Mir geht es relativ gut, denn ich kann als Maler noch arbeiten gehen und habe daher weiterhin einen einigermaßen vernünftigen Tagesablauf. Jeden zweiten oder dritten Tag gehe ich im Schwaneweder Wald laufen und baue dabei immer wieder Sprints ein. Anstelle der Hütchen auf dem Fußballplatz dienen dann halt Stöcker dazu. Man muss sich einfach nur zu helfen wissen.
Wozu kommen Sie gerade, wofür ansonsten wenig Zeit bleibt?Aufräumen und wischen! All die lästigen Dinge, die man gerne verdrängt, wo sich jetzt aber das Gewissen meldet. Mit meinen Mannschaftskameraden zocke ich online auch häufig „FIFA“, wir setzen dabei ein Headset auf und können so miteinander quatschen. Gerne beschäftige ich mich auch mit meinem elfjährigen Sohn. Spiele wie „Memory“ oder „Skip-Bo“ stehen da hoch im Kurs.
Ganz klar Fußball. Mir fehlt einfach der Ausgleich, und ich spüre, wie ich mir langsam selbst auf die Nerven gehe. Wo kann ich mich jetzt auspowern und aufregen? Wenn man realistisch ist, wird wohl auch unsere Mannschaftsfahrt nach Mallorca ausfallen. Da ich ja den Verein wechsle, tut es sehr weh, dass ich mich dort nicht in einem besonderen Rahmen von meinen Jungs verabschieden kann.
Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit?Mein Vater ist vor drei Jahren verstorben. Vor wenigen Tagen stand ich an seinem Grab und war in mich gekehrt. Dabei ist mir klar geworden, wie wertvoll eigentlich das Leben ist. Gerade in dieser Zeit sollte man mal über sein Verhalten nachdenken und das Leben deutlich mehr schätzen. Freunde sind in diesem Zusammenhang einfach unglaublich wichtig und ein bewusster Umgang mit der Natur.
Das Interview führte Frank Mühlmann.Heute von:
Marcel Meyer, 28 Jahre alt, Fußballer bei der TuSG Ritterhude
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In unserer Serie „Gruß aus der Isolation" lassen wir Sportlerinnen und Sportler aus unserem Verbreitungsgebiet über das ungewohnte Leben in Zeiten von Kontaktsperren, Homeoffice und Hamsterkäufen berichten.