Schwanewede. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist nicht leicht. Wann höre ich auf? Diese Frage stellte sich Andreas Dirks bereits vor geraumer Zeit. Eine Überlegung von ihm war, nach der abgelaufenen Saison seinen Abschied von der Trainerbank des FC Hansa Schwanewede zu verkünden. Es wäre für ihn zugleich jener perfekte Zeitpunkt gewesen, seine Mannschaft hatte ja gerade den Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga geschafft. Dann meldete sich aber seine innere Stimme, die sagte: „Willst du wirklich jetzt aufhören?“ Also entschied sich Andreas Dirks, doch noch eine Saison dranzuhängen. „Die Bezirksliga will man dann ja auch mitnehmen, wenn man die Mannschaft dort hingeführt hat“, sagt der Hansa-Coach, der für sich nun aber definitiv beschlossen hat: „Im Sommer ist Schluss!“
Alle, die gut über den FC Hansa Schwanewede informiert sind, könnten nun den Schluss ziehen, die Entscheidung von Andreas Dirks ginge einher mit den erst kürzlich aufgetretenen Turbulenzen während der Winterpause. Zur Erinnerung: Den FC Hansa verließen um den Jahreswechsel herum nach internen Querelen gleich drei Stammspieler. Dieser Assoziation schiebt der Noch-Trainer jedoch klar einen Riegel vor. „Es hat wirklich nichts mit der Winterpause zu tun“, bekräftigt Andreas Dirks. In ihm reifte schlicht und ergreifend immer mehr der Entschluss, als Trainer aufzuhören. Aber wie gesagt: Mit dem Zeitpunkt tat sich der Übungsleiter lange sehr schwer.
Bis zu dieser Spielzeit. „Tatsächlich habe ich den Vereinsverantwortlichen schon nach dem vierten Spieltag gesagt, dass ich das nur noch bis zum Ende der Saison mache“, erzählt Andreas Dirks. Dass diese Aussage nicht unbedingt auf offene Ohren stieß, erklärt sich vor allem am Erfolg der vergangenen Jahre. Unter seiner Führung formte er in den vergangenen dreieinhalb Jahren ein Team, das sich in der Kreisliga Osterholz im oberen Tabellendrittel etablierte und nach dem nur um einen Zähler verpassten Aufstieg in der Saison 2017/18 im vergangenen Jahr doch den Sprung in die Bezirksliga schaffte. Um sich das vor Augen zu führen: Der FC Hansa Schwanewede hatte ganze 33 Jahre auf diesen Moment warten müssen. 33 Jahre!
Andreas Dirks hat an dieser positiven Entwicklung großen Anteil. Ein Großteil des Kaders speist sich aus Spielern, die er noch in der B- und A-Jugend betreut hatte. Vereinsmitglied ist er bereits seit 25 Jahren. Dabei war es nie sein Ansinnen, irgendwann mal Trainer zu werden. „Ich bin da irgendwie reingeschliddert“, meint er rückblickend. Irgendwann brauchte die Alte Herren, in der Dirks spielte, einen „Trainer“. „Wenn man ihn denn überhaupt so nennen kann“, schmunzelt Andreas Dirks bei dem Gedanken daran selbst ein bisschen. Er hat die Alte Herren eher betreut. Und wie das so ist: Danach suchte die Mannschaft, in der seine Tochter spielte, einen Co-Trainer. Also sprang Andreas Dirks auch hier in die Bresche, ehe er schließlich die B- und A-Jugend und die Erste Herren als Trainer übernahm. „Ich hatte nie Ambitionen, das zu tun“, so Dirks zu seinem persönlichen Aufstieg im Verein.
Nach dieser Saison ist nun aber Schluss. „Weil irgendwann auch andere Dinge wieder wichtig werden“, sagt der Noch-Coach. Freunde und Familie. Dafür will er wieder mehr Zeit haben. Aber abgesehen davon hält Andreas Dirks einen Tapetenwechsel auch für die Mannschaft für richtig. „Man hat als Trainer doch auch häufig die gleichen Ansätze. Da braucht man auch mal eine Abwechslung“, findet er und fügt an: „Jeden Tag Helene Fischer ist doch auch blöd.“
Noch aber ist Andreas Dirks der Kapitän auf der Hansa-Kogge, und es wird von ihm und seiner Mannschaft während des restlichen Saisonverlaufs alles abverlangt werden. Es steht einiges auf dem Spiel. „Ich will nicht als Trainer in Erinnerung bleiben, der abgestiegen ist“, betont der Schwaneweder. Für den Klassenerhalt gelte es daher, alle Kräfte zu bündeln. „Wir brauchen uns nichts vormachen: Das wird bis zum Schluss eine ganz enge Geschichte. Schon der März könnte für uns entscheidend sein“, blickt er gespannt auf die ersten Spiele nach der Winterpause gegen die unmittelbaren Konkurrenten SV Ippensen und TV Oyten.
Die Mannschaft habe während der Vorbereitung gut mitgezogen, berichtet Andreas Dirks weiter. Er habe im Umgang mit der Mannschaft, die er vor eineinhalb Wochen von seiner Entscheidung in Kenntnis gesetzt hat, jedenfalls keinen Unterschied zu vorher bemerkt. Und er ist – trotz des kleinen Aderlasses während der Winterpause – optimistisch, dass der Klassenerhalt auch in die Tat umgesetzt werden kann. „Die Neuen bringen richtig Schwung rein“, freut sich Dirks. So habe Routinier Shaban Shabanaj seine Klasse und Erfahrung direkt erkennen lassen, und auch Mamadou Sow habe gut eingeschlagen. Sow stand schon in der Aufstiegssaison in Diensten des FC Hansa, entschied sich zu dieser Saison aber für einen Wechsel zum Bremer Landesligisten DJK Blumenthal. Mit den weiteren Zugängen James Saah Josiah (eigene Reserve), Jerome Schröder (TSV Farge Rekum) und vor allem Jan-Moritz Höler (TSV Ottersberg) hofft der Schwaneweder Trainer, nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten. Derzeit besitzt Hansa nur einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone. Einerseits. Andererseits steht für Andreas Dirks schon jetzt fest: „Es war ´ne geile Zeit!“