Die Mitarbeiter der Bio-Hofmolkerei Dehlwes dürfen bald auch ganz legal ihre Autos auf der Schotterfläche abstellen, die sich neben dem Melkhus auf der gegenüberliegenden Seite der Hofstelle in Trupe befindet. Der Gemeinderat hat auf seiner jüngsten Sitzung den dazugehörigen Bebauungsplan für 14 Stellplätze beschlossen und damit nachträglich erlaubt, was es in Grundzügen ohnehin schon länger gibt. Molkerei-Betreiber Gerhard Dehlwes will nun kurzfristig einen Bauantrag stellen und den Parkplatz entsprechend aller Vorgaben herrichten, sobald er die Genehmigung in der Tasche hat. Damit endet ein zähes Verfahren, das sich über Jahre hingezogen hat.
Das Familienunternehmen plant ferner, den Landwirtschafts- und Molkereibetrieb auf der anderen Straßenseite neu zu strukturieren und in Richtung Feldhausen zu erweitern. Zwischen Gemeinde, Investor und dem von Dehlwes beauftragten Planungsbüro habe es dazu mehrere Treffen gegeben, heißt es aus dem Rathaus. Seit gut einem halben Jahr sei aber nichts mehr passiert. Dehlwes unterstreicht, dass er an seinem Konzept festhält, damit sich der Betrieb auch auf längere Sicht weiter entwickeln könne. Was er benötige, sei Planungssicherheit, die Grundlage für weitere Investitionsentscheidungen. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt Dehlwes.
Rasantes Wachstum hingelegt
Mit vier Millionen Euro Umsatz habe man 1999 angefangen, heute liege dieser bei 20 Millionen Euro jährlich. Laut Dehlwes sind 50 Mitarbeiter inzwischen auf dem Hof und in der Molkerei tätig. "Damit sind wir an der Grenze des Möglichen angekommen", sagt Dehlwes. Längst werden nicht mehr alle Produkte der Marke "Heimatglück" in Trupe hergestellt: H-Milch, Butter, Käse oder Kaffeesahne werde in Partner-Molkereien produziert. Direkt aus Trupe kommt laut Dehlwes aktuell noch "alles, was im Becher ist": Sprich Joghurt, Sahne oder auch Crème fraîche. Neuerdings ist die Hofmolkerei auch als Zulieferer für das Unternehmen "Hello Fresh" tätig, das ihren Kunden Rezepte samt Zutaten in Paketen nach Hause schickt. Auch diese Schiene wird von Trupe aus bedient.
Die Dehlwes-Familie würde auf ihrer Hofstelle gern im größeren Stil selbst die Energie erzeugen, die für den Molkereibetrieb nötig ist. Stallungen und Gebäude sollen mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden und auch eine mit Gülle betriebene Biogasanlage ist angedacht. Der Landwirt möchte auch die Option haben, eines Tages ein neues Molkereigebäude mit größeren Kapazitäten außerhalb der jetzigen Hofstelle errichten zu dürfen. Anwohner vor allem aus Feldhausen wehren sich gegen die Erweiterungspläne, weil sie unter anderem Lärm und zusätzlichen Verkehr befürchten.
Molkerei-Chef Dehlwes sieht durchaus diese Knackpunkte, aber zugleich auch Möglichkeiten, wie die Probleme in den Griff zu bekommen wären. Er würde mit dem Betrieb am liebsten am vorhandenen Standort bleiben, doch auch ein Umzug ist nicht ausgeschlossen, wenn in Trupe gar nichts geht. Im geplanten neuen Grasberger Gewerbegebiet hat sich Dehlwes nach eigenen Angaben vorsorglich Flächen für seine Molkerei reservieren lassen.
Landkreis hat Parkplatz geduldet
Wie es langfristig weiter geht, bleibt ungewiss. Zumindest beim Parkplatz für die Mitarbeiter herrschen jedoch nun klare Verhältnisse. Nach Ärger mit den Nachbarn, Beschwerden über nächtliche Ruhestörung und Auflagen der Behörde hatte Dehlwes die Parkplätze mangels Alternative von der Hofstelle auf die Wiese gegenüber verlagert. Ratsherr Andreas Strassemeier (Die Linke) hatte in der Debatte um den Bebauungsplan von einem "Schwarzbau" gesprochen, und den Ansatz kritisiert, den Zustand nachträglich zu legalisieren. Andere Ratsleute wie Pascal Holz (CDU) betonen dagegen, dass es sich bei der Hofmolkerei um ein "Aushängeschild" für Lilienthal handele und der Betrieb unterstützt werden müsse.
Der für die Bauaufsicht zuständige Landkreis Osterholz hat von der unerlaubten Nutzung gewusst, ist aber mit Blick auf das laufende Planverfahren nicht eingeschritten. "Es entspricht sowohl der Rechtsprechung als auch dem üblichen Vorgehen des Landkreises, die umgehende Beseitigung eines Bauwerks nicht zu fordern, wenn beispielsweise nach Durchführung eines B-Plan-Verfahrens eine Legalisierung möglich wäre", sagt Landkreis-Sprecher Sven Sonström. Wenn es anders gekommen wäre und die Gemeinde den B-Plan abgelehnt hätte, hätte der Landkreis die Beseitigung des Parkplatzes verlangt.
Dass es nicht okay war, einfach loszulegen, wird Dehlwes im Portemonnaie zu spüren bekommen: Wie in solchen Fällen üblich, wird er für den Bauantrag die dreifache Baugenehmigungsgebühr zahlen müssen. Der Landkreis versteht dies als Botschaft an alle, die ohne Baugenehmigung bauen: Es bestehe nicht nur das Risiko, dass das "schwarz" errichtete Bauwerk auf eigene Kosten wieder beseitigt werden müsse. Am Ende werde es für diejenigen, die dafür verantwortlich sind, auch teuer, sofern die Legalisierung möglich sei.