Verein mit Ablauf der aktuellen Spielzeit auf eigenen Wunsch hin verlassen. Der 34-Jährige bestreitet aktuell seine vierte Saison mit den "Zebras" – und hätte auch durchaus noch eine weitere dranhängen dürfen, wie Jan Hertz-Kleptow betont. "Wir hätten mit Julian gerne weitergemacht", versichert der Hamberger Teammanager.
Am 5. Dezember habe es eine finale Gesprächsrunde gegeben, nach der sich der FC-Coach noch einmal intensiv Gedanken gemacht hat. "Das war die mit Abstand schwerste Entscheidung meiner gesamten Laufbahn", sagt Gelies. "Rein menschlich würde ich hier sofort einen Zehn-Jahres-Vertrag unterschreiben. Aber man kann und darf auf diesem Niveau das Sportliche eben nicht komplett ausblenden", schiebt der Trainer hinterher. Und sportlich läuft seit dem umjubelten Aufstieg in die Landesliga Lüneburg eben kaum noch etwas zusammen bei den "Zebras".
Der starke Saisonstart im Spätsommer 2022 war schnell vergessen, am Ende stiegen die Rot-Weißen nach einer kräftezehrenden Spielzeit als abgeschlagenes Schlusslicht wieder aus der Landesliga ab. Und auch in der Bezirksliga läuft es seit Sommer alles andere als rund. Im gesamten Kalenderjahr 2023 gewann die Gelies-Mannschaft lediglich fünf Punktspiele. "So eine lange Misserfolgsserie schleppt man natürlich mit sich rum", erklärt der Coach. Auch die Neustrukturierung des Kaders im Sommer, als 13 Spieler gingen und 13 Neue hinzukamen habe die Situation nicht nachhaltig zum Positiven verändert.
Enttäuschung ist greifbar
"Wir haben natürlich auch eine gewisse Abnutzung gesehen", sagt Jan Hertz-Kleptow, der keinen Hehl daraus macht, dass vor allem die letzten Monate in der Bezirksliga ziemlich enttäuschend waren. Denn trotz personeller Veränderungen müsse man mit dem aktuellen Kader viel besser dastehen. "An dieser Entwicklung haben sicherlich alle Beteiligten einen gewissen Anteil", so der Teammanager. Trotz der sportlichen Misere sei die Enttäuschung greifbar gewesen, als Gelies und Hertz-Kleptow die Mannschaft am Dienstagabend informierten und in "viele bedröppelte Gesichter" (Hertz-Kleptow) blickten.
Menschlich passte und passt es weiterhin bestens zwischen Trainer und Mannschaft, dennoch spürt Julian Gelies, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen ist. "Ich habe noch nie so lange und intensiv über eine Entscheidung nachgedacht, aber ich bin mir sicher, dass ein neuer Impuls jetzt wichtig ist." Fußballmüde, das betont der Coach ausdrücklich, sei er keinesfalls – im Gegenteil. "Ich werde jetzt alles für den optimalen Abschluss in Hambergen geben. Aber es ist dann auch definitiv mein Ziel, zum Vorbereitungsstart irgendwo anders als Trainer auf dem Platz zu stehen. Ich möchte auf keinen Fall eine Pause einlegen." Die Liga spiele dabei sogar nur eine untergeordnete Rolle. "Wichtig ist, dass ein gewisses Potenzial und gewisse Ambitionen vorhanden sind. Deshalb werde ich mir definitiv alles anhören, was da kommt", führt Julian Gelies aus.
Gespräche wird nun auch Jan Hertz-Kleptow führen, nämlich mit potenziellen Gelies-Nachfolgern. Die ersten seien sogar schon gelaufen. "Es ist schade, dass Julian aufhört. Aber es ist gut, dass wir so früh Klarheit haben und uns nun auf die Suche nach einem Nachfolger machen können", sagt der Hamberger Teammanager, der neben Gelies übrigens auch Co-Trainer John Muskee ersetzen muss, der zum Saisonende ebenfalls seinen Hut nehmen wird.