Schwanewede. Zuletzt hatten sie beim FC Hansa Schwanewede den Blick stets nach innen gerichtet, wenn es um den Trainerposten bei der 1. Herren ging. Jetzt ist das anders: Das Duo, das ab Sommer die dann mit großer Wahrscheinlichkeit in der Kreisliga Osterholz spielenden Blau-Weißen übernimmt, ist eine externe Lösung – und doch alles andere als unbekannt. Denn sowohl Thorsten Minke als auch Marc Coldewey kennen den Osterholzer Fußball und damit auch den FC Hansa. Ab Juli sollen die beiden, die einst ein Trainer-Spieler-Verhältnis pflegten und nun familiär befreundet sind, den Umbruch bei den Hanseaten verantworten.
Wobei noch nicht ganz klar ist, wie groß dieser Umbruch schon in diesem Sommer ausfallen wird. "Wir wollen erst einmal alle Spieler kennenlernen und schauen, wer das Projekt mitgehen will", betont Minke. Die erfahrenere Garde im Kader des Noch-Bezirksligisten um zum Beispiel Daniel Gaese muss nicht zwangsläufig um ihren Platz bangen. Klar ist aber auch: Über kurz oder lang muss sich das Team erneuern. "Wir haben einige Spieler im Kader, die keine sechs, sieben Jahre mehr in der 1. Herren spielen werden", weiß auch Yannick Sachau, Torwart der Mannschaft und 1. Vorsitzender des Vereins in Personalunion. Die Zeichen für diese Frischzellenkur stehen durchaus günstig.
Schwanewede stellt als einer von zwei Osterholzer Vereinen einen Bezirksligisten im A-Junioren-Bereich. Einige Talente, "eigentlich die ganze Mannschaft", wie Sachau sagt, rücken also nach. Mika Neumann hat sogar bereits vier Bezirksliga-Spiele im Herrenbereich absolviert. Deshalb habe der Fokus bei der Suche darauf gelegen, einen Trainer zu finden, der auch Erfahrung im Jugendbereich habe, erklärt Sachau. Den haben die Schwaneweder in Minke gefunden: Der 55-Jährige coachte unter anderem beim JFV Bremen auf Regionalliga-Niveau, seit Jahresbeginn unterstützt er beim Blumenthaler SV A-Jugend-Trainer Malte Tietze. "Aber ich habe gemerkt, dass mir dieses Zurückhalten schwerfällt. Ich habe den Ansatz, selbst etwas zu machen", sagt er. Da kam die Anfrage des FC Hansa gerade recht, zumal Minkes Sohn Dominik in der A-Jugend der Schwaneweder spielt. Der Verein ist Minke alles andere als fremd.
"Entscheidend wird sein, wie die Jungs den Übergang in den Herrenbereich meistern", weiß der 55-Jährige, der in seiner Laufbahn meist zwischen dem SV Löhnhorst und der SG Aumund-Vegesack pendelte. Bei diesem Übergang wollen er und der 41-jährige Coldewey, der momentan Spielertrainer beim VfB Oldenburg II ist und Trainererfahrung beim DJK Germania Blumenthal, FC Roland und TV Bremen-Walle sammelte, helfen. Dabei ist jedoch nicht nur das Sportliche entscheidend.
Es gehe auch darum, charakterlich und menschlich den Schritt zu schaffen, seine Rolle im Team zu finden, sich auch unterordnen zu können, betonen Minke und Coldewey unisono. Auch unter diesem Aspekt wird das Duo die Talente unter die Lupe nehmen. Die Arbeit mit jungen Spielern empfinden beide als reizvoll. Und sie kann sehr erfolgreich praktiziert werden. "Das sieht man ja beim VSK", so Minke. Die Kreisstädter haben unter Thorsten Westphal eine ganz junge 1. Herren aufgebaut, deren Weg spätestens in der kommenden Saison in die Landesliga führen soll. Der VSK sei durchaus ein Vorbild, meint Minke.
Wobei die Landesliga kein Hansa-Thema ist. Erst einmal müsste ohnehin – sollte kein Fußballwunder geschehen – die Rückkehr in den Bezirk gelingen. Der direkte Wiederaufstieg ist laut Sachau jedoch keine Pflicht. Minke spricht in diesem Zusammenhang von einem Zeitfenster von drei Jahren. "Das ist die Zeit, die du brauchst, um etwas aufzubauen", erläutert er. Mittelfristig wolle man sich in der Bezirksliga etablieren, ergänzt Sachau.
Er sieht eine gute Grundlage, auf der Minke und Coldewey aufbauen können. Schließlich hat ein Großteil des jetzigen Kaders für die neue Serie zugesagt. Ab dem 4. Juli, wenn die erste Einheit unter dem neuen Trainerduo steigen soll, gilt für alle Akteure, egal ob Jung oder Alt, laut Coldewey, der als Spieler unter anderem für Ihlpohl, Löhnhorst und Platjenwerbe auflief: "Jeder muss sich neu beweisen." Womöglich trainiert dann auch der eine oder andere externe Neuzugang mit. "Wir sind mit einigen Spielern in Gesprächen", verraten die Verantwortlichen. Sicher ist dagegen: Auf Minke und Coldewey wartet eine spannende Aufgabe.