Von der Bank fällt der Blick direkt auf die Kriegsgräberstätte. Hinter einer niedrigen Mauer reihen sich flache Grabsteine entlang eines Weges. Am anderen Ende ragt ein Gedenkstein empor. Die Bank, auf der Heinz Cordes und Reinhard Gröne Platz genommen haben, glänzt noch wie neu. "Die haben wir vor Kurzem erst aufgestellt", sagt Cordes. Bei den Heimatfreunden Neuenkirchen kümmert er sich als Leiter der technischen Abteilung zusammen mit seinem Stellvertreter Gröne ehrenamtlich um das Kriegsgräberfeld neben dem Hospitalfriedhof in Neuenkirchen. Auch sonst sind die beiden in der Ortschaft äußerst aktiv.
Die Pflege der Kriegsgräberstätte und des benachbarten Hospitalfriedhofes ist laut Cordes dabei eine der Hauptaufgaben. "Wir mähen den Rasen, reinigen die Grabsteine, schneiden Sträucher, harken Laub und entfernen auch schon mal kranke oder abgestorbene Bäume", erzählt der 70-Jährige. Im Kriegsgräberfeld sind Opfer der NS-Gewaltherrschaft beigesetzt: Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Häftlinge, die unter anderem beim Bau des U-Boot-Bunkers Valentin in Farge eingesetzt waren, und die nach Kriegsende an den Folgen ihrer Leiden in einem Marine-Hospital starben. Das hatten alliierte Truppen im ehemaligen Marinegemeinschaftslager in Neuenkirchen eingerichtet. Auf dem Hospitalfriedhof sind überwiegend Menschen beerdigt, die in den Nachkriegsjahren als Flüchtlinge nach Schwanewede kamen und im evangelischen Hospital der Inneren Mission starben, die das Marinehospital 1947 übernommen hatte.
Für die Pflege der beiden Friedhöfe erhält der Heimatfreunde-Verein nach den Worten seines Vorsitzenden Hartmut Bohlmann eine finanzielle Unterstützung von der Gemeinde Schwanewede. Davon werden Werkzeuge wie Rasenmäher, Heckenschere und Motorsäge finanziert. Alljährlich am Volkstrauertag im November gibt es an der Begräbnisstätte eine Gedenkfeier. Dafür steht in den kommenden Wochen noch mal ein großer Pflegeeinsatz an. "Da sind wir dann mit 15 bis 20 Vereinsmitgliedern gut drei Stunden vor Ort am Arbeiten", sagt Heinz Cordes.
Instandhaltung der Gedenkstätte
Neben der Pflege der Kriegsgräber kümmern sich Heinz Cordes und Reinhard Gröne (73) auch um Renovierungsarbeiten in der Gedenkstätte "Baracke Wilhelmine", wo die Heimatfreunde in einer Dauerausstellung die Geschichte der ehemaligen NS-Lager in Farge und Neuenkirchen und die Nachkriegsentwicklung des Geländes dokumentieren.
Bei Veranstaltungen der Heimatfreunde kümmern sich Cordes und Gröne um die Logistik. Wenn der Verein zum Maibaumsetzen lädt, organisieren sie den Transport des acht Meter hohen Masts zum Marktplatz, helfen beim Schmücken, karren Tische, Zelte und Bänke vom Materiallager der Heimatstube heran. Für das Grillfest im Herbst organisieren sie Getränke, Geschirr und Mobiliar. Die beiden packen auch für die zwei Großveranstaltungen im Ort an: den Neuenkirchener Markt am dritten Wochenende im Oktober und den Weihnachtsmarkt am ersten Advent. "Für den Herbstmarkt bauen wir Zelte mit auf, installieren die Beleuchtung und bringen die Marktkanone zum Marktplatz." Zur Eröffnung gibt es dann Böllerschüsse.
Baumwahl für den Weihnachtsmarkt
Für den Weihnachtsmarkt suchen Cordes und Gröne den großen Tannenbaum aus, der im Zentrum des Marktplatzes aufgestellt wird. Angebote bekämen sie von Bürgern aus dem Ort, erzählen sie. Mindestens fünf bis sechs Meter hoch müsse ein Baum sein. "Wir schauen uns jeden Baum an. Ist er geeignet oder nicht und kriegen wir ihn auch raus?" Ist ein Kandidat ausgewählt, sägen ihn die beiden ab. Den Transport zum Marktplatz erledige der Bauhof der Gemeinde. Das Schmücken und die Beleuchtung übernehmen Cordes und Gröne. "Außerdem stellen wir am Markteingang und zwischen den Buden rund 20 kleinere Tannenbäume auf, die uns die Gemeinde zur Verfügung stellt und verteilen Rindenmulch." Das ganze Wochenende, von Freitag bis Sonntag, sei einer von ihnen immer auf dem Weihnachtsmarkt präsent.
Heinz Cordes, der bis zu seinem Ruhestand als Verwaltungsbeamter beim Bundeseisenbahnvermögen tätig war, und Reinhard Gröne, der als Monteur für ein großes Maschinenbauunternehmen arbeitete, halten auch das Domizil der Heimatfreunde instand. "Vor Kurzem gab es im Materiallager einen Wasserschaden. Da mussten drei alte Balken ersetzt werden, die haben wir rausgeholt. Eine Firma hat dann neue eingesetzt. Anschließen haben wir die Decke neu verkleidet, die müssen wir nun noch streichen." Die beiden halten auch die fünf Schaukästen und eine Infotafel im Ort instand. "Am Aussichtspunkt Geestblick an der Schulstraße haben wir eine Überdachung für die Sitzecke und ein Insektenhotel gebaut, außerdem die Mauer mit dem Neuenkirchener Wappen erneuert", erzählt Gröne. Der Rastplatz werde von Radfahrern gut angenommen.
Warum sie sich ehrenamtlich so sehr einsetzen? "Es macht einfach Spaß. Man hat immer etwas zu tun. Morgens um zehn schon vor dem Fernseher zu sitzen, ist nicht mein Ding", sagt Reinhard Gröne. Und Heinz Cordes meint: "Man kann viel an die Gesellschaft zurückgeben." Beide sind sich auch einig: Ehrenamtliches Engagement fördere den Zusammenhalt in der Ortschaft.