Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Windpark im St. Jürgensland Noch viele Fragen zu den BayWa-Plänen

Der BayWa-Konzern will im St. Jürgensland einen Windpark mit bis zu 16 Anlagen errichten. Die Pläne werden durchaus kritisch gesehen, wie sich bei einer Info-Veranstaltung des Unternehmens zeigte.
02.07.2023, 14:59 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Noch viele Fragen zu den BayWa-Plänen
Von Lutz Rode

Lilienthal. Ganz so voll wie erwartet war es nicht, doch 40 bis 50 Interessierte dürften es gewesen sein, die der Einladung von BayWa in Murkens Hof gefolgt waren. Ein Experten-Team des Konzerns stand am Freitagnachmittag parat, Fragen zu den Windparkplänen zu beantworten, die das Unternehmen im St. Jürgensland verwirklichen will. Projektleiterin Annemarie Amelung sprach von einem "offenen Visier", mit dem die BayWa-Leute unterwegs seien. Das Unternehmen will kein Geheimnis aus seinen Plänen machen, sich kritischen Fragen stellen und die Menschen in der Region so früh wie möglich ins Bild setzen, was da entstehen könnte.

Auch wenn es längst Pachtverträge mit den Landeigentümern gibt: Ob jemals Windräder in dem umrissenen 347 Hektar großen Gebiet errichtet werden können und in welchem Umfang, ist nicht entschieden. Zum Jahresende erwarten die BayWa-Leute mehr Klarheit. Dann soll der erste Entwurf für das Regionale Raumordnungsprogramm auf dem Tisch liegen, aus dem hervorgeht, welche Flächen des Kreisgebiets für die Windenergienutzung reserviert werden sollen.

Wer sich unter den Gästen der Info-Veranstaltung an den verschiedenen Themenständen umhörte, merkte schnell, dass die Aussicht auf 16 Windräder mit einer Höhe von 250 Metern durchaus skeptisch gesehen wird oder auch Fragen aufwirft, die geklärt werden müssen. Christian Freter wohnt in Wührden und würde von seinem Zuhause aus direkt auf den Windpark gucken. Er macht sich Sorgen, wenn er an die unzähligen Gänse und anderen Vogelarten denkt, die im Gebiet unterwegs sind, und er befürchtet negative Folgen für die Natur, wenn sich die Räder eines Tages drehen sollten. Bei Besuchen in Dänemark habe er gesehen, dass die dauerhafte Bewegung der Rotoren die Luft vibrieren lässt. "Ich möchte den Windpark nicht haben", sagt der Lilienthaler.

Was ist mit dem Schattenwurf?

Grundsätzlich gut findet Sabrina Wohlers den Ansatz, Strom aus Windenergie herzustellen, um so die Energiewende voranzutreiben. Doch beim Blick auf die Karte mit dem angedachten Planungsgebiet kommen ihr doch Zweifel, ob der Standort nicht Probleme mit sich bringt: Sie wohnt nahe der Freilichtbühne in Frankenburg, die angedachten Anlagen würden, sollten sie denn jemals genehmigt werden, in südwestlicher Richtung von ihrem Haus stehen. "Mich interessiert vor allem der Schattenwurf, der von den Windrädern ausgeht", sagt sie.

Problematisch findet Elke Oksas, dass die angedachte Windparkfläche nah dran an der Grenze zum Naturschutzgebiet Truper Blänken liegt. "Ich glaube ja nicht, dass die vielen Vögel, die da unterwegs sind, abbiegen, wenn sie auf die Windräder treffen", sagt die Anwohnerin. Die Energiewende wird aus ihrer Sicht grundsätzlich "übers Knie gebrochen". Wenn es nach ihr ginge, sollte die freie Landschaft im St. Jürgensland erhalten bleiben. Genau ansehen will sie sich die Gutachten, die Aussagen zu den Auswirkungen der Windräder auf die Vogelwelt treffen. Wie die Daten erfasst wurden, in welcher Jahreszeit und in welchen Bereichen, das alles will sie sich genau ansehen. Elke Oksas befürchtet aber auch, dass es für Laien schwer sein dürfte, die Arbeit der Gutachter zu beurteilen. BayWa hat nach eigenen Angaben bereits "umfangreiche Naturschutzuntersuchungen mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen".

Treffen mit Naturschutzverbänden

Die BayWa-Leute suchen nicht nur den Kontakt zu den Anwohnern, sondern sprechen auch mit Naturschutzverbänden oder der Lilienthaler Rathausspitze. Wenige Tage vor der Informationsveranstaltung haben die Firmenvertreter zusammen mit dem örtlichen Nabu und der Biologischen Station Osterholz eine Tour durchs angedachte Windpark-Gebiet unternommen. Nabu-Vorsitzende Heike Behrens war auch dabei. Probleme, so sagte sie im Nachgang, könne der Transport der Bauteile und vor allem der riesigen Rotorblätter für die Anlagen mit sich bringen. Die vorhandenen Wege seien dafür nicht gemacht. 

Vor rund zwei Monaten gab es auch ein Treffen im Lilienthaler Rathaus, zu dem Bürgermeister Kim Fürwentsches die BayWa eingeladen hatte, um Näheres über die Windparkpläne zu erfahren. Einen ersten Kontakt zur Gemeinde hatte es nach Angaben des Unternehmens 2019 gegeben, als man bei dem damaligen Bürgermeister Kristian Tangermann vorstellig geworden war. Bei der Info-Veranstaltung war aus der Lilienthaler Verwaltung niemand zugegen. Auch Mitglieder des aktuellen Lilienthaler Gemeinderates ließen sich dort nicht blicken.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)