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Folgen der Inflation Verzicht im Supermarkt – wo Verbraucher sparen

Inflation trifft Verbraucher: Wie gehen Menschen in Lilienthal, Tarmstedt und Bremen mit steigenden Preisen um? Worauf wird verzichtet? Wie wird gespart? Das berichten Verbraucherinnen und Verbraucher.
14.01.2025, 05:00 Uhr
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Verzicht im Supermarkt – wo Verbraucher sparen
Von Petra Scheller

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schauen zurzeit nach dem Einkauf ungläubig auf den Kassenzettel. Die Inflation hat die Preise für viele Produkte steigen lassen. Zwar hat sich die Teuerungsrate im vergangenen Jahr mit 2,2 Prozent deutlich unter dem Niveau der Vorjahre bewegt, doch von einer Entspannung bei den Verbraucherpreisen kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Der Dezember brachte zuletzt mit 2,6 Prozent den dritten Anstieg in Folge und die zweithöchste Teuerungsrate des Gesamtjahres 2024. Wie reagieren Lilienthalerinnen, Tarmstedter, Bremerinnen und Bremer darauf?

"Wir kaufen nur noch das, was wir wirklich brauchen", sagt Janine Geers im Edeka-Markt von Daniel Breiding. In Lilienthal. Toastbrot, Nudeln, eine Getränkekiste und kleine Kuchen hat die Mutter von vier Kindern gerade in den Einkaufswagen gepackt. Verzichtet werde auf Süßigkeiten. Die gebe es nur noch selten, sagt die Pflegefachkraft. Auf einige Dinge würde sie jedoch nicht verzichten: "Auf Butter zum Beispiel – ohne Butter geht nichts." Um dabei günstig zu fahren, schaue sie vermehrt auf Angebote. Lidl und Edeka seien ihre Haupteinkaufsläden. "Zuerst Lidl, dann Edeka", sagt Geers. Obst, Gemüse und Fleisch kaufe sie vornehmlich bei Lidl. Nudelhörnchen, Madeleines, Toastbrot und glutenfreies Mehl bei Edeka. "Mein Sohn ist Allergiker. Dieses Toastbrot kostet für 330 Gramm über 3 Euro." Aber anders ginge es eben nicht. Auch am Olivenöl wolle sie nicht sparen. Das sei ohnehin teuer. "Deshalb nehme ich das aus Wilstedt, weil es besonders gut ist", sagt die Lilienthalerin.

Kornelia Arjangui spart nicht bei Lebensmitteln. "Das ist so ziemlich das Einzige, woran wir nicht sparen", sagt die Lilienthalerin. Sie kaufe weniger Kleidung und fahre weniger Auto. In ihrem Einkaufskorb hat Arjangui überwiegend Bio-Produkte. Kaffee kaufe sie in Holste beim Rösthof, Gemüse meistens bei Aleco. Gerade sei sie auf der Suche nach der Barista-Hafermilch, weil sie im Angebot sei. Brot würde ihr Mann inzwischen selber backen – "weil ihm da die Qualität besonders wichtig ist."

Michael Becker lassen die gestiegenen Preise vollkommen kalt. Vielleicht liege es daran, dass er lange in der Schweiz gelebt habe und knackige Preise gewohnt sei. "Wir kaufen überwiegend Bioprodukte, meist auch im Bioladen – da stehen wir dahinter", sagt der pensionierte Berufsschullehrer aus Tarmstedt. Fleisch kaufe er überwiegend in Hepstedt beim Bauern im Hofladen.

Eine 28-jährige Bremerin steht mit ihrem Partner im Tarmstedter Rewe-Markt von Chris Grotheer vorm Gemüseregal. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. "Ich bin Filialleiterin bei Lidl", sagt sie leise. Dass die Preise gestiegen seien, merke sie schon. An ihrem Einkaufsverhalten habe sich durch die Preiserhöhungen jedoch nichts verändert. "Weil sich mein Gehalt auch entsprechend angepasst hat", berichtet die Mutter von zwei Kindern. Smoothie, Hackfleisch, Auflage und Obst kommen in den Einkaufskorb. Was gekauft werde, entscheide sie spontan. "Wir haben gerade gelacht, weil wir Walnüsse für 16,99 Euro im Regal gesehen haben, die würden wir nicht kaufen", räumt die Einzelhandelskauffrau ein.

Britta Cordes achtet hingegen stets auf Angebote. Am Wochenende gucke sie die Prospekte durch. Um günstige Preise mitzunehmen, sei sie meist in verschiedenen Läden unterwegs: Aldi, Rewe, Neukauf steuere sie überwiegend an. Besonders aufgefallen sei ihr die Preissteigerung bei Olivenöl. "Von 6,49 Euro ist das inzwischen auf über 9 Euro gestiegen." Das tue zwar weh, kaufen würde sie es aber trotzdem. "Wenn das Öl im Angebot ist, nehme ich gleich ein paar Flaschen mehr."

Günter Kück will am Abend kochen. Karotten, Sojasauce, Pilze, Fleisch und Paprika liegen im Einkaufskorb. "Es gibt was Schönes aus dem Wok. Ich nehme das, was ich schon immer gekauft habe", sagt der 72-Jährige. Das sei nicht immer günstig. Andererseits studiere er regelmäßig Prospekte, um nach Angeboten zu gucken. "Wenn etwas irgendwo günstig ist, was wir brauchen, dann fahre ich da mit meiner Frau eben rum", berichtet der Breddorfer. Wichtig sei ihm, dass er in der Nähe einkaufen könne. "Bei Myenso kaufen wir sehr viel ein." Das sei ideal, weil man dort rund um die Uhr einkaufen könne. Niemals verzichten würde Günter Kück auf seinen Kaffee am Morgen. "Wenn der im Angebot ist, werden gleich drei, vier Pakete gekauft."

Merjn Belaye achtet immer auf Angebote. "Ich gucke in die Zeitung. Wenn Dinge billig sind, kaufe ich ein", sagt die Tarmstedterin. Sonnenblumenöl für 3,49 Euro landet heute gleich drei Mal in ihrem Einkaufskorb. Normalerweise koste das 4,94 Euro. Vor drei Jahren habe es nur um die 2 Euro gekostet. Alles sei teurer geworden, sagt Belaye. Verzicht übe sie bei Kaffee – "den gibt es nur noch, wenn Besuch kommt." Ihr Lieblingskaffee koste inzwischen 12 Euro. "Früher waren es 6 Euro." Auch Olivenöl kaufe sie inzwischen selten. Von 5 auf 12 Euro sei der Preis ihres Lieblingsöls inzwischen gestiegen.

Auf den ersten Blick fielen die Preissteigerungen oft gar nicht auf, berichtet eine alteingesessene Lilienthalerin vorm Kühlregal. "Bei Margarine machen sie inzwischen 50 oder 100 Gramm weniger in den Topf, aber der Preis ist geblieben." Auch Butterpreise seien konstant hoch, hat die 80-Jährige beobachtet. "50 Cent mehr als üblich." Deutsche Markenbutter sei früher unter einem Euro gewesen, heute über 2 Euro. Sie kaufe vermehrt die Eigenmarken in Supermärkten, die seien genauso gut wie gängige Markenprodukte.

Silas Bähr macht seit dreieinhalb Jahren eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. "Seitdem kaufe ich selber ein und merke, dass alles ganz schön teuer ist." Gerade wenn er in der Mittagspause einkaufe, falle ihm die Preissteigerung auf. "Für ein, zwei Teile sind mal eben 5 oder 10 Euro weg – für Brötchen, Joghurt, Kleinkram. Ich versuche dann, nur eine Sache zu nehmen und nicht drei, vier", sagt der 19-Jährige. Statt überbackene Teilchen beim Bäcker sei es jetzt öfter mal eine trockene Brezel.

Tanja Marzinzik-Schülken reagiert auf gestiegene Preise mit Verzicht. "Ich kaufe für einen fünfköpfigen Haushalt ein. Wir trinken viel Milch. Ich bin dazu übergegangen, nicht mehr die Bio-Milch zu kaufen", berichtet die Sozial-Pädagogin. Seit Corona sei der normale Wocheneinkauf "deutlich teurer" geworden. Alltägliche Sachen kaufe sie deshalb im Angebot. Besonders zu Buche schlagen, würden Fleischersatzprodukte, die sich ihre Töchter oft wünschen würden. Im Gegenzug verzichteten die übrigen Familienmitglieder dann häufiger auf den Fleischkonsum.

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