Wer würde die Nachfolge von Hazem Naw antreten? Im Gegensatz zu den Damen war bei den Herren klar, dass es einen neuen Turniersieger geben würde. Nachdem Serign Samba im vergangenen Jahr ins Finale gekommen war, dort aber gegen den in der ATP-Weltrangliste auf Platz 313 gelisteten Naw verloren hatte, war der Spieler vom Großflottbeker THGC einer der Favoriten auf den Turniersieg, schied aber überraschenderweise bereits im Viertelfinale aus. Das von vielen prognostizierte Finale zwischen Samba und der Nummer 23 der deutschen Setzliste, Jochen Bertsch, war Makulatur geworden. Dabei hätte es vom Tableau her wunderbar gepasst.
Mit Richard Antoni stand somit ein ebenfalls sehr junger Spieler im Finale. Der 19-Jährige war der Samba-Bezwinger, ging als 184. der Setzliste aber als klarer Außenseiter in das Match. Und so gestaltete sich die Partie denn auch. Ruckzuck lag der für den SC Condor aktive Antoni mit 0:4 zurück, ehe er mit seinem gewonnenen Aufschlagspiel zum 1:4 doch ein Lebenszeichen von sich gab. Es sollte ihm im ersten Durchgang noch ein weiteres Mal gelingen, mehr war beim 2:6 aber nicht drin. „Jochen ist ein geiler Spieler, er hat mich zerstört“, brachte es Richard Antoni hinterher auf einen kleinen, aber prägnanten Nenner.
Man konnte ihm nicht unterstellen, er hätte nicht alles versucht. Tatsächlich konnte er den zweiten Durchgang etwas ausgeglichener gestalten, auch wenn es das Ergebnis nicht unbedingt ausdrückt. Das 2:6 im zweiten Satz war aber nicht so deutlich wie das im ersten. Richard Antoni ging sogar in Führung, als er seinen Aufschlag im ersten Spiel durchbrachte. Und das sogar durchaus souverän. Aber Jochen Bertsch, der auf dem Weg ins Finale lediglich zehn Spiele abgegeben hatte, ließ sich nicht lumpen – und behielt auch in den kritischen Phasen die Oberhand. Etwa dann, als es auch bei ihm mal über Einstand hinaus ging.
Als Jochen Bertsch bereits 4:1 führte, war mindestens eine Vorentscheidung gefallen. Für Richard Antoni ging es eigentlich nur noch darum, die Niederlage in einem erträglichen Rahmen zu halten, was sich insbesondere im letzten Aufschlagspiel zeigte, das mit Abstand das umkämpfteste war. Antoni besaß sogar einen Breakball, wehrte danach einen Matchball ab und besaß wieder eine Breakmöglichkeit. Auch den zweiten Matchball wehrte der junge Finalist noch ab, ehe Bertsch den dritten per Ass verwandelte. Richard Antoni zweifelte zunächst an, dass der Ball die Linie berührt hatte, wischte den Abdruck aber mit dem Fuß schließlich doch davon.
„Ich hätte das Match für die Zuschauer gerne interessanter und spannender gemacht, aber hoffentlich klappt das nächstes Jahr“, meinte der 19-Jährige, der zum zweiten Mal in Lilienthal dabei war. Der Mannheimer Bertsch krönte seine Premiere dagegen direkt mit dem Turniersieg.